19. April 2020

LIVE FRAGEN & ANTWORTEN AUS DEUTSCHLAND
SHREE PEETHA NILAYA ASHRAM

In diesem Satsang beantwortet Paramahamsa Vishwananda Fragen über den Unterschied zwischen Shiva und den gopis als Devotees, über Zweifel auf dem spirituellen Weg, Er spricht darüber, wie man das Verhalten von Devotees verstehen kann, und über den Unterschied zwischen padaseva-bhakti und dasya-bhakti.

 

Jai Gurudev allerseits! Willkommen nochmals!

Heute ist mein letzter Tag in der Selbstquarantäne. Morgen kann ich hinausgehen und wie man sieht, ist das Wetter schön, aber es ist frisch.

Heute schickte mir jemand eine Nachricht, wie drei sadhus in Maharashtra getötet wurden. Ich denke gerade darüber nach, und wenn ich sehe, wie diese Kultur, diese reiche indische Kultur, ihre Schönheit verliert, wenn ich sehe, wie die Menschen heutzutage die Heiligen und die sadhus behandeln, sie nicht respektieren, dann ist das eigentlich sehr traurig. Die Menschen lassen sich so sehr von dem vereinnahmen, was die Politik ihnen sagt und was die Medien ihnen sagen, dadurch verlieren sie die Fähigkeit zu denken. Es ist sehr traurig zu sehen, wie eine so großartige Kultur entwürdigt wird und wie sie diejenigen behandeln, die diese Kultur und den Glauben fördern und stark erhalten. Doch es ist auch schön zu sehen, dass diese reiche Kultur nicht nur in Indien sondern auf der ganzen Welt verbreitet wird, sodass alle davon profitieren können.

Gestern sprach ich auch über Srila Prabhupada und viele Menschen haben mir Botschaften geschickt und mitgeteilt: „Oh, dieser Film über diesen Heiligen ist schön, und jener Film über jenen Heiligen ist ebenfalls schön.“ Nun, im Leben der Heiligen und der gurus gibt es immer Schönheit. Wenn wir diese Schönheit schätzen können, wenn wir wertschätzen, was sie uns gegeben haben, dann werden wir wirklich daran wachsen. Und natürlich ist im Leben aller Heiligen alles wunderbar. Deshalb sage ich immer wieder: „Nehmt das Leben der Heiligen, trinkt von dem Nektar, den sie euch gegeben haben.“ Und das ist ganz klar im Srimad Bhagavatam selbst zu sehen. Das Bhagavatam ist so reich an Geschichten über die Herrlichkeit dieser großen Heiligen, gurus, rishis, und die Beziehung, die sie mit dem höchsten Herrn haben. Das ist nicht nur eine Idee, das ist ihre Wirklichkeit, das sind Geschichten über ihr Leben mit Ihm. Das Leben eines jeden Heiligen, über das ihr lest, kann euch inspirieren. Lasst euch also inspirieren, lest es nicht nur einfach, nein! Verwandelt euch, seht, was ihr daraus gewinnen könnt und wachst daran.

Und noch etwas, heute ist auch jayanti von Vallabhacharya, der ein großer Heiliger war. Er ist der Gründer einer der vier sampradayas, auch Rudra-sampradaya, Pushtimarg und so weiter genannt. Er war ein großer Devotee von Giridhariji oder Giriraj. Auch in Pushtimarg verehren sie Yamuna Maharani sehr. Wie ihr sehr gut wisst, ist der Tempel in Vrindavan ein Yamuna- und Giridhariji-Tempel.

Und die östlich-orthodoxen Christen feiern Ostern. Euch allen wünsche ich frohe Ostern und Christos Voskrese und Christos Anesti an euch alle!

Könntest Du bitte den Unterschied zwischen der Hingabe von Shiva und den gopis erklären? Man sagt, beide seien die besten Devotees und großartige Beispiele, aber sie sind recht unterschiedlich. Spielt es eine Rolle, welches Beispiel wir nehmen?

Shiva ist der Herr der gunas, während die Devotees bei allem, was sie im irdischen Leben tun, charakteristisch für Hingabe sind. Wenn wir die gopis als Beispiel nehmen (vor ein paar Tagen wurde eine Frage zu den gopis und Radha gestellt) − sie alle sind hoch entwickelte Seelen, was bedeutet, dass ihr Grad an Spiritualität in ihrer Beziehung zum höchsten Herrn ein Vorbild für alle ist.

