31. März 2020
LIVE Q&A AUS VRINDAVAN
SHREE GIRIDHAR DHAM ASHRAM, 31. MÄRZ 2020
Im heutigen satsang beantwortete Paramahamsa Vishwananda Fragen über Wissen, das den Stolz vermehrt, darüber, ein Vaishnava-Polizist zu werden, mit Rassismus umzugehen und den inneren guru zu finden.
Jai Gurudev, alle! Wieder herzlich willkommen in Vrindavan!
Heute war ein sehr ruhiger Tag, hier ist nichts Aufregendes passiert. Ich habe soeben mit Swami Revati gesprochen. Er erzählte mir, dass sich einige Leute über das beschwert haben, was ich gestern vor dem satsang gesagt habe, besonders über „das Wort“. Er sagte mir, ich solle für die Kinder und so weiter etwas politisch korrekter sein.
Seht ihr, wenn ich hier sitze und anfange nachzudenken, politisch korrekt zu sein und dieses ganze Zeug … ah, ihr wisst sehr gut, dass es mir egal ist, was die Leute von mir denken. Also, wenn ihr meint, dass ich politisch korrekt sein muss, dann ist es besser, wenn ihr euch den satsang nicht anhört, das ist in Ordnung. Oder sorgt dafür, dass eure Kinder nicht zuhören. Aber ich glaube, es gibt eine bestimmte Sprache, auf die ihr zuerst selbst achten müsst, wenn ihr zu Hause redet. Und ja, ich bin ich selbst. Ich kümmere mich nicht darum, ob ich politisch korrekt bin oder nicht. Ich werde euch sagen, was ich euch zu sagen habe. Wenn es euch gefällt, dann gefällt es euch. Wenn es euch nicht gefällt, ist es eure Sache. Es ist mir wirklich nicht wichtig.
Also, ich werde Swami Revati bitten, die Fragen zu stellen.
Jai Gurudev, Guruji! In einigen satsangs sagst Du, dass externes Wissen uns zu falschem Stolz führt. Aber wie wichtig ist dieses Wissen und das Studium spiritueller Bücher für unser spirituelles Wachstum, und wie kann man sich davor schützen, diesem Stolz und diesem von außen aufgenommenen Wissen zu erliegen?
Weißt du, externes Wissen muss dich eigentlich in den Zustand der Demut bringen. Wenn du dich dem Göttlichen näherst, musst du bestimmte Dinge verstehen, nicht wahr? Du musst Ihn kennenlernen. Das ist die eigene spirituelle Reise. Da wir einen Verstand haben, möchten wir mit unserem Verstand bestimmte Dinge begreifen. Wir müssen den Verstand mit dem nähren, was wir verstehen. Aber noch einmal: Verstehen bedeutet nicht einfach, dass ich etwas lese und ich glaube, dass ich es begreife. Verstehen bedeutet, dass ich das, worüber ich lese, auch in die Praxis umsetze. Wenn wir unsere riesige [hinduistische Sammlung von] Literatur sehen – was hat sie uns gegeben? Diese Literatur wurde von Weisen und Heiligen geschrieben. Sie wurde nicht von weltlichen Menschen geschrieben, sie wurde nicht einfach geschrieben durch: „Oh, wissen Sie, lassen Sie mich ein Buch schreiben“, wie so viele Menschen einfach Bücher schreiben. Diese Weisen haben sich zunächst selbst gemeistert. Sie haben alles erlebt, worüber sie geschrieben haben. Sie hatten ein tieferes Verständnis für dieses Wissen. Da sie frei waren, schrieben sie es und gaben es der Welt.
