3. April 2020

LIVE FRAGEN & ANTWORTEN AUS VRINDAVAN
SHREE GIRIDHAR DHAM ASHRAM, 3. APRIL 2020

In diesem satsang beantwortet Paramahamsa Vishwananda Fragen über den Dienst an Devotees des Herrn und Dienst an Gott oder guru, ob bzw. wann man einem neuen guru folgen sollte, wenn der bisherige verstorben ist, wann es wichtig ist, zu kämpfen und wann Hingabe erforderlich ist, und ob es einen Unterschied zwischen Lord Krishna und dem höchsten Herrn, Narayana, gibt.

 

Jai Gurudev, alle zusammen!

Ich habe beschlossen, nach Deutschland zurückzukehren, und so ist dies der letzte satsang hier in Vrindavan für diese Zeit, und… was soll ich sagen? Die satsangs werden auch in Deutschland fortgesetzt. Wir überlegen uns, wie wir es machen, und auch japa wird fortgeführt, so bin ich mit euch in Kontakt. Da es morgen nicht möglich sein wird, satsang zu geben und japa zu machen, bitte ich euch, verbindet euch und praktiziert, wo auch immer ihr seid, zur gleichen Zeit gemeinsam japa.

Es war eine sehr schnelle Entscheidung, die ich getroffen habe, nach Deutschland zurückzukehren. Niemand war wirklich darauf vorbereitet, und die Menschen hier waren geschockt. Einige gerieten in Panik! Und ja, einige Leute draußen waren auch erschrocken darüber, dass ich nach Deutschland zurückkehre, und nicht nur ich, sondern auch all die Leute, die aus dem ashram hierher gekommen sind, Swami Revati und die anderen.

Das Lustige daran ist, wie Giridhariji alles arrangiert hat. Es ist schon witzig, wie Er alles arrangiert. Swami Revati wird ein wenig darüber erzählen.

SVR: Wir hatten also mit der deutschen Botschaft abgeklärt, ob es irgendeine Option gibt, nur um den Überblick zu behalten, doch es gab nichts. Die deutsche Botschaft sagte im Wesentlichen, dass bereits zwei Rettungsflüge nach Indien waren, und dass es keine Garantie für einen dritten gäbe, weil sie nicht genug Leute dafür haben. Und so zogen wir die Möglichkeit in Betracht, dass wir warten müssten, bis diese ganze Corona-Sache endet und die Linienflüge wieder normal verkehren.

Ein Devotee aus Österreich war auch hier. Er hat sich zwischenzeitig bei der österreichischen Botschaft erkundigt und einen Flug ausfindig gemacht, der über Holland, über Amsterdam, gehen würde, aber dieser Flug war völlig überbucht. Also gab es am Sonntag einen Flug, aber überbucht, und deshalb konnten wir nichts anderes tun, als abzuwarten. Gestern Abend erhielten wir eine Nachricht von einer Devotee, die gerade in Delhi ist. Auch sie setzte sich mit der Fluggesellschaft in Verbindung und schaffte es, ein Ticket zu bekommen. Sie fragte Guruji: „Ist es okay, wenn ich jetzt nach Hause fliege?“ Guruji sagte: „Ja“. Dann sagte sie: „Vielleicht kann ich noch ein Ticket bekommen.“ Sie schaute online nach und es hieß, dass noch ein Ticket verfügbar sei. Also rief sie Guruji an und fragte Ihn, ob Er Interesse hätte, aber Er sagte: „Nein, ich fliege nur zurück, wenn es für alle möglich ist, für die ganze Gruppe“, und wir waren zu sechst aus Deutschland hier.

Also bat ich sie, mir den Link zu schicken. Sie schickte mir diesen (einen Link, den wir auf keine andere Weise finden konnten). Wir hatten es auf der Website der KLM, der Fluggesellschaft, versucht und konnten ihn nicht finden. Auf jeden Fall gingen wir mit dem Link online, ich forderte sechs Tickets an, es gab sechs Tickets, und so buchten wir diese, und alles ging glatt. Ungefähr fünf Minuten später kamen noch ein paar Leute, die den gleichen Flug nehmen wollten. Wir fragten nach zwei weiteren Flügen, ich benutzte denselben Link … und bis Mai waren keine Flüge mehr verfügbar! Also waren nur die sechs Tickets, die wir benötigten, verfügbar und auch nur für diese kurze Zeitspanne. Also waren gestern Abend wie aus dem Nichts sechs Tickets für uns da, und Guruji sagte: „Okay, dann machen wir es so.“ Und, wie Er sagte, es scheint so geplant gewesen zu sein.

