20. März 2020

LIVE AUS VRINDAVAN: SATSANG
SHREE GIRIDHAR DHAM ASHRAM, 20. MÄRZ 2020

In diesem besonderen satsang war Paramahamsa Vishwananda über Livestream mit Menschen aus der ganzen Welt verbunden, um einige Schlüsselfragen zum Coronavirus und der Weltlage, mit der wir gerade konfrontiert sind, zu beantworten.

 

Jai Gurudev, alle zusammen!

Ich habe mich entschlossen, mit euch allen „live“ zu sein, weil diese Welt gerade eine schreckliche Krise durchlebt, alle sind in Panik, und dies ist eine Möglichkeit, mit euch allen in Kontakt zu treten, damit ihr wisst, dass ich immer bei euch bin.

Aber es ist auch schön, einander zu hören. Es gibt nur wenige Fragen, die gestellt wurden, deshalb werde ich Swami Revatikaantananda bitten, die Fragen zu stellen, damit ich sie beantworten kann.

F: Wie gehen wir in dieser Zeit mit unseren Emotionen und Angstgefühlen um und was können wir aus dieser Coronavirus-Pandemie lernen?

Es stimmt, dass in dieser Zeit die Emotionen auf und ab gehen, alle Welt ist panisch; überall sind die Menschen besorgt über diese Pandemie-Situation. Wir müssen einsehen, dass wir in dieser hektischen Welt meistens nicht viel Zeit für uns selbst haben. Das Erste, was dies hier uns lehrt ist, uns Zeit für uns selbst zu nehmen und nach innen zu gehen. Wenn wir im Außen sind, hören wir die negativen Auswirkungen der Dinge. Wir sehen, wir hören, wir geraten in Panik, aber darum geht es nicht. Es geht darum, nach innen zu gehen.

Hierfür bekommen wir gerade die Chance. In diesen Tagen sind alle eingeschlossen; alle sind bei ihren Familien. Das gibt uns die Möglichkeit, uns zunächst mit den Menschen zu verbinden, die uns lieb sind, die uns nahestehen, um etwas zu teilen, was wir bisher nicht teilen wollten: unseren spirituellen Weg, unsere Wege, unsere Denkweise. Wir sprechen über so viele Dinge, und doch vergessen wir dabei unseren spirituellen Weg und ihn mit anderen zu teilen. Dies ist eine Zeit, um sich auf sich selbst und auf die Familie zu konzentrieren, ihr ein anderes Verständnis davon zu vermitteln, worum es in unserem spirituellen Leben wirklich geht.

Wir sind stark emotionalisiert. Ändert das etwas? Nein, es ändert nichts. Es ist also eine Zeit, in der man nach innen gehen muss und nicht in Panik geraten darf. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren so viele Erreger gehabt, so viele Viren und ihr habt so viele Dinge gesehen, aber ihr seid noch immer hier. Haltet also an eurer Positivität und an eurem spirituellen Weg fest, eurem inneren spirituellen Weg. Wenn du die Bhagavad Gita nicht gelesen hast, dann ist es nun an der Zeit, deinen Geist in das Lesen der heiligen Schriften zu vertiefen, dein Verständnis über dich selbst und darüber, warum du hier bist, zu vertiefen und wirklich zu verstehen, wie wichtig das Leben ist und wie wunderbar das Leben ist: diese Gnade, die Gott dir gegeben hat, die wir sehr oft als selbstverständlich ansehen, weil wir so beschäftigt sind.

Die Natur hat jeden aufgefordert, sich in einen ruhigen Zustand zu begeben, nach innen zu schauen und ruhig zu werden. Nehmt euch also die Zeit, nach innen zu gehen und euch mit euch selbst und euren Lieben zu verbinden und diese Positivität um euch herum zu verbreiten.

F: Diese Situation hat uns gezeigt, dass Geld in einer Krisenzeit unsere Probleme nicht lösen kann. Wir sind nicht ausreichend darüber aufgeklärt, wie wir ohne Geld auskommen können. Um es weiterzuführen, was sollten wir Deiner Meinung nach priorisieren beim Lernen und Lehren unserer Jugend, damit wir auch dann überleben können, wenn die Wirtschaft es nicht tut?

