2. April 2020

LIVE Q&A AUS VRINDAVAN
SHREE GIRIDHAR DHAM ASHRAM, 2. APRIL 2020

Der heutige satsang enthält Antworten von Paramahamsa Vishwananda über unsere Beziehung zu Gott hier auf der Erde und in Vaikuntha, über Veränderungen in der Wahrnehmung dieser Beziehung, über das Abrutschen vom spirituellen Pfad und über die richtige Antwort auf die Frage „Was willst du?“.

Jai Gurudev, alle zusammen!

Heute ist Ram Navami, der Geburtstag von Lord Rama, und wir haben den Geburtstag von Rama auf eine sehr einfache und ruhige Art und Weise gefeiert. Es ist das erste Mal, dass wir Ram Navami auf eine so einfache, „nicht viele Menschen“-Weise gefeiert haben, denn jedes Jahr feiern wir den Geburtstag von Ram Navami wirklich groß. Es war schön und sehr liebevoll. Wie ich vorhin schon gesagt habe, ist es das erste Mal, dass wir Ram Navami entsprechend der Zeit feiern, in der Rama geboren wurde! Besonders hier in Vrindavan zu sein, ist ein großer Segen, und ja, gerade jetzt könnt ihr all die ashrams hier hören. Sie singen alle – das ist das Vrindavan, so wie es war, nicht das ruhige Vrindavan. Es ist wirklich lebendig und wirklich schön, all die ashrams und all die Gesänge zu hören.

Seht ihr, Lord Rama kam vor etwa 10.000 Jahren und wurde hier geboren. Als ein großer König hat Er viel getan. Er brachte den Menschen Wissen: wie man lebt, wie man füreinander sorgt und so weiter. Und Er war eine Persönlichkeit, auf die jeder schaute. Wenn wir auf Sein Leben blicken, hat Er viel gelitten, ja, aber Er litt, um Sein Wort zu halten, das Er Seinem Vater gegeben hatte, und Er inspirierte viele.

Warum wurde das Ramayana in all den Jahren immer wieder gepriesen? Man kann von vielen Menschen viele Geschichten hören, aber haben diese Geschichten einen Einfluss auf euch? Viele Menschen können viele Geschichten schreiben, aber warum hat das, was Valmiki schrieb, einen solchen Einfluss auf die Menschen ausgeübt? Warum hatte das Leben der Großen, wie Lord Krishna, Lord Buddha und so weiter, einen solchen Einfluss auf die Menschen? Warum sehen wir ihr Leben immer noch als etwas Inspirierendes an? Zuallererst, weil sie ihr Leben nicht für sich selbst gelebt haben. Sie haben ihr Leben als Dienst für die Menschheit gelebt, als eine Erinnerung der Menschheit an das, worum es im Leben wirklich geht – und nicht einfach das oberflächliche Leben, das jeder durchlebt. Es hat einen tiefen Einfluss auf das Leben eines jeden Einzelnen ausgeübt; das tut es immer noch, und es wird immer eine Wirkung haben. Für diejenigen, die das Ramayana hören und tiefer darin eintauchen, wird es etwas in ihrem Inneren berühren und verändern.

Man hört auch andere Geschichten von sehr großen Persönlichkeiten, aber es macht keinen Unterschied für ihr Leben, es berührt nicht ihren inneren Kern. Deshalb tragen diese großen Epen eine gewisse Schwingung in sich. In der hinduistischen Tradition sagen wir, dass Gott auch in der Form der heiligen Schriften existiert. Wir haben diesen Respekt vor den Schriften, weil die Schriften im Vergleich zu anderen Büchern einen Menschen von einem normalen, gewöhnlichen Menschen in ein göttliches Wesen verwandeln. Wir sollten diese Schriften nicht von einem intellektuellen Standpunkt aus betrachten; denn wenn wir sie von einem intellektuellen Standpunkt aus betrachten, haben die Menschen, insbesondere im Westen, sehr oft ein anderes Verständnis von den Dingen. Anstatt sie zu schätzen und in sie einzutauchen, müssen sie sie analysieren, sie müssen sie verstehen. Okay, ihr analysiert sie, ihr versteht sie – was wird das mit euch machen? Wird das irgendetwas in euch verändern? Nein, das wird es nicht! Denn ihr betrachtet sie von einem intellektuellen Standpunkt aus. Wisst ihr, euer Intellekt, euer Verstand und diese Weisheit sind alle durch den Bereich der materiellen Realität begrenzt. Also versteht Ihr sie auf materielle Weise. Deshalb müsst ihr beim Lesen, beim Hören dieser Schriften wirklich in euer Herz eintauchen. Lasst den Verstand tief eintauchen. Dann werdet ihr ein anderes Verständnis haben, und dann werdet ihr eine Transformation erleben.