Guruji: Die Menschen hier sollten vor nichts Angst haben, es ist nur so, dass es jetzt Zeit ist, zu gehen. Es war eine Zeit, hier in Vrindavan zu sein – eigentlich ist es schön, hier zu sein – und jetzt ist es an der Zeit, nach Deutschland zurückzukehren. Wir werden auch dort in Quarantäne sein, wir bleiben also zwei Wochen lang weiter eingeschlossen.

Hier eingesperrt zu sein, ist völlig anders als anderswo, denke ich. Ich habe Videos gesehen, die zeigen, dass einige Menschen in Mauritius geschlagen wurden. Sie gingen nur hinaus, um einen Freund zu treffen, und … schrecklich. Dort ist es sehr streng, sehr ernst. Hier müssen wir nicht in Panik geraten, wir können einfach dasitzen und den Moment genießen. Wir fragen uns, wann wir wirklich die Zeit so genossen haben. Sehr oft hört man von den Devotees und anderen Menschen: „Weißt du, ich mache schnell meine sadhana, ich habe nicht viel Zeit. Ich habe nicht viel Zeit, um all die sadhana zu machen, die ich machen sollte. Auch für die Meditation habe ich wenig Zeit, ich mache nur ein wenig Atma Kriya Yoga, das ist alles.“

Es scheint, dass das Göttliche euch jetzt viel Zeit gegeben hat, um euch mit Ihm zu verbinden und euch zuerst mit euch selbst zu verbinden. Also lasst uns auch das genießen.

Nun frage ich Swami Revati, welche Fragen er hat.

Geliebter Gurudev, warum heißt es, dass Dienst an den Devotees des Herrn größer ist als Dienst am Herrn selbst?

Erstens macht Dienst am Devotee demütig. Um jemandem zu dienen, muss man wirklich demütig sein. Man kann nicht jemandem dienen, wenn man egoistisch oder stolz ist. Stolz hält einen immer davon ab, anderen zu dienen, weil man sich durch diesen Stolz immer höher als die anderen stellt: „Ich bin der Herr über alles, ich bin dies, ich bin das.“ Wenn Lord Krishna also sagt: „Jene, die Meinen Devotees dienen, sind Mir am liebsten“, dann meint Er jene mit dieser demütigen Haltung. Man muss demütig sein, um einem Devotee dienen zu können. Hier müssen wir verstehen, dass Er nicht davon spricht, dass man Devotees aller Art dienen soll, also auch denen, die sich nur selbst als Devotee bezeichnen. Wenn Bhagavan jemanden als Devotee bezeichnet, dann bedeutet das, dass diese Person in einem erhabenen Zustand der Verwirklichung ist, in einem Bewusstseinszustand, in dem Bhagavan selbst ihn umarmt. Bhagavan sagt von solch einer Person: „Das ist Mein Devotee“. Das ist ein Devotee, der frei von Stolz und Ego ist, dieser Devotee ist selbst demütig.

Diesem Vorbild an Demut zu dienen, diesem Bild der Hingabe und Ergebenheit, das macht einen gleich, denn man nimmt diesen Devotee als Beispiel für Demut und Bescheidenheit. Man ist bereit, sich niederzuwerfen und Bhagavans Devotee zu dienen. Das ist das, was die Heiligen tun – unsichtbar für die Augen des Devotees, unsichtbar für die Augen der Jünger, aber die wahren gurus und Heiligen tun genau das. Sie wirken erhebend, aber sie stellen sich nicht „höher“. Selbst wenn es den Anschein hat, dass die Devotees ihnen dienen, dienen in Wahrheit sie den Devotees, sie bringen ihre Devotees näher zum Herrn, indem sie sie dem Herrn als „Opfergabe“ darbringen. Wenn man dem Herrn etwas darbringt, nimmt man es von „unten“ und hebt es zu Ihm „hinauf“. Das ist es also, was ein wahrer Devotee tut.