In Kapitel 5, Vers 13 der Bhagavad Gita sagt Lord Krishna: „Diejenigen, die sich selbst innerlich losgelöst haben und frei sind, genießen freudig die Stadt der neun Tore.“ Wisst ihr, es ist erstaunlich, wie Er es ausgedrückt hat. In diesem Abschnitt erklärt Er alles darüber. Sie sind geistig frei und losgelöst, und doch sind sie die Beobachter der Dinge. Sie sind selbstverwirklicht und immer noch in diesem physischen Körper und beobachten alles. Mit diesem Wissen, dass sie nicht die Handelnden sind, sie nicht diejenigen sind, die agieren, veranlassen sie auch niemanden zum Handeln. Das ist es, was die Bhagavad Gita sagt. Ihr seht es deutlich in diesem Vers der Bhagavad Gita, in dem Bhagavan Krishna gesagt hat, dass sie die Beobachter der Dinge sind. Wer ist also der Beobachter in diesem physischen Körper? Es ist das atma. Dieses Wissen, was auch immer ihr studiert oder womit ihr euren Geist füttert, muss euch in den Zustand bringen, dass ihr euch davon verabschiedet, die Handelnden zu sein, diejenigen zu sein, die die Dinge tun. Nein, es ist dieses atma, das die Dinge in euch tut. Diese Weisen haben also das Wissen gegeben, damit man so demütig werden kann wie sie.
Wenn du Wissen hast und Stolz und Arroganz entstehen, bedeutet das, dass du nicht wirklich verstanden hast, worum es bei diesem Wissen geht. Wenn dieses Wissen dich in deiner Beziehung zu Gott nicht näher zu Ihm bringt, ist dieses Wissen nutzlos, weißt du. Wenn dieses Wissen, das du studiert hast und in das du dich vertieft hast, dich nicht demütig macht und dir nicht wirklich zeigt, dass es der höchste Herr ist, der alles in dir tut, dann ist es nichts.
Ihr versteht die Dinge nur durch diesen Verstand und Intellekt. Es ist so schön, wenn Krishna sagt: in diesem Königreich sitzend, in diesem Palast mit neun Toren. Wisst ihr, der Palast mit neun Toren ist dieser Körper selbst. Wenn Er davon redet, stammt das aus der Shvetashvatara Upanishad, in der Er diese Stadt der neun Tore, diesen physischen Körper, erklärt: sieben, die in unserem Gesicht vorhanden sind, zwei – nur um politisch korrekt zu sein – Ausscheidungs- und Harnorgane.
Hier sehen wir, wie schön Er es ausdrückt, frei von geistiger Aufregung. Euer Wissen sollte also den Geist befreien und euch frei machen, im Körper selbst zu sein. Ihr als Beobachter. Das atma tut gar nichts. Das atma beobachtet einfach nur. Es ist wie ein König, der in seinem Königreich sitzt. Sehr oft macht der König nicht viel, sondern regiert das ganze Königreich durch die Minister, durch die Menschen um ihn herum.
Das atma ist also dieser große Beobachter. Dieses Wissen, das du erhältst, muss dich zu dem Punkt bringen, an dem du feststellst, dass es das atma ist, das alles beobachtet. Und das atma ist ein Teil des Göttlichen selbst.
Im nächsten Vers sagt Er, dass Gott nicht der Ausführende von allem ist. Wisst ihr, alles ist gemäß den gunas gemacht. Hier sagt Bhagavan in einem Vers, dass Er der Beobachter ist. Er sitzt da und beobachtet alles. Aber alles ist nach den Gesetzmäßigkeiten der Natur gemacht worden. Alles wurde gemäß den gunas dorthin gebracht, wo es sein muss. Selbst wenn es den Anschein hat, dass alles in Bewegung ist – nein, das atma ist in sich selbst völlig ruhig. So wie wenn ihr euer Bild in einem Topf mit Wasser betrachtet. Ihr wisst sehr gut, dass eure Nase in eurem Gesicht gut fixiert ist, nicht wahr? Sie bewegt sich nicht nach links und rechts. Aber wenn das Wasser anfängt sich zu bewegen, was passiert dann mit dem Bild eurer Nase? Ihr seht, dass sich eure Nase sehr lustig bewegt. Ähnlich wie in eurem Handy, wo ihr diese App habt, mit der ihr euer Gesicht sehr lustig aussehen lassen könnt. Jemand hat mir einige Bilder von sich geschickt, auf denen sich die Gesichter drehen! Es ist, als wüsste man, dass alles in Bewegung ist, aber trotzdem sitzt die Nase noch richtig fest. So wirkt der Herr selbst durch die Art und Weise der gunas.