Das ist wirklich eine schöne Frage, denn seht ihr, unser ganzes Leben lang hat man uns gelehrt, zu arbeiten, zu arbeiten, zu arbeiten; Geld zu verdienen, Geld zu verdienen, Geld zu verdienen; wie ein Roboter zu werden, und schließlich verlieren wir diese Verbindung zu unserem wahren Selbst. Natürlich hat uns die Welt da draußen gelehrt, dass wir ohne Geld nicht leben können, aber dies ist gerade eine andere Situation, in der man feststellen muss, dass man sehr schlicht leben kann, und dass das Leben auf sehr einfache Art weitergeht. Wisst ihr, wenn das Leben einfacher wird, werdet ihr lernen, es auf eine schönere Art zu schätzen. Es ist wahr, dass Geld euer Leben nicht retten kann. Jemand mag viel Geld haben, aber wenn der Tod an die Tür klopft, wird einem klar, dass das Geld an sich nutzlos wird. Dann wird einem klar, was das Wichtigste ist. Ist Geld das Wichtigste oder ist das Leben das Wichtigste? Wenn wir uns die Situation im Moment ansehen, sehen wir, dass sich jeder um sich selbst kümmert, um seine eigene Rettung, um die Frage, wie er geheilt werden kann, welche Vorkehrungen er treffen kann. Es geht nicht um andere. Es geht um einen selbst. Und hierin steckt wieder die Botschaft, sich selbst zu kennen.

Praktiziert euer Japa, lehrt eure Kinder und die nächste Generation, dass Geld nicht alles ist. Ohne Leben ist dein Geld nichts. Mit Geld kann man viele Dinge kaufen, aber die wichtigsten Dinge des Lebens kann man mit Geld nicht kaufen. Du magst ein wunderschönes Bett haben, das Hunderttausende von Euro wert ist, aber wenn du nicht schlafen kannst, was nützt dir dann dieses Bett? Du magst wunderbares Essen haben, aber wenn du dieses Essen nicht schlucken kannst, wenn du dieses Essen nicht verzehren und genießen kannst, wozu ist es dann gut? Mit Geld kann man viele Dinge kaufen, aber die Essenz der Dinge, die kann man mit Geld nicht kaufen; die Essenz dessen, was man ist, kann man mit Geld nicht kaufen. Und das ist es, was das Leben euch gerade jetzt lehrt: das Leben zu schätzen und wirklich dankbar zu sein für dieses Geschenk, das Gott euch gegeben hat. Denn ohne Leben kann man nichts tun, aber ohne Geld kann man viele Dinge tun.

F: Wenn man jetzt mit der ganzen Familie zu Hause bleiben muss, was für mich schlimmer ist als das Coronavirus, wie soll man sie nicht alle umbringen? Wie soll man da nicht nervös und gereizt durch sie sein? Ich selbst ziehe es z.B. vor, die meiste Zeit allein zu sein.

Gerade vorhin habe ich gesagt, dass man die Familie wertschätzen soll. Seht, da ist etwas Schönes daran. Was man also tun sollte: Es stimmt, diese Situation zwingt einen, mit der Familie zusammen zu sein, zu lernen, die Familie zu akzeptieren, sich gegenseitig zu akzeptieren, aber was in der Frage steht: man muss sich nicht gegenseitig umbringen. Es ist wichtig, dass man auch seine Freizeit, seinen Rückzug für sich selbst hat. Es ist wichtig, sich in das eigene Zimmer zurückzuziehen und sich Zeit zu nehmen in der Stille zu sein, zu meditieren und die heiligen Schriften zu lesen. Lest die Bhagavad Gita, lest das Bhagavatam und meditiert darüber. Und natürlich, wenn ihr mit der Familie zusammen seid, teilt das Gelesene mit ihnen. Teilt auch eure Auffassung darüber mit ihnen. Ihr werdet sehen, dass es viel voneinander zu lernen gibt, und auch vieles, um dankbar um einander zu sein.