Wenn wir uns Lord Shiva, den Herrn der gunas, vor Augen führen − er ist immer im Gedenken an Sri Rama vertieft. Wann immer er meditiert, er meditiert stets über den höchsten Herrn. Und die gopis tun dasselbe. Was sie in ihrem täglichen Leben auch tun, sie tun es auch im Gedenken an den höchsten Herrn (Sri Krishna). Sie sitzen nicht in Meditation, sondern sie denken an Ihn, während sie in der Außenwelt aktiv sind. In beiden Fällen ist der Geist vollständig versunken. Bei Lord Shiva ist es durch sadhana, sadhana‑bhakti, das ist, wenn man vollständig in Meditation versunken ist. Aber was ist das Ziel der eigenen Meditation? Lord Shiva repräsentiert hier den großen yogi. Es heißt, yogis sind völlig in den Namen des Herrn, in diesen höchsten Aspekt des Herrn selbst, vertieft, auch wenn sie überragend sind, erhaben sind, eine außerordentliche Größe und eine sehr hohe Ebene der Spiritualität erreicht haben.

Als Lord Shiva in Meditation saß, fragte Parvati ihn: „Über wen meditierst du? Du, der du der Herr bist, jeder nennt dich Mahadev… du bist nicht nur ein Deva, du bist Mahadev, du bist der große Gott selbst. Aber über wen meditierst du? Du bist so großartig, vollkommen verwirklicht und jeder schaut auf dich und sagt: ,Ehrerbietung dir, Lord Shiva‘, und dennoch bist du, wenn wir dich betrachten, stets in tiefer Meditation. Also, wer ist das Objekt deiner Meditation, Lord Shiva?“

Er sagte: „Das Objekt meiner Meditation ist Rama. Das Objekt meiner Meditation ist der höchste Herr selbst, Sriman Narayana selbst.“

Das ist also das Ziel, das wir haben müssen. Im Bhagavatam, Canto 10, Kapitel 84, 16-17, sagten die rishis zum Herrn: „Wir sind rishis, wir sind gelehrt, wir kennen alles, was um uns herum ist, und doch sind wir so verwirrt von Deiner yogamaya. Wir können es nicht begreifen. Als Du in diese Welt hinabgestiegen bist, hast Du Dich so unauffällig verhalten, wie ein normales menschliches Wesen, als ob Du unwissend wärst wie alle anderen Menschen. Du verhältst dich so normal! Aber wir wissen es − Du bist auf diese Erde gekommen, die so viele Formen und Aspekte in sich selbst hervorgebracht hat. Du, der Du der Herr der Schöpfung bist, aus der dieses ganze Universum erschaffen wurde − Du erhältst alles aufrecht, Du bewahrst alles, und Du löst alles wieder auf. Du bist der Schöpfer, Erhalter und Zerstörer von allem, und doch bist Du an nichts gebunden. Nichts davon berührt Dich wirklich, auch wenn Du Dich so normal verhältst.“

Hier sehen wir also, dass Sich Bhagavan, selbst wenn Er in dieser Welt inkarniert, „normal“ verhält. Sogar die rishis sind durch Seine maya verwirrt. Weil Er Sich bedeckt hat, hat Er Sich verborgen. Er verbirgt Seine Göttlichkeit. Er ist ein so großer Schauspieler, dass die Menschen Ihn nicht erkennen.

Bhagavan Shankar, der diesen höchsten Herrn sieht, erkennt diese höchste Göttlichkeit, wie könnte er also nicht über den Herrn selbst meditieren? Wie ich schon sagte, er ist der Herr der drei gunas, er hat die drei Qualitäten gemeistert. Hier kann man also sehen, wie selbst Lord Shiva durch seine sadhana hingebungsvoll zu den Lotusfüßen vertieft ist. Er ist ein Vorbild dafür, wie ein Devotee sein sollte. Auch wenn er erhaben, selbstverwirklicht ist, sind doch die Füße des Herrn das Objekt seiner Meditation.

Wenn man die gopis betrachtet − sie sind in der äußerlichen Welt, sie sind normale Menschen. Sie erledigen ihre Aufgaben des täglichen Lebens, sie arbeiten auf den Feldern, sie melken die Kühe, sie kümmern sich um die Kinder, sie kümmern sich um ihre Ehemänner, Schwiegermütter, Schwiegerväter oder was auch immer. Doch eines ist für sie klar − alles was sie tun, tun sie, um Krishna zu erlangen.