So, ich werde Swami Revati bitten, die Fragen zu stellen.

Jai Gurudev, Guruji! Es ist so schön, Dich jeden Tag zu sehen und dass Du uns allen Satsang gibst, besonders in diesen Zeiten. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit dafür nimmst! Also, meine Frage lautet: Oft hast du Menschen gefragt: „Was willst du?“ und viele Menschen haben unterschiedliche Antworten gegeben. Sogar in den shastras wurde diese Frage schon in vielen Situationen gestellt. Als Prahlad diese Frage gestellt wurde, antwortete er, dass er nichts wolle. Gibt es jemals eine richtige Antwort auf diese Frage?

Nun, Prahlad gab die Antwort, so wie du es in deiner Frage gesagt hast. Weißt du, um etwas zu bitten, ist eine sehr menschliche Art. Wenn jemand kommt und dich fragt: „Was willst du?“, hast du automatisch im Hinterkopf: „Ich will etwas“. Nicht wahr? Dieses Wollen selbst begrenzt also die ganze Möglichkeit dessen, was Gott dir zu geben bereit ist. Deshalb wiederholte Prahlad dreimal auf die Frage von Nrsingadev: „Warum: ‚Was willst du?’” Sicherlich sagte Prahlad Maharaj: „Oh, meine Güte! Ich sage dir, Baba, ich will nichts! Du, der Höchste Herr selbst bist gekommen. Du bist auf so furchteinflößende Weise aus dieser Mauer herausgekommen, Du hast meinen Vater getötet, was kann ich sonst noch von Dir verlangen? Aus Barmherzigkeit gibst Du, ungefragt gibst Du Deinem Devotee, und jetzt fragst Du mich, was ich will? Ich sage Dir, ich will nichts.”

Die Antwort von Prahlad ist also sehr kraftvoll und sehr stark, sogar wenn Bhagavan weiß, dass jeder einen bestimmten Wunsch hat. Jeder, sogar die Weisen, die Rishis, wann immer sie ihre Buße tun, es ist immer für etwas. Manche Menschen beten: „Oh, gib mir dies“ oder „Gib mir das“. Im Hinterkopf bitten wir immer um etwas: „Oh, gib mir Intelligenz, gib mir Wissen, gib mir dies und das“. Nein! Eigentlich müssen wir lernen, was auch immer sein Wille ist, wir müssen es geschehen lassen. Glaubst du, indem du ständig bittest …? Natürlich wirst du es bekommen. Es heißt: „Bittet und ihr werdet empfangen.” Er wird es euch geben. Er ist die Fülle der Gnade, die Fülle der Barmherzigkeit, und Er wird euch geben, bis ihr wirklich erkennt, wofür ihr hier seid.

Bhagavan Krishna sagte es in der Gita. In Kapitel 10, Vers 10, drückte Er es sehr schön aus: „Jene, deren Geist Mir in liebevoller Hingabe ergeben ist, über sie ergieße ich die Gnade. Ich gebe ihnen die Gnade der Weisheit, die Gnade des Wissens, wodurch sie Mich erreichen können.” Das ist sehr schön gesagt, Kapitel 10, Vers 10. Bhagavan Krishna hat alles in diesen Vers gelegt. Er sagte, es geht nicht darum zu bitten; denn worum auch immer du bittest, dein Intellekt und sogar das Verständnis der Weisheit, die du erhältst, ist durch die Bereiche dieser Realität begrenzt. Wenn du also sagst, dass du etwas verstehst, verstehst du es nur bis zu einem bestimmten Punkt des Verstehens, nämlich auf eine begrenzte Art und Weise. Dein Bitten basiert ebenfalls auf einer Begrenzung. Er sagte hier: „Jene, deren Geist Mir in liebevoller Hingabe ergeben ist“, Er sagte: „Dieser Geist muss sich in Hingabe verwandeln.”