Denn, seht ihr, das Karma, das euch zusammengebracht hat, steht auch für einen Lernprozess. Und das ist es, was ihr, wenn ihr zusammen seid, lernen könnt, den anderen zu schätzen und gut auf euch selbst zu achten, also darauf zu achten, wie ihr reagiert; ob ihr wütend werdet; ob ihr nervös werdet; und so weiter. Legt das Augenmerk darauf, dass ihr gewisse Dinge in euch selbst verändern müsst.

F: Wie können wir Deiner Empfehlung nach Menschen, die uns in diesem Moment der Verzweiflung nahestehen und keine Devotees sind, bezüglich der Unvermeidbarkeit des Todes trösten oder ihnen sogar helfen, sich mit dem spirituellen Leben zu verbinden?

Seht ihr, in dieser Zeit geht es um eine Erinnerung, wie ich bereits sagte. Es ist eine Rückbesinnung auf das Leben selbst. Der Tod ist unausweichlich, und wir müssen lernen, das zu akzeptieren, aber jenseits des Todes müssen wir das Leben an sich wertschätzen. Wenn ihr das Leben nicht zu schätzen wisst, wie könnt ihr dann den Tod schätzen? Ihr wisst den Tod nicht zu schätzen. Wenn also jemand voller Angst ist und ihr diese Einsicht habt, dann sollt ihr darüber reden; ihnen erklären, dass das nicht das Ende von allem ist. Diese Zeit bedeutet nicht, dass man nicht mit Menschen sprechen kann, die nicht spirituell sind, die keine Devotees sind.

Also, sprecht mit ihnen. Es mag eine Zeit gegeben haben, in der ihr euch gefürchtet habt, über euren spirituellen Weg zu sprechen: Ihr wusstet, dass man euch verurteilen würde, dass man euch kritisieren würde, und so weiter. Jetzt habt ihr die Zeit, euch zusammen hinzusetzen und es ihnen zu erklären. Wenn sie es hören wollen, werden sie es hören. Wenn sie es nicht hören wollen, werden sie es dennoch hören. Das wird etwas in ihren Köpfen bewirken, sich Gedanken über das Leben an sich zu machen, darüber, wie fruchtbar das Leben ist! Seht ihr, wir nehmen das Leben für selbstverständlich; wir gehen durch das Leben und nehmen alles mit der Haltung: „Ja, wir haben noch eine lange Zeit zu leben, also werden wir erst später, wenn wir Zeit haben „so und so“ tun.“ Aber seht ihr, die Natur zeigt euch, dass man die Zeit nicht hat. Wenn ihr euch ändern wollt, geht es nicht darum, sich im Nachhinein zu ändern. Es geht darum, sich jetzt zu ändern. Veränderung auf die richtige Art und Weise: Lerne, andere zu respektieren; so wie du andere respektierst, müssen auch sie lernen, dich zu respektieren.

Selbst wenn die Menschen keine Devotees sind, könnt ihr mit ihnen diskutieren, ihr könnt es ihnen erklären. Denn ihr als Devotees tragt eine gewisse Freude, ein gewisses Glücksgefühl in euch, und das ist es, was euch von den anderen unterscheidet. Schon vor diesem Coronavirus-Geschehen habe ich immer wieder gesagt, dass die Devotees etwas Besonderes sind. Es ist nicht so, dass Corona euch nicht aufsuchen wird. Corona wird euch besuchen, aber wie ihr damit umgeht, das ist eine andere Sache. Haltet am göttlichen Namen des Herrn fest und seid glücklich. Werdet nicht unglücklich in dieser Zeit des Leidens. Seid glücklich. Teilt die Freude, die Gott euch im Inneren gegeben hat, und bleibt positiv.

F: Können wir in allen Bereichen der Gesellschaft, ob öffentlicher oder privater Natur, offen über Gott und die Liebe sprechen, oder müssen wir immer die Besonderheiten des Auditoriums berücksichtigen?