In der Gita, Kapitel 8, Vers 8, sagt Bhagavan Krishna: „Jene, deren Geist durch den Prozess ständiger Meditation und Kontemplation nicht nach links und rechts abschweift, oh Paartha, kommen zu Mir, sie erreichen Mich“. Das sagt also sehr klar aus, was ein Devotee wirklich ist – jemand mit einem Geist, der nicht nach links und rechts abschweift, nicht wahr? Dieser Geist ist voll konzentriert, dieser Geist ist ohne jedes Ego. Aber wie ist das möglich? „Durch ständige Meditation über Mich, den höchsten Herrn!“

Bhagavan Krishna sagt: „Der Geist, der ständig auf Mich als den höchsten Herrn fokussiert ist“, also ein Geist, der ununterbrochen fokussiert ist, der in einem selbst ruht und dort das Göttliche wahrnimmt, der auf ein einziges Ziel ausgerichtet ist. Dieser Geist wandert nicht umher und ist frei von jeglichem Ego. Wenn der Geist frei von Ego ist, beginnt man, das Göttliche zu reflektieren, das im Inneren verborgen ist. Diese Person wird zu einem Devotee, wird selbstverwirklicht. Der Geist ist vollkommen in das Selbst vertieft, ganz ohne Ego oder Stolz. Dieser Geist ist vollkommen versunken und weiß, dass der höchste Herr im eigenen Inneren weilt.

Hat man dieses Bewusstsein vollständig in sich, springt der Verstand nicht nach links und rechts und ist man ganz in die Hingabe an den höchsten Herrn vertieft, dann findet in dieser Person Transformation statt. Diese Transformation, die in der Person geschieht, macht sie auf natürliche Weise demütig, weil sie automatisch weiß, dass es nicht um sie geht, sondern um Gott. Ein Devotee ist von Natur aus demütig.

Es war einmal ein Devotee von Lord Krishna namens Manu. (Es ist nicht „der“ Manu.) Manu kam nach Vrindavan und wollte hier an diesem schönen, ruhigen Ort Lord Krishna verehren. Er wollte Frieden in seinem Geist erlangen, also kam er nach Vrindavan. Als er auf der anderen Seite des Flusses Yamuna an einem Baum vorbeikam, sah er drei Gelehrte, die miteinander diskutierten. Er saß da und hörte eine Weile zu. Während sie diskutierten, fiel von diesem Baum eine Frucht herunter. Zur gleichen Zeit flog eine Krähe davon.

Da begannen die Gelehrten, darüber zu diskutieren. Der erste sagte: „Wow, was für ein Zufall, dass diese Frucht heruntergefallen und die Krähe weggeflogen ist.“

Der zweite sagte: „Nein, diese Krähe setzte sich auf die Frucht, und durch das Gewicht fiel die Frucht herunter.“

Und der dritte sagte: „Nein, nein, nein, ihr wisst gar nichts. Diese Frucht fiel aufgrund der Schwerkraft herunter, und deshalb flog der Vogel weg.“

Alle drei diskutierten über diese Frucht und den Vogel. Das amüsierte Manu, denn er sah, was es für eine Zeitverschwendung war, darüber zu diskutieren.

Also ging er dorthin und sagte: „Bitte, darf ich etwas für euch  klarstellen?“ Er nahm die Frucht und fragte sie: „Ihr wisst sehr gut, dass es heißt, dass sich kein einziger Grashalm bewegt, wenn es der Herr nicht will. Stimmt ihr zu, dass sich jeder Grashalm nur durch den Willen Gottes bewegt?“

Sie nickten alle: „Ja.“

Dann nahm er die Frucht und sagte: „Ihr wisst, dass es auch der Wille Gottes ist, dass diese Frucht herunterfiel und der Vogel wegflog?“

Sie sagten: „Ja.“

Er nahm die Frucht, ging zur Yamuna, wusch sie und opferte sie dem Herrn. Er sagte: „Der Herr nimmt ein Blatt, eine Blume, eine Frucht und ein paar Tropfen Wasser an, wenn es mit Liebe und Hingabe dargebracht wird.“ Er nahm die Frucht, opferte sie dem Herrn, brach sie auseinander und gab sie allen zu essen, und alle nahmen sie als Prasad an und aßen sie, und es gab keine Fragen mehr.