Also, um noch einmal auf deine Frage zurückzukommen: Wissen. Du nährst deinen Verstand und du nährst deinen Intellekt, weil du bestrebt bist, die Dinge zu verstehen, weil du bestrebt bist, über die Dinge Bescheid zu wissen, was sehr gut ist. Aber dieses Wissen sollte dich auch demütig machen, weil du weißt, dass es der Herr selbst ist, und dass alles, was dir gegeben wurde, für den Dienst an Ihm bestimmt ist.
Lieber Guruji, ich bin 14 Jahre alt, und ich fange an mich zu fragen, was ich einmal werden will, wenn ich erwachsen bin. Ich interessiere mich dafür, Polizist zu werden. Aber hier ist meine Frage: Ist es falsch für einen Vaishnava, Polizist zu werden, weil es möglich ist, dass ich einen Kriminellen erschießen muss, wenn er mich angreift?
Schau, mein Lieber, als Polizist kannst du Menschen nicht einfach so erschießen. Selbst wenn sie dich angreifen, musst du wirklich vorsichtig sein. Es gibt bestimmte Gesetze. Weißt du, vielleicht solltest du ein Mann des Militärs werden. Auch dort gibt es bestimmte Regeln. Also, ob es falsch ist, ein Polizist zu sein und gleichzeitig ein Vaishnava? Nein, es ist nicht falsch. Wenn du deine Pflicht tust und etwas tun musst, das über dein Konzept hinausgeht, dann musst du es tun. Das ist dein Dharma. Jeder Mensch hat eine bestimmte Pflicht im Leben und gemäß dieser Pflicht muss man manchmal gut und manchmal nicht gut handeln. Ob es gut ist – weißt du, wie ich gestern schon sagte, in jedem Guten steckt auch das Schlechte. Das ist die Art und Weise, wie die Welt es sieht. Für manche Menschen wird das Gute schlecht sein, und für manche Menschen wird das Schlechte gut sein. Es ist also nichts Schlechtes daran, wenn du deine Pflicht richtig erfüllst. Denn ich glaube nicht, dass jeder Polizist herumläuft und fröhlich und freudig Menschen erschießt. Aber in einem Notfall, wenn du wirklich bedroht wirst, wenn das die letzte Möglichkeit ist, die du hast, musst du es tun. Das ist dein Dharma.
Also, es ist interessant, dass du Polizist werden möchtest. Ich bete dafür, dass alles, was du dir wünschst, in Erfüllung geht.
Jai Gurudev, lieber Guruji! Wie gehen wir am besten mit Rassismus uns und unseren Lieben gegenüber um und mit dem Schmerz, den wir dadurch empfinden?
Schau, es gibt ein gewisses Maß an Rassismus. Aber ich denke, wenn du anfängst, dich darüber aufzuregen, wird es noch aggressiver werden. Am besten ist, es einfach zu ignorieren, weil Menschen aus Unwissenheit dumm handeln. Aber wenn man beginnt, sich ihnen gegenüber genauso zu verhalten, ändert das etwas? Ein weiterer Punkt ist, wenn du ihnen etwas über Rassismus erklären möchtest, dass sie es aufgrund ihrer Ignoranz nicht verstehen werden – selbst wenn du es ihnen auf die bestmögliche Art und Weise erklärst, selbst wenn du Gott selbst bittest, zu kommen und es ihnen zu erklären.
Der beste Weg ist, sie einfach zu ignorieren, so wie einen bellenden Hund. Wenn ein Hund bellt, an dem du vorbeigehst, setzt du dich dann und bellst mit dem Hund? Nein! Du schaust den Hund an, der Hund bellt, und du gehst einfach weiter. Genauso solltest du meiner Meinung nach Menschen mit dieser ignoranten Geisteshaltung behandeln. Behandle sie einfach wie einen Hund, der bellt, und setze deinen Weg fort. Lass sie so viel bellen, wie sie wollen, und gehe einfach weiter. Denn wenn du dort sitzt und versuchst, ihnen etwas über Rassismus zu erklären, werden sie noch aggressiver. In ihren Köpfen haben sie ein bestimmtes Verständnis, so dass sie sehr abweisend werden. Sie sind nicht bereit, dir zuzuhören. Was sie dazu gebracht hat, in dieser Art von Unwissenheit zu handeln, ist in erster Linie ihre Dummheit, zu glauben, dass sie überlegen sind und so weiter. Denn Rassismus bedeutet nicht nur rassistischer Rassismus, Rassismus kann viele Formen annehmen. Es gibt auch Rassismus in der Gesellschaft, zum Beispiel reich – arm, und andere Dinge, ethnischer Rassismus und so weiter. Das Beste ist also, einfach deinen Weg weiterzugehen und sie schlicht zu ignorieren.