Ihr solltet nicht schüchtern sein, über Gott oder über euren spirituellen Weg, euer spirituelles Leben zu sprechen. Das ist ebenfalls eine Sache, vor der die Menschen sehr oft Angst haben, darüber zu sprechen, in der Furcht davor, wie andere Leute über sie urteilen werden. Es geht aber nicht um Verurteilung, sondern darum, sich selbst treu zu sein und der zu sein, der man ist. Die Menschen werden euch noch viel mehr zu schätzen wissen, wenn ihr ihr selbst seid. Aber wenn ihr etwas zu verbergen versucht, stellen sich die Menschen so viele Dinge vor: Was verheimlicht ihr, warum versteckt ihr euch? Sie kreieren ihre eigenen Geschichten über die Dinge.

Scheut euch nicht, über Gott zu sprechen. Noch einmal: es ist eine Ermahnung. All diese Dinge, die jetzt gerade geschehen, sind Ermahnungen an das Leben selbst; es ist eine Erinnerung an die Gnade Gottes in eurem Leben.

F: Wenn wir bei unseren Devotee-Sangha versuchen, Probleme untereinander zu lösen, überschreiten unsere Devotee-Freunde manchmal die Grenzen des Respekts. Wie sollten wir damit umgehen und wie sollten wir unser gebrochenes Herz gegenüber den Sangha-Mitgliedern heilen? Wenn man uns nicht respektiert, ist es dann das Ego, das gebrochen wird, oder unser Herz?

Das Herz wird nicht so leicht gebrochen. Was gebrochen wird, ist das Ego. Weil euer Ego verletzt wird, fühlt ihr euch verletzt. Seht ihr, besonders wenn ihr unter Devotees seid, in einer Sangha wird es immer jemanden geben, der die Dinge anders versteht. Und das ist deshalb unvermeidlich, weil dies ein Teil des Lebens selbst ist. Wenn alle mit dir einfach übereinstimmen würden, was würdest du daraus lernen? Du würdest nichts lernen. Manchmal, wenn jemand nicht mit dir einverstanden ist, bringt dich das dazu, auf eine andere Art und Weise zu denken.

Also lernt, einander zuzuhören. Bevor du ein schnelles Urteil fällst, ist es wichtig, dass du lernst, zuzuhören. Ob man nun zustimmt oder nicht, es kostet nichts, einander zuzuhören, unabhängig davon, ob sie deinen Standpunkt akzeptieren oder nicht. Und natürlich kann man immer als Mensch, als Brüder und Schwestern oder als Devotees diskutieren – man kann immer über Dinge diskutieren.

F: Von Zeit zu Zeit stelle ich mir immer wieder diese Frage, und vermutlich tun das auch viele andere Menschen. Die Frage lautet: Warum bin ich bloß so dumm? Gibt es eine Möglichkeit, in meinem eigenen Leben weniger Fehler zu machen und mich in die Irre führen zu lassen, um zu verhindern, dass ich weitere Gelegenheiten verpasse?

Aaaah… Nun, schau mal, wenn du einen Fehler machst, wirst du aus ihm lernen. Solange du nicht aus deinen Fehlern lernst und du sie wiederholst, dann bist du natürlich dumm. Also lerne schnell daraus, das ist besser. Dann musst du nicht dumm sein. Was soll ich dazu sagen? Es gibt so verschiedene Leute. Manche verstehen die Dinge sehr schnell, und andere verstehen sie nicht so schnell. So werden sie also immer wieder denselben Fehler begehen in der Hoffnung, dass sie es verstehen, dass sie daraus lernen werden. Eine Sache, die sie jedoch nicht verstehen, ist, dass je länger sie dumm bleiben, desto hartnäckiger und schwieriger die Situation werden wird. Deshalb heißt es, je früher man aus einem Fehler lernt und ihn nicht oft wiederholt, desto schneller lernt man und desto schneller wächst man daran.

F: Wie können wir derzeit unsere Vaishnava-Werte in der Welt vorleben und verbreiten? Was sollten wir am meisten kultivieren, um Deine Mission in Deinem Sinne zu unterstützen?

Im Moment sollt ihr euch in erster Linie tief in die Philosophie des Vaishnavismus hineinbegeben. Es ist eine Philosophie der Liebe und der Demut. Denn um ein Vaishnava zu sein, muss man demütig sein. Und nur mit einem demütigen Herzen wird man wirklich in der Lage sein, diese Liebe Gottes zu verbreiten.