Oft wird so viel über etwas diskutiert. Die Leute diskutieren ständig, sie diskutieren und diskutieren, und dann tun sie so, als wüssten sie etwas, sie täuschen Wissen vor. Sie denken, je mehr sie hören, desto weiser sind sie. Aber wenn man sie fragt, was vor ein paar Tagen besprochen wurde, erinnern sie sich nicht mehr. Dabei ist es so einfach – der Dienst für den Devotee, der Dienst für den guru, ist der Dienst, der dem Herrn am liebsten ist. Denn wenn man zu dienen beginnt, macht einen das demütig. Und diese Demut, die entsteht, wenn man einem Devotee dient, der selber demütig ist, bringt einen automatisch dem Herrn selbst näher. Wenn man demütig ist, kann man Ihn spüren. Wenn man demütig ist, kann man Seine Schöpfung respektieren, man kann jeden respektieren. Und wenn man demütig ist, kann man wirklich lieben, so wie Er liebt.

Deshalb ist Ihm der Dienst an Seinem Devotee sehr lieb. Dazu kommt – dient man einem Devotee, der einem nahe steht, dann kann dieser mit einem interagieren. Das schafft eine gewisse Verbindung.

Über Dienst für die Deities: Sehr oft sagen die Menschen, besonders im Westen: „Warum sollte ich eine Gottheit verehren?“ Es stimmt, man muss in erster Linie in Verbindung mit der Menschheit sein. Wenn man nicht in Kontakt mit der Menschheit ist, wie sollte man dann mit der eigenen Göttlichkeit in Kontakt sein? Deshalb sagte Bhagavan Krishna: „Jene, die Meinen Devotees dienen, sind Mir sehr lieb“, denn Er weilt ewig im Herzen dieses Devotees, der ein Abbild ist, das sich bewegt. Ein wahrer Devotee, ein wahrer guru, ist ein sich bewegendes Abbild des Herrn selbst. Sie haben diese Liebe, sie haben diese Demut, sie haben dieses Mitgefühl.

Guruji, wenn der Meister, dem man folgt, in samadhi geht und ein Devotee dann einen anderen lebenden Meister trifft, sollte man weiterhin bei seinem alten guru bleiben oder sollte man dem neuen lebenden Meister folgen? Wenn ja, wie weiß man, ob der neue lebende guru richtig ist und ob es richtig ist, ihm zu folgen oder nicht?

Wenn der eigene Meister dahinscheidet, hat man nicht mehr den Rat eines lebenden Meisters. Und weil man selber ja am Leben ist, ist es einfacher, einem lebenden Meister zu folgen. Aber das bedeutet nicht, dass man seinen bisherigen Meister, der von dieser Welt gegangen ist, vergessen sollte, denn normalerweise werden die Meister, wenn sie von dieser Welt scheiden, lebendiger und man ist mit ihnen noch mehr verbunden.

In bestimmten Traditionen folgen die Menschen der parampara. Das heißt, wenn ein Meister, der eigene guru, dahinscheidet, hat er bereits den Nachfolger bestimmt, nachdem dieser jahrelang, normalerweise seit der Kindheit, unter dem guru ausgebildet worden war. Der Devotee des vorherigen guru wird also automatisch zum Devotee des gegenwärtigen guru. Das ist so, wenn man einer bestimmten parampara folgt, und wenn der guru den Nachfolger eindeutig bestimmt hat, dann geht es so weiter. Ihr seht, bei Swami Narayan ist es so und viele andere
guruparamparas sind auch so.

Aber es gibt bestimmte gurus – ich erwähnte gerade Swami Narayan -, bei denen man diesem guru folgen kann, aber der ernannte acharya, der Haupt-guru, der Gründer, wird immer noch als Haupt-guru verehrt. Die weiteren sind die Nachfolger. Und in dieser Tradition folgt man dem nächsten guru, der gemäß der Tradition ernannt wurde. Aber z.B. in unserer Tradition, in der Sri Sampradaya, hatten wir vor Ramanujacharya auch viele acharyas, aber Sri Ramanujacharya war eine maßgebliche Persönlichkeit. Warum? Weil er die Sampradaya-Tradition begründete und bestimmte Richtlinien gab, denen man folgen sollte, also wurde er ein acharya. Natürlich gab es unter ihm viele acharyas und viele Schüler, aber wir verehren hauptsächlich und zuallererst ihn. Wir verehren die anderen nicht in derselben Weise, weil Ramanujacharya eine Inkarnation des Herrn selbst ist. Also verehren die Devotees innerhalb dieser sampradaya zuerst ihn. In diesem Zusammenhang wird er das Oberhaupt der acharyas.