Guruji, wie findet man den inneren guru? Seit wir uns nicht sehen können, sterbe ich an der Trennung. Wie kann ich mit dem inneren guru kommunizieren? Ist es durch Stille? Ich schicke Dir eine große Umarmung!
Oh, schön! Das ist schön. Diese große Umarmung selbst ist unsere tiefe Verbindung. Schau, wir verbinden uns, wie ich eingangs sagte, durch diese sozialen Medien, wo ihr den satsang hören und japa machen könnt; denn nicht jeder hat diese innere Verbindung und dieses Gefühl. Also, verbindet euch durch die Unterweisungen, die ich gebe. Verbindet euch durch die sozialen Medien, die in diesem Zeitalter zur Verfügung gestellt werden. Wisst ihr, das ist wirklich gut. Stellt euch vor, vor 30 Jahren wären wir dazu nicht in der Lage gewesen. All dies hat es sehr einfach gemacht, miteinander in Verbindung zu treten. Aber wenn ihr euch wirklich tiefer verbinden möchtet, dann sitzt nach dem satsang in Stille, meditiert und verbindet euch von Herz zu Herz.
Nach dem japa haben wir die Meditation für die Erde gemacht. Es ist auch eine Art der Verbindung, dass wir ein Teil dieser Welt sind, dass wir ein Teil dieser Natur sind. Und was jetzt gerade geschieht, ist nicht nur das Leiden einer Person oder eines Landes, es ist weltweit, in der gesamten Menschheit. Das hat uns in den Zustand gebracht, uns zu besinnen, dass wir Menschen sind und dass wir uns um Menschlichkeit kümmern müssen. Und Menschlichkeit beginnt bei uns selbst. Wir können nicht sagen: „Ich werde ein Mensch, weißt du. Aber dennoch bleibe ich stehen, werde ich immer noch diese Ignoranz und der Narr sein, der ich bin.“ Nein. Zuallererst ist es unsere Natur, Mensch zu werden. Und die Essenz der Menschwerdung besteht darin, diese Liebesbeziehung im Inneren zu finden, diese Liebe zu fühlen. Ohne Liebe bist du kein menschliches Wesen. Wenn ihr euch Tiere anschaut – sie verstehen diese Universalität der Liebe. Wenn ihr die Tiere anseht, die herumfliegenden Vögel, die Affen – da ist Liebe! Lasst uns daher zunächst eine Verbindung in unseren Herzen herstellen. Wie ich schon sagte, der guru und der Schüler sind nicht weit voneinander entfernt. Wo der Schüler ist, wo der Devotee ist, da ist auch der guru. Ob du es fühlst oder nicht fühlst, das ist unsere Beziehung. Deshalb haben wir uns getroffen, es ist nicht einfach zufällig.
Wisst ihr, wenn ich mir anschaue, woher die Menschen kommen, aus welcher Ecke der Welt auch immer, aus welcher Religion, aus welcher Kultur – physisch haben wir nichts gemeinsam, aber spirituell sind wir voll und ganz miteinander verbunden. Und dadurch hat uns die universelle Energie zusammengebracht, die göttliche Energie hat uns verbunden. Wenn die Devotees bereit sind, schickt das Göttliche den guru. Und diese Verbindung geht von einem Herzen zum anderen. Wenn du in deiner sadhana sitzt, gehe tiefer nach innen. Wenn du den guru nicht persönlich siehst, visualisiere ihn. Wisse, dass ich da bin. Visualisiere mich in deinem Herzen, bis du anfängst, es zu fühlen. Ich bin nicht weit weg von dir und du bist nicht weit weg von mir. Im Herzen sind wir verbunden.
Jai Gurudev
Hier findest du das Video vom Satsang ?