Denn um ein Vaishnava zu sein, können wir nicht einfach sagen: „Ja, wir sind Vaishnavas“, und das wars. Um ein Vaishnava zu sein, müssen wir wissen, was der Herr, was Gott von uns will. Er will, dass wir Ihm gleich werden. Er will, dass wir Seine Liebe reflektieren, und Er will, dass wir Seine Liebe verbreiten. Und um Seine Liebe zu verbreiten, müssen wir werden wie Er. Unser Verstand muss sich transformieren. Darum geht es in der Bhagavad Gita: die Transformation des Verstandes von einem menschlichen Verstand zu einem göttlichen Verstand. Wenn sich der Verstand transformiert hat, vom menschlichen zum göttlichen, dann wird Er sich in jedem Teilaspekt von euch widerspiegeln: in euren Handlungen, in der Art und Weise, wie ihr sprecht. Das macht einen Vaishnava aus: die Liebe Gottes zu verbreiten.

F: Worin liegt die wahre Kraft des Gebets?

Seht, jetzt ist eine Zeit, in der wir immer wieder daran erinnert werden, unaufhörlich zu beten. Und diese Kraft kann man erkennen durch das Chanten Seines Namens. Und die wahre Kraft des Gebets liegt darin, eine Beziehung zu Ihm aufzubauen, in der wir Ihn fühlen können und das Gefühl haben, dass man nicht allein ist, dass Er immer bei einem ist. Das ist die Kraft des Gebets.

F: Wie kann ich den Sinn meines Lebens erkennen, wenn Angst alles ist, was ich fühle? Wie kann man zu der Person werden, die man sein soll, wenn man sich so verloren fühlt?

Um den Sinn des Lebens zu erkennen, musst du auf das Leben selbst vertrauen. Wenn du dem Leben nicht vertraust, wie kannst du dann vom Sinn des Lebens sprechen? Oft sagen die Leute: „Ja, ich will mein Dharma verwirklichen“, aber vertrauen sie ihrem Dharma? Vertrauen sie auf das, was Gott ihnen in diesem Moment gegeben hat? Genießen sie das, was er ihnen in diesem Moment gegeben hat? Sieh doch: Wenn du nicht damit umgehen kannst, was Gott dir genau in diesem Moment gegeben hat, wie möchtest du dann etwas wirklich Größeres vollbringen?

Jeder möchte etwas Großes für diese Welt tun; jeder möchte etwas Wunderbares vollbringen. Aber all das beginnt zuerst mit den kleinen Dingen, die Er euch gegeben hat. Wenn ihr die kleinen Dinge, die Er euch jetzt gegeben hat, nicht wertschätzen könnt, werdet ihr nie in der Lage sein, euer Dharma zu verwirklichen.

Lernt deshalb, jetzt zu akzeptieren, was Er euch gegeben hat. Das wird das wahre Dharma zu euch bringen. Es wird das wahre Dharma anziehen.

F: Es scheint so, als wäre Europa von dem Coronavirus stärker betroffen als jeder andere Ort. Gibt es etwas in Bezug auf unsere Kultur oder Einstellung, das sich infolge dessen ändern muss?

Nun, es geht nicht nur um Europa. Wenn wir genauer hinschauen: selbst Mauritius ist seit gestern stillgelegt und auch viele andere Länder, sogar in Indien, wo wir gerade sind, wisst ihr. Dies erinnert uns also wieder einmal an das Leben: Wie leben wir unser Leben? Wir nehmen das Leben als selbstverständlich hin. Wir schätzen das Leben nicht. Aus diesem Grund lernen wir jetzt, das Leben wieder zu schätzen.