Was ist Hingabe? Hingabe bedeutet, sich selbst hinzugeben. Wenn du hier sagst: „Okay, ja, ich mache meine Puja für meine Deity, ich gebe mich hin.“ Nein! Der Verstand muss sich hingeben. Solange der Verstand sich nicht hingibt, kommt diese Gnade nicht. Es heißt: „Jene, deren Geist Mir in liebevoller Hingabe ergeben ist“. Dies meint also den Geist, der sich verwandelt hat. Es ist nicht mehr das „Ich“, das etwas verstehen will, es ist nicht mehr das „Ich“, das etwas tun will, es ist nicht mehr das „Ich“, das etwas von Dir, Herr, will. Es ist nicht so, dass ich mich Dir hingebe, weil ich etwas von Dir will. Ich bin bereit alles anzunehmen, was Du über mich ausgießt.

Es ist sehr kraftvoll, auch wenn es nicht so stark klingt, aber es ist tatsächlich sehr kraftvoll. Welche Kraft braucht es, um alles von Gott  zu akzeptieren? Es ist eine sehr mächtige Sache, denn sehr oft sagen wir: „Ja, oh, ich will dies, Gott, und ich will das, Gott. Ich liebe Dich, Gott, und ich werde alles akzeptieren. Aber in dem Moment, in dem Er dich testet, siehst du, wieviel Liebe du für Ihn hast, wie viel Akzeptanz du für Ihn hast. Deshalb hat er das gesagt. Wisst ihr, die Leute bitten und bitten, und sie wissen nicht, worum sie bitten. Vor einiger Zeit sagte eine Person: „Ich will Gott“. Ja, jeder will Gott. Sage mir, wer Gott nicht will? Die gesamte Inkarnation, in der du hier bist, dient dazu, Gott zu erreichen. Aber bist du bereit, Ihn zu empfangen? Kannst du mit Ihm zurechtkommen? Das ist ein anderer Punkt.

Eine weitere Sache ist, dass wir immer wieder bitten. Wir wollen Gott, wir wollen dies, wir wollen das, aber wir müssen verstehen, dass wir Ihn nur durch Seine Gnade haben können. Unsere eigenen Bemühungen sind dabei nutzlos. Man kann meditieren, man kann singen, man kann alles tun, aber das Einzige, was du tun kannst, ist, deinen Verstand zu transformieren und deinen Verstand zu einem liebevollen Dienst für Ihn zu machen. Aber dass Er Seine Gnade über dich ergießt, ist ganz und gar Sein eigener Wille. Und wenn Er sieht, dass du bereit bist, dann wird Er dich damit segnen.

Darum sagte Er im zweiten Teil dieses Verses: „Ich segne sie mit diesem Wissen, wodurch sie zu Mir kommen. Sie können Mich erreichen“. Das bedeutet, dass es einige gibt, die Ihn erreichen können, und andere, die Ihn nicht erreichen können. Es ist sehr wichtig, wie wir diese Gnade empfangen. Deshalb ist die Bitte: „Gott, gib mir Dich selbst, offenbare Dich selbst“ und all das, nicht die richtige Haltung. Tue einfach deinen Dienst und erinnere dich an Ihn.

Um noch einmal auf das Gespräch von Prahlad und Lord Nrsingadev zurückzukommen – es ist ein so schönes Gespräch, ein sehr lang andauerndes Gespräch. Ich weiß nicht, ob dieses ganze Gespräch jetzt aus mir herauskommen wird, aber wie auch immer, an einem Punkt fragte Prahlad Nrsingadev: „Prabhu, Du bist der Herr des Universums,“ – hier sprach er ihn mit „Prabhu” an, „sag mir, was ist ein Diener? Was ist die Rolle eines Dieners?“ Hier fragte er Nrsingadev. Und schau, der Diener ist hier, um den Meister zu erfreuen. Ja oder nein? Was immer der Diener tut, er tut es nur, um den Meister zu erfreuen. Wenn du ein guter Diener bist, ist das das Dharma eines Dieners, dasya-bhava.

Diejenigen, die diese Dienstbarkeit in sich tragen, sind hier, um den Meister zu erfreuen. Es geht nicht darum, sich selbst zu erfreuen, sondern darum, was der Meister will. Dann sagte er zu Ihm: „Schau, was immer ich habe, es ist alles materiell, es ist alles mit Einschränkungen verbunden. Was kann ich Dir also anbieten, was Dir nicht schon gehört? Alles ist Dein. Ich habe nichts, was ich Dir anbieten kann, und doch willst Du, dass ich Dich um etwas bitte?! Ich bin Dein Diener, wie kann ich Dich um etwas bitten? Du gibst mir, was immer Dir gefällt.”