Zurückkommend auf die Frage: Wenn ein guru samadhi genommen hat und du dann einen anderen lebenden Meister triffst, hängt alles davon ab, wie du dich mit diesem Meister verbindest. Wenn du weißt, dass dieser Meister dich aus der Dunkelheit führen und zum Licht bringen kann, dann nimm Zuflucht bei diesem Meister und sieh keinen Unterschied zwischen deinem bisherigen guru und dem guru, dem du jetzt folgst. Wisse, dass der vorherige guru selbst dich dorthin gebracht hat, wo du sein musst. Aber das ist nicht immer der Fall, verstehst du? Es geht auch darum, wie du dich fühlst und wie sehr du angezogen wirst. Es ist also möglich, von einer Tradition zur anderen, von einem guru zum anderen zu wechseln. Und auch wenn du wechselst – habe Respekt vor dem bisherigen guru, aber übernimm die Traditionen und den Weg deines jetzigen guru vollständig.

Es ist, als würde man heiraten, vor allem hier in Indien. Wenn eine Braut den Bräutigam heiratet, akzeptiert die Braut die Normen, die Kultur, die Gottheit, die ihr Mann verehrt, vollkommen. Wenn du also einem anderen Weg gefolgt bist, folgst du jetzt deinem gegenwärtigen guru. Du nimmst voll und ganz das an, was der jetzige guru dich lehrt und was der jetzige guru dir gibt, und folgst ihm.

Der dritte Teil deiner Frage ist: „Woran erkenne ich, ob der Meister richtig ist?“ Auch wenn es ein wahrer Meister ist, wirst du nie wissen, ob der Meister „richtig“ ist oder nicht, denn wenn du über den Meister urteilst, ist dies das erste Vergehen, das du begehst und das du vermeiden solltest! Aber während dieser Zeit solltest du dich selbst analysieren. Wie fühlst du in deinem Inneren? Ich spreche nicht von deinem Verstand, denn – wie ich gestern zu Beginn sagte – die Menschen mögen ihre Fantasie wirklich. Sie spüren eine andere Energie und finden das aufregend. Nein, nimm dir die Zeit, in dein Inneres hinein zu spüren. Dann ist es in Ordnung.

Wenn dich dein Herz zu diesem Meister hinzieht, obwohl du versuchst, zu widerstehen, aber dennoch zieht dich dein Herz dort hin, egal was passiert, dann wisse, dass du den Segen deines vorherigen guru hast, um in deinem Leben weiter voranzukommen, um auf einem anderen Weg fortzuschreiten, um auf diesem neuen Weg, dem du jetzt folgst, voranzukommen.

Guruji, die Geschichten von z. B. Draupadi und Mirabai zeigen uns, was Ergebenheit wirklich bedeutet. Doch es gibt auch viele Dinge, die Devotees lernen können. Wie wissen wir, ob es im Leben eine Herausforderung gibt, bei der wir unsere Stärke beweisen und für etwas kämpfen müssen, und wie wissen wir, ob es besser ist, sich hinzugeben und die Situation zu akzeptieren, anstatt zu kämpfen? Letztlich ist meine Frage, wie wir wissen können, wann wir etwas akzeptieren müssen und wann wir für etwas kämpfen müssen.

Seht ihr, wenn ich sagen würde: „Kämpfe“ – wir können unser Leben lang vergeblich für Dinge kämpfen, die wir wollen. Ein wahrer Devotee ist ergeben. Ihr seht, gerade jetzt wird Hingabe getestet: Wie viel Glauben, wie viel Vertrauen in Gott habt ihr, wie sehr habt ihr euch dem Wort des guru und Gottes hingegeben? Denn der Verstand der Menschen läuft immer wie ein Hund hinter neuen Ideen, neuen Dingen her. Die Menschen sagen nicht wirklich: „Ich gebe mich Deinem Willen hin“.