Ihr braucht keine Angst zu haben, wisst ihr. Wo auch immer wir jetzt hinschauen, sehen wir, dass es so viel Angst gibt. Die Angst ist etwas, das einen daran hindert, voranzukommen. Überall, über die Jahre eines ganzen Lebens hinweg kann man sehen, dass es immer wieder Angst vor etwas gab, wisst ihr: Angst vor Ebola, Angst vor SARS, Angst vor Terrorismus, Angst vor diesem, Angst vor jenem. Jetzt haben wir Angst vor Corona. Versteht ihr? Aber seid ihr durch die Angst frei? Nein, man kann so nicht frei sein. Man wird paranoid. Das passiert jetzt gerade in Europa. Alle sind in paranoider Aufregung und große Angst ist überall. Jeder denkt sorgfältig über den nächsten Schritt nach. Man muss natürlich Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, man muss sich an die Regeln halten, aber man muss es auch mit Gelassenheit tun. Zuhause zu bleiben bedeutet das nicht das Ende von allem. Nein, genießt euren Ort, wo ihr gerade seid, setzt euch hin, meditiert, chantet den Namen Gottes, macht euer Japa.

Ich möchte euch etwas sagen: Wir waren im letzten Monat hier in Indien, wo überall alles geschlossen wurde; und überall sonst in Europa wurde alles stillgelegt, auch alle heiligen Orte. Das lässt einen auch darüber nachdenken, wie stark die Menschen an ihren Gott glauben. Überall haben sie die Gotteshäuser geschlossen. Ihr seht, Mekka ist geschlossen, der Vatikan ist geschlossen, die Kirchen sind geschlossen. Aber kommt hier mal in den Tempel! Alle Tempel sind voller Menschen! Selbst wenn sie sagen, dass alle Tempel geschlossen werden müssen, könnt ihr sehen, dass ringsherum die Menschen weiterhin noch da sitzen bleiben. So viel Vertrauen haben sie, so viel Glauben haben sie. Das bedeutet nicht, dass sie nicht ihre Vorkehrungen treffen. Sie treffen ihre Vorsichtsmaßnahmen. Sie tragen ihre Masken, aber ihr Glaube an Gott, wisst ihr, der ist das Stärkste.

Wo auch immer ihr seid, ihr braucht keine Panik, keine Sorgen und keine Angst zu haben. Das wird die Situation nicht verbessern. Im Gegenteil, es wird die Situation schlimmer machen. Beruhigt euch, macht eure Sadhana, vertraut, nehmt euch Zeit in euch zu gehen, und nehmt euch Zeit, um eure Beziehungen zu den Menschen, die euch umgeben, aufzubauen, und liebt sie. Denn Liebe ist nicht allein für die Menschen, die euch nahestehen. Es ist jetzt an der Zeit, um auch darüber einmal nachzudenken. Verbreitet diese Liebe, wo immer ihr seid. Lasst uns auf diese Weise in Verbindung treten.

F: In Deinem Kommentar zu der Bhagavad Gita lehrst Du uns, dass Bhishma das Ego repräsentiert und dass er das Dharma über alles andere stellt, selbst wenn er weiß, dass das, was er tut, falsch ist. Sollten wir in dieser Zeit seinem Beispiel folgen? Wenn ja, warum? Und wenn nicht, auch warum?

Seht, Bhishma war sehr dharmisch, und was auch immer er tat, tat er für den Thron von Hastinapur. Aber der Thron bedeutet nicht, dass man seinen Verstand nicht benutzen kann. Weißt du, Gott hat dir auch einen Intellekt gegeben. Er hat dir einen Verstand gegeben, damit du erkennen kannst, was richtig und was falsch ist. Obwohl er sein Dharma zum Schutz des Throns erfüllt hat, hat er nicht vernünftig gedacht. Darauf hat Krishna auf dem Pfeilbett hingewiesen. Er sprach zu ihm, um ihn daran zu erinnern: „Sieh, als großer Seher hättest du deine Kraft und Macht nutzen können, um zu verhindern, dass Draupadi auf den Königshof geschleppt wurde und so weiter. Aber du hast es nicht getan, weil du dachtest, dass dein Wort wichtiger war. Aber manchmal musst du lernen ‚nein‘ zu sagen, auch zu dem eigenen Wort, das man gegeben hat“. Dharma bedeutet folglich nicht nur, dem Gesagten blind zu folgen. Nein. Es geht auch darum, den Intellekt zu benutzen, den Gott dir gegeben hat. Verwende ihn angemessen, auf die richtige Art und Weise. Deshalb war das, was er getan hat, auf der einen Seite richtig und auf der anderen Seite falsch. Warum solltet ihr seinem Beispiel folgen? Bhagavan Krishna hat die ganze Gita gegeben, also befolgt, was Er gesagt hat! Bhagavan Krishna sprach über das Dharma, nicht wahr? Ihr müsst also das befolgen, was Lord Krishna in der Gita gesagt hat. Ihr müsst nicht dem nachgehen, was Bhishma in seinem Leben getan hat.