Das ist die Rolle eines Dieners: zu akzeptieren, was der Meister – hier sage ich „Meister“, bitte versteht das nicht wie ein Meister und sein Sklave. Nein, damit hat es nichts zu tun. Was ich jetzt gerade über den Meister sage, sage ich über diejenigen, die sich wirklich um die Menschen kümmern. Wenn wir über Meister und Diener sprechen, ist das oft schockierend, vor allem für das westliche Verständnis. Sie vergleichen das mit einem Herrn und Sklaven in der Kolonialzeit. Nein, damit hat es nichts zu tun. Hier bietet sich der Diener selbst bereitwillig an; diese Bereitschaft „Ich will Dir dienen, ich habe nichts anderes, es ist nicht so, dass ich etwas von Dir erwarte. Ich bin bereit, mich Dir voll und ganz hinzugeben”. Es ist diese Bereitschaft zu dienen. Verglichen mit der Sklaverei ist das ganz anders. Der Sklave ist gezwungen zu dienen, ob er will oder nicht. Die Diener im dasya-bhava – Prahlad, Hanumanji – haben diesen bhava in sich: „Ich will Dir dienen, nur Dir, niemandem sonst!”

Prahlad Maharaj sagte zu Nrsingadev: „Dies ist die Rolle eines Dieners, ich will Dir dienen, ich tue alles, um nur Dir zu dienen. Wie kann ein Diener den Meister um etwas bitten? Das kann man nicht. Ein Diener, ein guter Diener, erbittet nie etwas vom Meister und akzeptiert alles, was der Meister ihm anbietet.”

Nrsingadev stimmte dem zu, aber er stellte erneut die Frage: „Was willst du? Was kann ich dir geben?“ Er sagte: „Baba, wie kann ich es Dir verständlich machen?“ Dann sagte er: „Okay, wenn Du mir etwas geben willst, Prabhu, dann gib mir den Segen, dass ich Dich nie um etwas bitte.“

Er hat Nrsingadev in die Enge getrieben. Prahlad hatte um einen Segen gebeten, und da er darum bat, musste Nrsingadev ihm diesen geben. Prahlad sagte: „Gib mir den Segen, dass ich Dich nie um etwas bitte.“ Das bedeutet: „Was immer Du willst, gib es mir. Ich bin Dein und Du bist mein.“

Es gibt keine Notwendigkeit zu bitten. Der geliebte Herr, der jeden hierher gesandt hat, weiß, was für jeden gut ist. Das Beste ist also, den Verstand zu transformieren und ihn dem Herrn anzubieten.

Guruji, beim Lesen Deiner Bhagavad Gita-Kommentare fand ich das Beispiel des Heiligen Ramadasu. Er lehnte es ab, in den Himmel zu kommen, damit er seinem Herrn weiter hier auf der Erde dienen konnte. Im Fall von Mirabai verschmolz sie mit der Deity von Krishna und verließ diese Erde. Als Deine Devotees sehnen wir uns danach, Dir ewig zu dienen, immer zu den Füßen des Herrn zu sein und eine persönliche, liebevolle Beziehung zu haben. Meine Frage lautet nun: Können wir nur dann eine persönliche Beziehung mit Gott haben und Ihm dienen, wenn wir hier auf der Erde gottverwirklicht sind, und wie unterscheidet sich das von der ewigen Beziehung, die wir mit Gott in Vaikuntha haben?

Verschiedene Heilige haben unterschiedliche bhava in sich. Vor ein paar Tagen habe ich es euch erzählt. Ramadasu zum Beispiel betete zwar zu Lord Rama, ihn in die unsichtbare Welt zu lassen, aber um dort Sri Rama zu dienen.

Lasst uns also die Charaktere von ihnen ansehen, zunächst von Ramadasu. Seht ihr, das Leben Ramadasus war nur dazu da, Rama zu erfreuen. Was immer er tat, tat er für Rama. Er sah keinen Unterschied zwischen Rama in Badrachalam und Rama in Vaikuntha. Rama ist Rama. Er sagt also nicht: „Der Rama, dem ich hier in der Deity von Badrachalam diene, ist weniger.“ Das sieht er niemals so.