Ob es nun Shiva ist oder die gopis sind – sie sind vorbildlich in ihrer Konzentration. Lord Shiva und die gopis haben das Ziel, den Herrn zu erreichen. Die gopis erledigen alle Aufgaben des täglichen Lebens, denn man kann nicht wie Lord Shiva über Stunden, Tage und Jahre hinweg in tiefer Meditation sitzen. Wenn du das tun kannst, gehe in nirvikalpa-samadhi und bleibe dort für immer, wie es die großen Weisen getan haben (du hast davon gehört, dass die rishis viele Jahre lang in tiefer Kontemplation über den höchsten Herrn sitzen können). Wenn du das tun kannst, ja, dann nimm dir Lord Shiva als Beispiel. Aber wenn du siehst, dass die gopis in der Welt sind und du selbst auch in der Welt draußen lebst, dann nimm dir die gopis als Beispiel. Sie erinnern dich daran, deine Pflicht zu tun, aber richte deinen Geist stets auf den Herrn. Wo auch immer du bist, was auch immer du tust, wisse eines: Du tust es für Bhagavan selbst, du tust es für Krishna. Wenn das in deinem Inneren klar ist, wirst du sehen, dass es keinen Unterschied gibt, weil beide in ihrer Beziehung zum höchsten Herrn einzigartig sind und beide wollen mit Ihm zusammen sein. Beide sind also Vorbilder dafür, worauf sich der Geist konzentrieren und worin er sich versenken muss.

Der Zweifel ist eine große Herausforderung auf unserem spirituellen Weg. Wie können wir ihn am besten überwinden? Ist es besser, ihn zu ignorieren oder sich ihm zu stellen?

Zweifel ist etwas Natürliches. Er wird kommen. Doch warum hast du Zweifel?

Erstens, weil du nicht ganz in deinen Weg, in dich selbst, vertieft bist. Dann kommen − besonders am Anfang – Zweifel auf. Aber der Zweifel ist ein wahres Gift. Wenn du anfängst, ihn zu nähren, wirst du später leiden. Denn wenn du Zweifel in dir hast, fängst du natürlich an zu denken, dass es deine freie Entscheidung ist, dass du die Freiheit hast, zu denken, was immer du willst. Aber wenn du tief in deinem Inneren weißt, dass das nicht richtig ist, warum unterstützt du es?

Was ist Zweifel? Zweifel entsteht immer dann, wenn etwas unbekannt ist. Angenommen, du bist auf deinem Weg und jemand kommt zu dir und erzählt dir etwas. Natürlich fängst du, aufgrund deiner samskaras aus der Vergangenheit, sofort an, darüber nachzudenken. Und wenn dein Verstand beginnt, darüber nachzusinnen, fängst du an, Gedanken zu kreieren, wie z. B.: „Oh, bin ich auf diesem Weg richtig oder nicht? Ist es wahr, was ich fühle oder nicht?“ Aber was du fühlst, ist deine Realität, es ist nicht die Realität von jemand anderem. Die Menschen kennen ihre eigene Realität. Aber du weißt nichts über deren Realität. Du weißt nur von deiner Realität, was du in dir selbst fühlst. Kann dir also jemand sagen, was du innerlich fühlst? Kannst du das ändern? Nein, du kannst es nicht ändern. Was du in dir selbst fühlst, ist deine Wahrheit. Du musst lernen zu vertrauen. Zweifel ist ein Mangel an diesem Vertrauen. Wenn dieses vollkommene Vertrauen in deinen Weg, in dich selbst, in dein Gefühl, in den guru, in Sriman Narayana nicht vorhanden ist, dann kann dich das Äußere natürlich beeinflussen. Aber auch du selbst kannst dich beeinflussen, denn aufgrund der samskaras aus der Vergangenheit kann dein Verstand wieder herumspringen.

Wann immer du Zweifel wahrnimmst, gehe als Erstes einfach nicht darauf ein, oder versuche, was auch immer es ist, positiv zu sehen. Denn bei allem gibt es zwei Arten, etwas zu sehen. Entweder nimmt man etwas positiv oder negativ wahr. Das hängt davon ab, welche geistige Haltung man hat. Wenn im ersten Moment Zweifel aufkommen, ist die Negativität natürlich stärker, sie hat mehr Gewicht. Aber macht dich das frei? Nein, es stresst dich, es macht dich besorgt, es macht dich unruhig, weil du weißt, dass es tief in dir einen Kampf gibt. Hier [in deinem Kopf] ist etwas und da [in deinem Herzen] ist etwas anderes. Es ist also wie ein Kampf zwischen den beiden.