F: Würdest Du sagen, dass diese Situation einen positiven oder einen negativen Ausgang für die Welt haben wird?

Es ist traurig, so viele Menschen sterben zu sehen. Man hört jeden Tag überall, wie viele Hunderte und Aberhunderte von Menschen sterben. Aber man sieht auch, wie die Natur jetzt zum Erblühen kommt. Heute hat mir jemand ein Foto von Venedig geschickt, auf dem man Delfine im Kanal schwimmen sieht. Überall sind Fische zu sehen. Auch die Schwäne kommen. Vor einigen Tagen hat mir jemand ein Bild von China geschickt, wie die Verschmutzung an diesem Ort, an dem sie immer wieder sichtbar war, verschwunden ist. Ihr seht, die Natur blüht auf. Da wird einem bewusst, wie viel Umweltverschmutzung der Mensch verursacht hat und wie sich dies nicht nur auf die Natur, sondern auch auf uns selbst ausgewirkt hat.

Kürzlich habt ihr gesehen, dass Brasilien und Australien in Flammen standen, aber ihr habt nicht realisiert, dass dies die „Lungen der Welt“ waren, die in Flammen standen. Und nun, welch eine Ironie, dass dieser Virus die Lungen der Menschen angreift! Die Natur ermahnt uns. Seht, all diese Pflanzen, die Bäume, dies ist alles sehr wichtig. Wenn wir gesund sein wollen, müssen wir uns um die Natur kümmern. Daran sollte nicht in Zeiten von Epidemien wie jetzt, in Zeiten von Viren, erinnert werden müssen. Die Natur sollte uns nicht ständig auf diese Weise zu erinnern müssen, nein. Wir Menschen müssen erkennen, dass wir Teil der Natur sind, dass wir Teil dieses Ökosystems sind, und wir müssen uns um die Natur kümmern; wir sollten so viele Bäume wie möglich pflanzen, damit wir die Lunge der Welt wieder aufbauen können, für uns selbst und nicht für andere. Daran werden wir auch erinnert: die positive Seite zu sehen, wo überall man die Natur jetzt durchatmen sehen kann – das ist so wunderbar.

F: Von dem, was jetzt und in den nächsten Jahrzehnten auf der Erde geschieht – insofern Du es natürlich preisgeben kannst – wie viel ist unvermeidlich und wie viel kann durch unsere Einstellung zum Besseren verändert werden?

Diese Situation zeigt, dass wir durch unsere Einstellung Vieles verändern können. Wir brauchen nicht darauf zu warten, bis die Natur uns zur Veränderung zwingt; wir müssen eine gewisse Verantwortung übernehmen und uns ändern. Wir brauchen auch nicht zu warten, bis die Welt zum Stillstand kommt oder das Ende der Welt naht, damit wir uns ändern.

Schaut euch also an und verändert euch. Niemand kann euch ändern. Ich kann euch nicht ändern. Gott kann euch nicht ändern. Aber ihr könnt euch selbst ändern. Wisst, dass, wenn ihr die Bereitschaft dazu habt, euch zu transformieren und zu verändern, Er euch die nötige Kraft und Macht dafür geben wird. Und Guru und Gott erinnern euch daran: dass ihr nie allein seid, dass wir immer bei euch sind, und dass wir euch lieben, egal was passiert.

Wisst ihr, selbst in so einer schwierigen Situation geht es immer um die Liebe Gottes. Denn Er liebt uns alle, und deshalb will Er, dass wir alle stark sind. Wirklich, Er möchte, dass wir alle Ihn fühlen, dass wir diese Beziehung zu Ihm aufbauen.

Jai Gurudev, zusammen!

-inoffizielle Übersetzung-

Hier findest du das Video vom Satsang.