Für ihn ist es derselbe Rama, den er verehrt und dem er dient – ob Er nun in Vaikuntha oder in Badrachalam ist. Wenn Ramadasu also sagt: „Lass mich hier sein, um zu dienen“, dann deshalb, weil er große Freude daran findet, bhakti durch seinen Dienst, durch sein Gebet, bei jenen zu verstärken, die nach Badrachalam kommen.

Letztes Jahr waren wir dort. Es ist ein so wunderbarer Ort, ein so inspirierender Ort. Wisst ihr, jeder Ort hat einen Heiligen, und in Badrachalam hat Ramachandra Bhagavan Ramadasu gewählt. Durch das Beispiel eines bhaktas, Ramas Diener – das Wort „dasu“ bedeutet „Diener“ –, erkennen wir: „Ja, mein Leben ist nicht nur für mich. Mein Leben ist auch ein Dienst an der Menschheit.” Genauso wie Ramas Leben. Er gab das Beispiel eines Königs, der für sein Volk da war. Deshalb sagte Ramadasu: „Ich möchte auch für die Menschen da sein.“

Schauen wir uns nun Mirabai an. Mira hatte einen anderen bhava in sich. Miras bhava ist der liebende bhava. Es ist nicht so, dass Ramadasu Rama nicht liebte. Er hat Rama geliebt, aber es war dasya-bhava. Aber Meera wollte bei ihrem Geliebten sein. Sie inspirierte die Menschen auch durch ihre Gedichte darüber, wie es ist, vollständig vom madhurya-bhava durchdrungen zu sein und was in ihrem Herzen vor sich ging.

Und das ist erstaunlich. Es ist nicht so, dass sie mit Krishna verschmelzen wollte. Nein, nein, nein. Der Herr wollte sie, denn als Mira sang, tanzte der Herr vor ihr. Als Mira schrieb, hörte Bhagavan ihr zu. Als Miras Zeit zu gehen also gekommen war, war sie 83 Jahre alt, und Bhagavan kam und streckte seine Hände nach ihr aus und nahm sie. Aufgrund einer so großen Seele verwandelte sich jeder Aspekt ihres materiellen Körpers in Bhagavan selbst.

Also, wie und was der Devotee zu beten hat und wie der Devotee zu sein hat – seht, bei all diesen großartigen Beispielen von Heiligen geht es nicht um sie selbst. Um noch einmal zur ersten Frage zu kommen: Es geht um ihre Beziehung zu Gott. Wahre Heilige haben das erkannt und sind in diesen Zustand aufgestiegen. Ich will nicht sagen, dass es um das Verstehen geht, denn das Verstehen ist noch begrenzt. Heute versteht man viele Dinge, und morgen vergisst man sie wieder. Nein, für sie ist es mehr als nur ein Verstehen.

Ein Devotee sollte also wirklich einfach dem folgen, was der guru ihm gegeben hat. Sogar Mira folgte nur dem, was ihr guru, Ravidas, ihr sagte: „Singe einfach Krishnas Namen, sonst nichts.” Aber wir leben jetzt nicht in dieser Zeit. Wir leben in einer anderen Zeit. Wir müssen es an die jetzige Zeit anpassen und daran, wie der Verstand ist, durch das Chanten des göttlichen Namens. Überlasst es Ihm, vertraut Ihm.

Es gibt da diese schöne Geschichte. Keine Geschichte, sondern ein Ereignis, das Mira in ihrem Leben widerfahren ist. Mira war wie verrückt, sie sang nur Krishnas Namen, sonst nichts. Tansen und Akbar kamen getarnt, um diesem wunderbaren hingebungsvollen Gesang von Mira in Chittoor zuzuhören. Chittoor stand unter der Herrschaft der Familie von Mirabai, der Rana-Familie. Sie waren in ekstatischer Glückseligkeit, als sie Mira zuhörten. Tansen, der ein Devotee eines großen Heiligen aus Vrindavan war, Haridas Thakur, war ebenfalls ein großer Sänger. Er verstand also den bhava, in dem Mira war, und er wollte so sehr, dass Akbar kam und sie sah. Sie waren so erfreut, und als sie gingen, berührte Akbar die Füße von Mira und legte eine Perlenkette zu Füßen der Deity.