Sicher ist euch aufgefallen, wie Hunde oft rennen, wenn ein Auto vorbeifährt. Sie rennen wie verrückt, versuchen, über das Auto zu springen, es ist wie ein Wettrennen mit dem Auto. Als ich im Februar in Palani war, gingen wir eines Nachts in den Tempel. Auf dem Rückweg waren viele Hunde da, die bellten und versuchten, mit dem Auto mit zu rennen, usw. Ich dachte: Was würden diese Hunde tun, wenn wir jetzt anhalten? Sie würden die Menschen anfallen.

Eine Geschichte: Es waren einmal zwei Bauern. Einer der Bauern hatte einen Hund, und jedes Mal, wenn ein Fahrzeug vorbeifuhr, lief der Hund mit diesem um die Wette und versuchte, es zu überholen.

Eines Tages fragte der Nachbar den Bauern: „Was würde wohl bei diesem Wettrennen passieren, wenn es umgekehrt wäre, wenn nicht dein Hund das Auto verfolgt, sondern wenn das Auto ihn überholen würde?“

Und dann antwortete der Bauer: „Ich mache mir nicht allzu viele Gedanken darüber, ob das Auto den Hund überholen würde. Ich sorge mich mehr darüber, was passiert, wenn der Hund das Auto einholt, das ist es, was mich beunruhigt.“ (Was bedeutet, dass es nicht gut wäre, wenn der Hund die Menschen beißen würde und so weiter.)

So ist es auch mit dem menschlichen Geist. Man rennt nutzlosen Dingen nach, unerwünschten Dingen, Dingen, die einen nicht wirklich glücklich machen. Und das führt einen nirgendwohin.

Am Beispiel der Heiligen erkennen wir, sie wissen ganz klar, was sie wollen. Das ist der Unterschied. Sie haben kein Dilemma: „Oh, will ich wirklich Krishna? Will ich wirklich Sriman Narayana? Will ich mich wirklich hingeben?“ Nein, sie haben keinen Zwiespalt in sich. Für sie ist klar: Was immer der Herr ihnen gibt, akzeptieren sie voll und ganz, denn ihr Ziel ist klar, ihre Absicht, ihre Ausrichtung ist eindeutig darauf gerichtet, was sie wollen. Warum sollten sie verwirrt sein? Sie sind innerlich absolut klar.

Man gerät in ein Dilemma, weil man selber verwirrt ist, ob man kämpfen soll oder etwas akzeptieren muss. Wenn man mit sich selbst uneinig ist, kommt diese Verwirrung auch nach außen, und alles wird zu einer Konfusion. Dann fragt man sich immer wieder: „Liege ich richtig? Liege ich falsch? Muss ich kämpfen oder soll ich nicht kämpfen?“

Was bedeutet das Wort Ergebenheit? Wenn man sich dem Willen Gottes hingibt, geht man dann in den Kampf? Nein, man kämpft nicht. Man erfüllt sein Dharma, man tut seine Pflicht, aber man haftet nicht am Ergebnis. Das macht die Heiligen großartig, denn sie erfüllen ihr Dharma mit ganzem Herzen und ihr Geist konzentriert sich nur auf den höchsten Herrn. Sie haben diese einzigartige Ausrichtung und wissen, was immer sie tun, wenn sie ihr Dharma erfüllen, dienen sie damit dem Herrn. Und sie haften nicht an den  Früchten ihres Handelns.

Wenn man kämpft und meint: „Ich möchte, dass alles so ist, wie ich es will“, wie kann man wissen, dass es richtig ist? Man weiß nicht, ob etwas richtig oder falsch ist. Was für einen selbst richtig ist, kann für jemand anderen falsch sein. Was für jemanden falsch ist, kann für einen anderen richtig sein. Also, wie soll man das wissen? Aber diejenigen, die sich hingeben, brauchen sich nicht darum zu kümmern, ob etwas richtig oder falsch ist. Sie wissen, dass sie alles, was sie tun, für ihren geliebten Herrn tun. Wenn es richtig ist, ist es richtig; wenn es falsch ist, ist es falsch. Er wird es verwandeln, Er wird es nehmen und Er wird es so machen, wie Er es will. Und das ist der Unterschied zwischen diesen beiden, der Hingabe und dem Gefühl, für etwas kämpfen zu müssen.