Leider hören viele Menschen auf ihren Verstand. Dann verlieren sie die Wirklichkeit, siehst du? An dieser Stelle musst du die Herausforderung annehmen. Stelle dich ihr. Gehe durch. Aber wie ich dir schon gesagt habe, zuerst musst du in dir selbst stark werden, du musst stark in deinem Gefühl werden. Denn durch Zweifel verlieren die Menschen oft die Vernunft, sie hören auf, vernünftig zu denken. Dann fragt man sich selbst: „Was ist mit diesen Menschen geschehen? Haben sie aufgehört, ihr Gehirn zu benutzen?“ Man kann nicht von einem Moment auf den anderen dumm werden. Aber dennoch tun es die Menschen. Das kommt vor.

Wenn du dich also diesem Zweifel zuwendest und diesen Weg des Zweifelns beschreitest, wirst du dich natürlich nicht gut fühlen. Und wenn du dich nicht gut fühlst, was willst du dann tun? Du willst dich wieder gut fühlen. Wie kannst du dich gut fühlen? Du kannst anfangen, diesen Zweifel auf andere Menschen zu übertragen. Du möchtest teilen, was du hast. Wenn du Gutes in dir hast, möchtest du es mit anderen teilen, und wenn du schlechte Dinge in dir hast, möchtest du diese auch teilen. Es ist so, als ob du mit Müll überfüllt bist, den du über andere Menschen ausschütten willst. Und dein Zweifel ist so groß, dass du ihn hervorholst und auf andere Menschen schüttest. Glaubst du, dass du dich dadurch gut fühlen wirst? Nein, du wirst dich nie gut fühlen. Auch wenn es den Anschein hat, dass du dich gut fühlst, wirst du dich nie gut fühlen. Denn du weißt sehr wohl, dass du gegen deine wahre Natur handelst − du handelst gegen das, was du in dir selbst fühlst. Wenn du gegen das vorgehst, was du in deinem Inneren fühlst, vergiftest du andere. Du bewirfst andere Menschen mit deinem Dreck, damit sie dir sagen: „Ja, du hast recht“ und dich mit den Worten: „Wow, du hast mir die Augen geöffnet“ loben. Aber das wird dir nicht helfen, weil es in dir immer ein gewisses „Habe ich wirklich recht oder nicht?“ gibt.

Es gibt eine schöne Geschichte. Ein Mädchen und ein Junge spielten miteinander. Der Junge hatte viele Murmeln (du kennst diese kleinen runden Dinger, mit denen man als Kind gespielt hat). Er hatte eine Vielzahl davon, und er war sehr stolz darauf. Und das Mädchen hatte verschiedene Süßigkeiten dabei. Also ging der Junge auf das Mädchen zu und sagte: „Lass uns einen Tausch machen. Ich gebe dir alle meine Murmeln, du gibst mir alle deine Bonbons.“

Und das Mädchen sagte: „Okay, das ist in Ordnung.“

Als er die Murmeln weitergab, behielt er die größte und schönste. Er versteckte sie, und alle anderen gab er dem Mädchen. Das Mädchen gab alle ihre Bonbons dem Jungen.

In dieser Nacht schlief das Mädchen wunderbar. Sie war froh, sie war glücklich, denn sie war frei, sie hatte alles gegeben, was sie hatte. Aber der Junge konnte nicht schlafen. Warum konnte er nicht schlafen? Zunächst einmal, weil er innerlich ein schlechtes Gewissen hatte. Zweitens begann sein Verstand zu arbeiten. Denn wenn man so etwas getan hat, beginnt man, darüber nachzudenken: „Ich habe eine Murmel behalten, also hat sie mir vielleicht auch nicht all ihre Bonbons gegeben. Hat sie vielleicht auch das beste Bonbon versteckt?“ Er konnte also nicht schlafen.

So sind auch Menschen, die Zweifel in ihrem Geist kultivieren − sie sind niemals frei. Denn wenn man einen bestimmten Weg oder eine bestimmte Richtung im Leben einschlägt, muss man versuchen, sein Bestes zu geben. Ich will nicht sagen, hundert Prozent zu geben, denn das ist unmöglich, aber man muss zumindest versuchen, sein Bestes zu tun. Wenn es Zweifel gibt, wird der Zweifel immer versuchen, euch aufzuhalten, und ihr werdet nie in der Lage sein, euer Bestes zu geben. Schaut ihn euch also an und überwindet ihn, oder verwandelt ihn. Oder wenn ihr das nicht tun könnt, ignoriert ihn einfach.

Ich praktiziere Atma Kriya Yoga, aber ich verstehe nicht, warum Deine Devotees immer wieder sagen, dass ich Dich brauche. Ich sehe, dass viele schwach und unglücklich sind und sich nicht um Menschen kümmern, sondern stattdessen um ihre murtis. Sie flehen Gott an und denken, sie seien besser als andere. Ist das wirklich Deine Lehre?