Als Rana davon hörte, wurde er sehr wütend. Er fühlte sich regelrecht beschämt – warum hatte Mira nichts gesagt? Aber für einen bhakta, der so demütig ist, spielt das keine Rolle. Für diejenigen, die die Füße des Herrn erreichen, spielt es keine Rolle, welcher Religion man angehört. Er hat euch gerufen. Wer bin ich, dass ich euch aufhalte oder irgendetwas sage? Rana rief Mira zu sich und sagte: „Du warst eine Schande für meine Familie, du solltest gehen und dich ertränken und mir nie wieder dein Gesicht zeigen. Geh und ertränke dich.“

Mira nahm es als Befehl und ging zum nahe gelegenen Fluss, bereit, sich zu ertränken, als eine Hand von hinten an ihr zog. Sie zog sie nicht nur, sondern packte sie! Als sie sich umdrehte, sah sie ihren geliebten Giridhari und wurde ohnmächtig. Einige Minuten später wachte sie auf, und Giridhar Gopal sah sie an und sagte zu ihr: „Meine Geliebte, das Leben mit deinem materiellen Ehemann ist beendet. Deine Pflicht ihm gegenüber ist getan. Du bist Mein.“ Und Er sagte zu ihr: „Geh nach Vrindavan. Geh in diese kleinen Gassen und finde Mich dort.“ Mira ging unverzüglich nach Vrindavan, und sie ging umher und sang den Namen Krishna. In diesem Vrindavan fand sie alles.

Bevor Ramadasu verschwand – er verschwand ebenfalls, er starb nicht –, wollte auch er sich umbringen, weil seine Frau Ramas Darshan erhalten hatte und er nicht. Deshalb fühlte er großes Mitleid mit sich selbst. Er ging auf den Berg, nahm ein Messer und war bereit, sich damit in die Brust zu stechen. In dem Moment, als er sich selbst das Herz aufschlitzte, kamen Rama und Sita heraus. Und so wie Mira mit ihrem Geliebten eins geworden war, so war auch Ramadasu eins mit seinem Rama geworden, der überall ist.

Dieser liebevolle Dienst des Herrn wird fortgeführt, sei es für Mira oder für Ramadasu oder für jeden anderen Heiligen, der diese Gnade des Herrn erlangt hat. Und der Devotee sollte nur seinen Dienst tun, wobei sein Geist auf die Füße des guru und Gottes gerichtet ist, sonst nichts. Denn immer, wenn du um etwas bittest, hast du eine bestimmte Art es zu betrachten: eine begrenzte Art. Und dann gehst du in deine Phantasie und all diese Dinge. Nein, erweise guru und Gott einfach deinen liebevollen Dienst. Um den Rest wird Er sich kümmern. Er wird sich kümmern.

Guruji, danke, dass Du auf diese Weise bei uns bist! In der Vergangenheit hat es Zeiten gegeben, in denen sich meine Beziehung zum Herrn vertrauter angefühlt hat als jetzt, obwohl ich meine sadhana konsequent durchgeführt habe. Bedeutet das, dass ich auf dem Weg rückwärts gegangen bin, oder ist es normal, dass es eine gewisse Variation darin gibt, wie nahe sich das Herz eines bhaktas in bestimmten Zeiten oder Lebensabschnitten zu Gott fühlt?

Auch diese Frage ist ähnlich, wisst ihr, das ist normal. Am Anfang haben Menschen sehr oft einen gewissen Enthusiasmus, wenn sie ihren spirituellen Weg gehen. Wie lange kann man dieses enthusiastische Gefühl aufrechterhalten? Das könnt ihr nicht! Denn ihr habt eure tägliche Routine, ihr habt euer tägliches Leben, das ihr weiterführt. Es ist eine normale Reaktion, dass ihr am Anfang diese Schwingung stark spüren konntet, dieses Gefühl und all diese Dinge, aber dann, später, lässt es nach. Es ist nicht so, dass ihr es verloren habt oder dass es verschwunden ist oder sich aufgelöst hat. Nein, es ist immer noch da.

Diese liebevolle Beziehung ist immer da. Es hat keine Zeit gegeben, in der sie nicht da war, denn du fühlst sie nicht nur jetzt. Sie taucht nicht einfach von irgendwo auf. Sie muss von einem Ort kommen, wo sie gewesen ist, oder? Also, wer hat sie dort hingelegt? Seit wann hast du sie dort? Nur wenn Bhagavan sich offenbart und sagt: „Ja, jetzt ist es an der Zeit, ich fordere dich zurück, du gehörst zu mir“, dann entfernt Er den Schleier, der diese Realität und Ihn trennt, damit du Ihn ein bisschen spüren kannst.