Guruji, in ihrem Wesen, in tattva, sind alle Manifestationen von Narayana eins. Alles ist nur Er. Du hast gesagt, Krishna ist Narayana, und ich weiß, dass sie dasselbe tattva sind. Aber wenn wir die Stimmungen, rasa, sehen, haben diese andere Ausprägungen, andere Vorlieben. Oder ist sowohl bei rasa als auch bei tattva – auch wenn es die Vielheit gibt – letztlich kein Unterschied zwischen Krishna und Narayana?

Das ist eine Frage, die gerne gestellt wird. Eigentlich gibt es keinen Unterschied zwischen Krishna und Narayana, Krishna ist Narayana. Natürlich ist die lila jeweils eine andere und auch die Einstellung eines bhaktas, je nachdem, welche Form er verehrt. Aber man sieht, z.B. in Südindien konzentrieren sich die Menschen hauptsächlich auf Sriman Narayana, und sie haben den gleichen bhava gegenüber Sriman Narayana. Im Norden Indiens sagen viele: „Ja, die gopis sind überragend und große Devotees.“ Es ist wahr, Bhagavan Krishna selbst lobpreist die gopis, aber in Südindien gab es Goda Devi, die ebenfalls mit der gleichen Grundhaltung verehrt wird wie Sriman Narayana. Man kann also nicht wirklich sagen, dass dies so und jenes anders ist.

Nehmt Mithila als Beispiel, als Rama für die Hochzeit mit Sita dort war. Es gibt das Lied Oh Pahuna, das kürzlich gesungen wurde – also ist beides gleich. Oh Pahuna ist das Lied der Menschen von Mithila für Lord Rama, diese Sehnsucht, Rama zu bitten: „Bitte, bleib bei uns, verlängere Deinen Aufenthalt und sei mit uns“. Es ist die gleiche Sehnsucht, die die gopis in Vrindavan nach Krishna hatten. Wie kann man sagen, dass die Menschen von Mithila diese Sehnsucht nicht hatten? Sie hatten sie! Seht ihr, der bhava ist derselbe für Rama, der bhava ist derselbe für Krishna, der bhava ist derselbe für Sriman Narayana.

Ich habe euch hier nur drei Beispiele genannt. Gibt es also einen Unterschied im höchsten Herrn? Nein, den gibt es nicht. Als Bhagavan Krishna Seine Virat-swarupa, Seine kosmische Form, offenbarte, zeigte Er Arjuna Sriman Narayana. Keinem anderen Menschen hat Er diese Form gezeigt. Als Arjuna Seine kosmische Form sah, sagte er: „Ich kann das nicht anschauen, ich kann diese Form nicht erfassen, ich kann es nicht, es ist zu viel für mich“. Worum hat er den Herrn gebeten? Er bat den Herrn: „Bitte, zeige mir Deine Chaturbhuja-Form“. Und Sriman Narayana zeigte ihm seine Chaturbhuja-Form – mit Shankha, Chakra, Gada und Padma. Mit dieser Form konnte er umgehen, weil sie ihm vertrauter war. Dann bat er: „Bitte, ich möchte Dich mehr als Sakhi“, also in diesem sakhya-bhava im Inneren.

Je nachdem, wo man sich befindet, je nach dem bhava, den man in sich hat, erwacht diese Art von rasa auch im Inneren. Aber bhava und rasa sind keine Fantasie, das ist etwas sehr Wichtiges. Die Menschen verwechseln es gerne und oft. Sie lesen etwas darüber und fantasieren dann darüber. Damit sollte man sehr vorsichtig sein, denn wenn bhava erwacht, verzehrt es einen, dann ist man nicht mehr man selbst. Man ist vollkommen hingegeben, man ist vollkommen frei von Ego, der Mind ist nicht mehr da, man ist … ich will nicht „atemlos“ sagen, im Moment ist es nicht gut, „atemlos“ zu sagen. Wenn man „atemlos“ sagt, wandern die Gedanken gleich zum Coronavirus! Also derzeit kein „atemlos“ – überlasst das den Yogis.

Versteht also, dass Krishna und Narayana ein und dasselbe sind.

Jai Gurudev

Hier findest du das Video vom Satsang ?