Nein, eigentlich ist das nicht meine Lehre. Wir müssen diese Frage für das bessere Verständnis in mehrere Teile zerlegen.

Erstens: Du praktizierst Atma Kriya Yoga. Natürlich musst du dazu kein Devotee sein, du kannst praktizieren. Niemand sagt dir, dass du Mich dazu benötigst. Du brauchst Mich nicht. Du praktizierst, das ist in Ordnung.

Zweitens: Du sagst in deiner Frage, dass sich die Devotees mehr um die murtis als um die Menschen kümmern. Das stimmt nicht. Ich kenne die Devotees. Ich habe ihnen immer gesagt, dass Dienen das Wichtigste ist; sich um andere zu kümmern, ist das Wichtigste! Was du also erkennen darfst − wenn sie sagen, da du Atma Kriya praktizierst, brauchst du mich, dann meinen sie, dass sie noch etwas anderes „gekostet“ haben und sie wünschen auch dir, dass du dieses „andere“ erlebst. Wenn sie dir das sagen, ist das nur gut gemeint.

Eines musst du verstehen: Das Leben eines Devotees, und was einen Devotee ausmacht, unterscheidet sich vom Leben anderer Menschen. Devotees haben ihren Weg zum Glück auf eine bestimmte Art und Weise gefunden, und sie sind glücklich darüber. Ich würde nicht sagen, dass meine Devotees unglücklich sind. Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der nicht glücklich ist, aber das kannst du auch nicht anders erwarten, denn Hingabe zeigt sich auf viele Arten. Es ist also möglich, dass auch Unglücklichsein eine Form der Hingabe ist.

Was ist eigentlich das Ziel eines Devotees? Ein Devotee hat Zuflucht beim Meister genommen und der Meister wird für ihn der Mittelpunkt von allem. Ramanujacharya sagte 82 bedeutsame Worte, bevor er starb. Er sagte: „Verehre den acharya mit demselben Respekt, mit dem du die Gottheit verehrst.“ Und er sagte auch: „Behandle jeden Devotee mit dem gleichen Respekt.“

Es geht also nicht darum, jemanden nicht zu respektieren. Devotees sagen aus dem Gefühl der Freude heraus: „Ja, du musst so sein“, oder: „du musst dich an das halten“, weil sie etwas gekostet haben, das sie glücklich macht. Wenn man etwas gekostet hat, das einen glücklich macht, was tut man dann ganz natürlicherweise? Man möchte es auch anderen geben, damit sie glücklich sind.

Manchmal wissen Devotees natürlich nicht genau, wie sie auf Menschen eingehen sollen, oder in welcher Haltung sie auf Menschen zugehen sollen. Das ist eine andere Sache. Aber wenn sie ihren Weg gefunden haben, wenn sie ihr Lebensziel gefunden haben, was viele andere nicht haben, was ist dann das Wichtigste? Warum sollen sie es nicht teilen wollen?

Man geht durch das Leben und sagt: „Ja, ich bin glücklich.“ Wenn man sein früheres Leben betrachtet und mit dem Leben vergleicht, nachdem man seinen spirituellen Meister gefunden hat, seinen spirituellen Weg gefunden hat und darin zentriert ist − welch große Freude ist das! Denn es ist nicht in jedem Leben, dass man seinen spirituellen Meister findet. Und wenn die Devotees das erkennen und dieses tiefe Gefühl in sich tragen, dann fragen sie sich: „Warum sollte ich anders sein? Warum sollte ich so sein, wie andere mich haben wollen?“ Nein, sie müssen so sein, wie Devotees sind. Und natürlich sind ihre Handlungen manchmal völlig anders als das, was die Menschen erwarten.

Du sagst, sie dienen den Deities mehr. Natürlich, das ist ihr Ziel. Aber ihr Ziel besteht nicht ausschließlich darin, der Deity zu dienen. Für sie ist die Gottheit nicht nur eine Metallstatue. Sie konzentrieren sich auf die Essenz, die diese Gottheit in sich trägt. Und diese Essenz, die die Gottheit in sich trägt − wie können weltliche Menschen das verstehen? Weil die weltlichen Menschen, wenn sie die Statue betrachten, nur die Oberfläche des Äußerlichen sehen. Sie sind nicht erhaben genug, um zu sehen, was darüber hinausgeht.