Aber Ihn nur ein wenig zu spüren, ist wie eine wunderbare Süßigkeit, von der du mehr essen willst! Wenn du einmal Seine Liebe gekostet hast, wirst du mehr wollen. Aber um mehr zu wollen, musst du dafür arbeiten. Du musst wirklich dein Ego und deinen Stolz überwinden, denn Er wird sich selbst nicht einfach so geben. Also, nur wenn es keinen Stolz und kein Ego gibt, wird Er sich selbst offenbaren.

Lieber Guruji, wie ist es möglich, dass manche Menschen auf dem spirituellen Weg sind, dass sie so hingebungsvoll erscheinen und so viel tun und so weiter, und dann kommen sie plötzlich ganz einfach vom Weg ab? Was ist der Grund und Zweck, und was noch wichtiger ist, was können wir tun, um zu verhindern, dass uns dies passiert?

Ja, es ist eine traurige Realität, dass man sehr oft sieht, wie Menschen das tun. Kürzlich habe ich das auch erlebt. Nicht bei mir, ich spreche von einigen Menschen um mich herum, die mir sehr nahe waren, und es stimmt, sie wirkten sehr spirituell und sehr engagiert und so weiter, und doch zeigen sie später einen anderen Aspekt von sich selbst.

Meiner Meinung nach ist es eine normale menschliche Reaktion, denn sehr oft geben Menschen, die auf dem spirituellen Weg sind, gerne vor, mehr zu sein als das, was sie wirklich sind. Besonders wenn man diese orange Farbe oder andere Farben trägt, nimmt das Ego sehr oft seinen Platz ein. Und das Ego ist sehr subtil. Es befindet sich immer im Hinterkopf, tanzend. Es kann passieren, dass sie auf ihrem Weg sehr heilig und sehr hingebungsvoll erschienen sind. Aber seht ihr, das Missverständnis kommt, wenn andere diese Menschen als Beispiel nehmen, und das ist traurig.

Sie sagen: „Oh ja, er ist so“ oder „Sie ist soundso, wir sollten auf sie hören!“ Nein, ihr solltet nicht auf sie hören. Ihr solltet sie nicht als Beispiel nehmen. Ihr solltet nur den guru als Beispiel nehmen. Was dein guru zu dir gesagt hat, das ist es, was du zu sagen hast.

Wenn du dem Wort des guru folgst, wird das nicht geschehen. Das wird nur geschehen, wenn Leute anfangen, sie anzuschauen und zu denken: „Oh, diese Leute sind bedeutende Persönlichkeiten“ – wegen der Kleiderfarbe, die sie tragen oder wie engagiert sie sind oder wie sie zu sein scheinen. Nein, dann folgt ihr nicht dem guru, dann folgt ihr ihnen.

Also, wenn ihr wirklich nicht von hier abstürzen wollt, dann folgt einfach dem, was der guru euch sagt. Und noch etwas: Es ist eine normale menschliche Art, wisst ihr? Manchmal fallen Menschen aus der Gnade, bis sie eines Tages im Leben ihren Fehler erkennen. Sie werden zurückkommen, denn die Gnade Gottes ist sehr barmherzig.

Bringt nicht durcheinander, was ich gerade sage, indem ihr sagt, dass Gott sie nicht liebt oder der guru sie nicht liebt. Nein, der guru liebt sie und kümmert sich um sie. Es ist nur so, dass sie das nie sehen. Sie sehen es nur von ihrem persönlichen Standpunkt aus: „Ich, ich, ich, mein, mein, mein und mir, mir, mir“. Und dies ist das Eigentliche. Wenn ihr auf dem spirituellen Weg seid, solltet ihr diese drei Dinge entfernen – besonders, wenn du in deinem Dienst näher stehst und besonders, wenn du weißt, dass die Menschen dich als Vorbild sehen. Du solltest dir selbst gegenüber diesbezüglich sehr aufmerksam sein. Wenn du dir selbst gegenüber aufmerksam bist, dann gibt es keine Möglichkeit dafür.

Es gibt noch viel mehr darüber zu reden, aber ich denke, das reicht im Moment.

Okay, Jai Gurudev, alle zusammen!

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