Ein Devotee fühlt eine andere Beziehung dazu, selbst wenn es nur ein Stück Metall, Stein, Holz oder was auch immer ist. Aber die Essenz, was hinter allem steht, das ist es, was ein Devotee wirklich wahrnimmt. Glaubst du, es ist nur ein Stück Stein, den man in eine Form bringt und verehrt und das war’s dann? Nein, so ist es nicht! Man stellt keine Beziehung zum Metall her, sondern zu der Essenz, die dahinter steht, zu der Essenz, die über alles herrscht. Stelle dir vor, wenn Gott durch Glauben diese Deity mit Energie erfüllen und sie lebendig machen kann, wie großartig das ist.

Vor ein paar Tagen sprach ich über Kapitel 9, Vers 11, worin Bhagavan spricht: „Ich komme in diese Welt“, worin Er spricht: „Ich komme durch Meinen eigenen Willen in diese Welt. Niemand kann Mich wirklich erkennen.“ Wie würde man Ihn erkennen? Man kann Ihn nur erkennen, wenn man eine bestimmte Beziehung mit Ihm hat. Wenn man keine Beziehung zu Ihm hat, warum sollte Er sich einem dann offenbaren? Er wird es nicht tun!

Die Devotees haben eine gewisse Beziehung zu dieser Deity und fühlen etwas Tiefes. Sehr oft wird gesagt, dass Gott keine Form hat, dass wir einfach dasitzen und über das Formlose meditieren sollten, was absolut absurd ist. Krishna selbst sprach in Kapitel 4, Vers 6: „Ich inkarniere in diese Welt durch Meinen eigenen Willen“, „Ich, der ungeboren ist, der unvergänglich ist, der der Herr aller Wesen ist, Ich komme in diese Welt durch Meine eigene yogamaya, also bedecke ich mich erneut.“

Wie ich zuvor schon sagte, im Bhagavatam, Canto 10, 84, 16-17 … (siehe weiter vorn) und in der Gita, Kapitel 4, Vers 6, spricht Er: „Ich komme in diese Welt durch Meinen eigenen Willen, und Ich bedecke Mich mit Meiner eigenen yogamaya.“

Aber wie soll man das wirklich verstehen? Man wird es nicht richtig verstehen, wenn man eine gewisse Realität nicht überwunden hat, wenn man eine bestimmte Ebene nicht erreicht hat. Deshalb sagen viele Menschen: „Ja, der Höchste kann keine Form annehmen“, „Warum meditierst du über eine Statue?“, oder: „Du meditierst über Lord Krishna?“ und so weiter. Aber Menschen, die keine Beziehung zum Göttlichen haben, die nicht wirklich verstehen, was eine Beziehung wirklich bedeutet, werden nicht verstehen, was ein Devotee innerlich erlebt, wenn er der Gottheit dient. Aus diesem Grund sagen sie so etwas.

Stell dir folgendes vor. Sehr oft sagen Menschen, Gott hat keine Form oder was auch immer, was völlig absurd ist. Dieser Herr, der das ganze Universum mit Form, in allen Facetten, mit Farben, mit Schönheit, mit allen möglichen Aspekten geschaffen hat − glaubst du, dass der Herr, der will, dass alles geschieht, nicht für Sich selbst eine Form erschaffen kann? Dann kann Er nicht Gott sein.

Der Verstand derer, die diese Beziehung zu ihrer Deity, zum Göttlichen selbst haben, funktioniert aufgrund von bhakti, von Hingabe, nicht auf dieselbe Weise. Sie haben diese Realität überschritten. Sie verweilen im Dienst für den Herrn, im Dienst für den guru. Warum sollten sie einer irdischen Welt dienen, die sie nirgendwohin führen wird?

Es gibt das Wort upasaka. Was bedeutet es? Upasaka bezeichnet jemanden, dessen Emotionen, Gedanken und Herz ständig in ungeteilter Ausrichtung auf einen Aspekt des Göttlichen fokussiert sind. Dieser Aspekt wird zur eigenen Realität. Das ist kein Gott, über den man sagt: „Oh, ich bete zur Luft, zu einer Leere, oder ich bete zu einem Nichts.“ Du hast eine Form, du hast einen Verstand, wie kannst du zu einer Leere beten? Du kannst es nicht! Du brauchst etwas, um eine Beziehung aufzubauen. Wenn Bhagavan einen bestimmten Aspekt angenommen hat, kommt ein guru, um einen zu führen – zu welchem Zweck? Das Leben des guru ist dazu da, einen zu den Lotusfüßen des höchsten Herrn zu führen, um einen bereit zu machen. Wenn der Herr also gesehen hat, dass man bereit ist, und Er den guru auf den Weg dieses Menschen geschickt hat, warum sollte man sich dann nicht zu den Füßen des guru hingeben, diesen Weg direkt gehen und sich mit Geist, Körper und Seele wirklich auf diesen Weg konzentrieren. So jemand konzentriert sich nicht auf etwas Weltliches.

Glaubst du also, dass der Devotee für dein Glück so sein muss, wie du ihn dir wünschst? Nein, der Devotee wird so sein, wie er sein muss. Die Pflicht der Devotees ist, anderen zu zeigen, wie sie sind, und anderen auch zu helfen, ihre eigenen Grenzen zu überwinden.

Natürlich, wie ich dir gesagt habe, in welcher Haltung die Devotees das tun − vielleicht müssen sie sich damit befassen. In diesem Zusammenhang möchte ich also sagen, dass meine Devotees, wenn sie darauf hören, was der guru sagt, immer dem folgen sollten, was der guru ihnen sagt.

Weltlich gesinnte Menschen in der irdischen Welt können dir nur Ratschläge zu weltlichen Dingen geben. Wie ich schon sagte − wenn du Mathematik lernen willst, gehst du zu einem Mathematik-Professor, wenn du Physik lernen willst, gehst du zu einem Physik-Professor. Aber wenn du etwas über Spiritualität lernen möchtest, dann geh zu einem Meister und gib dich Ihm hin.

Du sagst, dass meine Devotees anders sind. Natürlich sind meine Devotees anders. In deinen Augen ist es anders, weil du völlig auf andere Ziele ausgerichtet bist. Meine Devotees hingegen konzentrieren sich auf guru und Gott. Das ist es, was ich sie gelehrt habe.

Was ist der wirkliche Unterschied zwischen padaseva-bhakti und dasya-bhakti, oder sind sie beide letztlich gleich?

Was ist padaseva zunächst einmal? Die Verehrung des Herrn, nicht wahr? Und dasya-bhakti ist es auch, wenn man den Herrn verehrt. In erster Linie sind wir alle Diener des Herrn, richtig? Wir sind alle hier, um Ihm zu dienen. Wir wissen gar nichts. Wissen wir, was Befreiung ist? Wir reden über mukti, nicht wahr? Jeder mag dieses Wort, mukti, befreit zu werden. Es ist wahr, wer will nicht befreit werden? Jeder will befreit werden, jeder will frei sein, aber wissen wir, was das ist? Nein!

Dein Verstand ist nicht frei, dein Verstand hängt voll und ganz an den äußerlichen Angelegenheiten. Er kann nicht frei sein. Wenn wir von Freiheit sprechen, haben wir nur eine Vorstellung von Freiheit. Also haben wir, wenn wir über mukti sprechen, keine Ahnung, was das ist. Natürlich sprechen wir davon, frei zu sein, aber können wir frei sein, wenn wir nicht wissen, was das ist? Nein, wir können nicht frei sein, wenn wir nicht wissen, was es ist. In diesem Zusammenhang sind wir auf die Gnade des Herrn angewiesen, denn Er ist der Einzige, der uns befreien kann. Wenn wir uns Ihm hingeben und Er sieht, dass wir dessen würdig sind, dann befreit Er uns natürlich durch Seine Gnade. Um die Gnade des Herrn zu erlangen, beginnen wir mit padaseva, wo wir unserem Geist eine bestimmte Richtung geben. Wenn wir anfangen, dem Herrn zu dienen, werden wir automatisch zu Dienern, nicht wahr? Wir leisten Ihm unseren Dienst.

Aber mit Diener ist nicht der gemeint, den du kennst. Wenn du nach padaseva fragst, dann kennst du sicher den Unterschied zwischen einem Diener in der äußeren Welt und einem Diener für den Herrn. Denn Diener des Herrn haben große Freude in sich. Und natürlich sind diese Diener immer bereit, dem Herrn zu dienen. Also ist beides dasselbe, padaseva und dasyaseva. Man kann nicht padaseva machen, wenn man nicht Diener ist. Was nützt es sonst zu dienen?

Das erinnert mich an eine schöne Geschichte. Wenn wir über Dienen sprechen, sprechen wir nicht nur über den Dienst für irgendwelche Dinge, sondern wir dienen dem höchsten Herrn selbst. Das ist das Ziel, dass wir dem Höchsten dienen. Und dieser höchsten Wirklichkeit zu dienen, macht uns automatisch demütig.

Mirabai (sicher weißt du über Mirabai Bescheid) war ihr ganzes Leben lang vollkommen und wie verrückt in Krishna verliebt. Für sie war Krishna, Giridhar Gopal, alles. Was auch immer sie tat − sie sprach mit Giridhariji, sie lachte mit Giridhariji, und natürlich zankte sie sich mit Giridhari. Sie haben nicht nur miteinander nett gelacht und geredet, sondern sie hatten auch ihre Kämpfe. Das war ihre Beziehung. Und natürlich wird jemand von der äußeren Welt, aus dieser äußerlichen Sicht, sagen: „Oh du meine Güte, diese Leute sind verrückt.“ „Mira ist verrückt, sie spricht mit Giridhar Gopal, einer kleinen Statue, und sie lacht und redet mit ihr, sie muss verrückt sein.“ Sie war eine Prinzessin und war mit einem Prinzen verheiratet, und natürlich wurde der Prinz eifersüchtig, als er sah, dass Giridhar Gopal ihre ganze Aufmerksamkeit erhielt. Also rief er eines Tages Mira und sagte: „Okay, du liebst deinen Krishna so sehr, du denkst an Ihn, du redest immerzu über Ihn, du tanzt für Ihn, du lachst für Ihn, du weinst für Ihn, wo ist Er? Warum kommt Er nicht?“

Mira war in Glückseligkeit, denn das ist die Realität, die wahre bhaktas haben, denn sie nehmen mehr wahr als normale Menschen. Mira sagte also zu ihrem Mann: „Krishna ist überall, Krishna ist hier, Krishna ist allgegenwärtig. Krishna ist, war und wird immer sein. Er ist ewig.“ Dann sagte sie etwas sehr Schönes: „Wohingegen du, der du heute hier bist, morgen nicht mehr hier sein wirst. An einem Tag bist du hier, am nächsten Tag bist du nicht mehr hier. Doch zwischen diesen beiden – Existenz/Nicht-Existenz – wie kannst du da existieren? Krishna hingegen existiert immer.“ Sie sagte: „Du bist der Prinz, ich bin bei dir. Ich kann dir beistehen, aber die Distanz zwischen uns ist groß. Wohingegen Krishna…“ Und Krishna lebte 5000 Jahre vor Miras Zeit, also war die zeitliche Entfernung zwischen Krishna und Mira sehr groß.

Diese beiden Existenzen – das ist eine andere Dimension. Und Devotees haben diese Beziehung, sie ist jenseits der Zeit, jenseits einer Begrenzung, denn es ist eine Liebesbeziehung, verstehst du? Es ist diese Liebe, die alle einander nahe bringt, denn in der Liebe gibt es keine Distanz. Deshalb sehnen sich die Menschen immer nach Liebe, um diese Distanz zu überwinden, nicht wahr? Denn wenn es eine Distanz gibt, existiert die Liebe nicht. Die Liebe bringt uns dem anderen nahe. Darum lieben wir. Wenn bhaktas diese ewige Liebe in sich finden, fühlen sie, dass der geliebte Herr nicht weit weg ist, dass der geliebte Herr bei ihnen ist, jeden Augenblick ihres Lebens fühlen sie Ihn. Es ist also nicht nur eine kleine Statue. Sie nehmen diese Statue nicht mehr wahr, das äußere Element hat sich verwandelt, hat sich in den unendlichen Herrn selbst verwandelt, und Er ist auch in dieser Form. Die rishis sagten: „Verwirrt von Deiner maya − Du verhältst Dich so normal.“

Hier sieht man, auch Devotees, die emporgestiegen sind, verwirren die Menschen der Außenwelt. Da diese Menschen von maya verwirrt sind − wie könnten sie die Größe eines Devotees erkennen? Wie könnte jemand, der völlig in der äußerlichen verblendeten Welt von maya ist, den maya so sehr bedeckt, verstehen, was im Herzen eines Devotees geschieht? Nur der guru weiß, was im Herzen eines Devotees vor sich geht. Jemand sucht Schutz bei einem guru, weil er versteht, dass der guru ihn befreien kann. Es ist durch die Gnade des guru, dass man die weltliche Realität verlässt und sich der Wirklichkeit hingeben kann, dass man seinen Weg gefunden hat, den eigenen Weg, wo man diese Liebe und Hingabe fühlt, wo Bhagavan, Gott, nicht nur ein Konzept, sondern Wirklichkeit ist. Und durch das Wort des guru, durch das Vertrauen, das Devotees in den guru haben, wird das natürlich ihre Realität, und die Gnade des Herrn kommt auf die Devotees herab.

Für Mira war dies also die Realität, die sie lebte. Und wenn man padaseva macht, ist es, wie ich schon sagte, auch dasya-bhakti. Das macht einen automatisch demütig und es eröffnet automatisch diese Liebesbeziehung zum höchsten Herrn.

Jai Gurudev allerseits!

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