8. April 2020

LIVE FRAGEN & ANTWORTEN AUS DEUTSCHLAND
SHREE PEETHA NILAYA ASHRAM, 8. APRIL 2020

In diesem satsang beantwortet Paramahamsa Vishwananda die Frage, wie man im Leben einfacher werden kann, Er erklärt die Bedeutung eines der Namen von Krishna, spricht über das Würfelspiel im Mahabharata, und darüber, ob die Welt tatsächlich auf Gott hören würde.

 

Jai Gurudev, allerseits! Willkommen wieder in Shree Peetha Nilaya!

Heute ist ein gesegneter Tag, denn es ist Hanuman Jayanti. In den letzten Wochen haben wir wunderbar gefeiert, angefangen mit Shivaratri, und weiter ging es mit Yamuna Jayanti, Ram Navami und jetzt Hanuman Jayanti.

Hanumanji symbolisiert, wie ihr alle wisst, den Aspekt der absoluten Hingabe, die er für Sri Rama hat. Durch diese große Hingabe ist er sehr stark und sehr mächtig. So wie er diente, hat er viele inspiriert und gezeigt, mit welcher Haltung man dienen und sich zu den Füßen des Meisters und Gottes hingeben soll.

Heute haben wir abhishekam zu Hanumanji gemacht und dabei gesungen. Ich bin sicher, in der ganzen Welt wird heute die Hanuman-chalisa gechantet. Einige Devotees haben 108 Mal die Hanuman-chalisa gechantet, das ist so wunderbar! Wirklich – es geht nicht nur darum, die Hanuman-Chalisa zu chanten; es geht vor allem darum, die Bedeutung dessen zu kennen, was Goswami Tulsidas in diesen 40 Versen geschrieben hat. Es geht darum, wie wunderbar diese 40 Verse sind, die zeigen, wie demütig Hanumanji ist, obwohl er so mächtig, so großartig ist, so viel Kraft und Stärke hat. Und doch ist er trotz all seiner majestätischen Größe so demütig. Er ist immer bereit, den Devotees des Herrn zu helfen, sie zu inspirieren, ihnen Kraft zu geben und ihnen in Zeiten der Not beizustehen. Denn wer immer ihn anruft – er ist zur Stelle.

In meinem Leben gab es einmal einen Vorfall – es ist die Geschichte, die ich immer erzähle – wie Hanumanji kam. Wir waren zum ersten Mal in Indien, und wir waren nachts unterwegs. Wir fuhren nach Mysore, auf dem Weg dorthin wurde es spät, und wir fuhren in einem kleinen Bus mit vielen Menschen. Die meisten schliefen. Das Auto fuhr, auf beiden Seiten der Straße waren Bäume, und es war völlig dunkel. Ich war wach und ein paar andere auch. Plötzlich sahen wir einen riesigen weißen Affen, riesig, größer als der Bus selbst, mitten auf der Straße! Er war so majestätisch und stand so entschlossen da. Als der Fahrer des Wagens ihn sah, einfach aus dem Nichts auftauchend, fuhr er seitlich an den Straßenrand und hielt an. Alle wachten auf und waren geschockt! Wir schauten nach hinten und konnten niemanden bzw. nichts sehen. Da war kein Affe, da waren keine Bäume, da war nichts, gar nichts. Hanumanji war nur in diesem Moment da.

Und er erinnerte mich an einen Traum, in dem ich vor langer, langer Zeit von ihm geträumt hatte. Um genau zu sein, ich war 14 Jahre alt. In diesem Traum träumte ich, dass ich auf einem Weg lief, und dieser Weg war hell. Auf beiden Seiten war es dunkel, und in dieser Dunkelheit waren einige Hände, einige Dämonen, die versuchten, mich zu ziehen. Doch hinter mir stand dieser riesige Hanuman, und er schlug mit seiner Keule auf sie ein, stieß sie weg, und sagte zu mir: „Gehe weiter, ich werde immer hinter dir sein“.

Das ist tatsächlich so, er war in jeder Situation da. Wenn man nach Shree Peetha Nilaya kommt, sieht man, dass ich ihn ganz vorne [gleich bei der Einfahrt] habe hinstellen lassen – zur Erinnerung. Eine Hand hält er in der Geste des Segnens und in der anderen hält er diese Keule, als Erinnerung daran, dass ein Devotee nie allein ist. Der Devotee hat den Segen aller Devotees, und er hat den Herrn selbst bei sich. Und Hanumanji beschützt alle. Es ist ein großer Segen, ihn auch als Beispiel der Hingabe zu haben.

Möge also sein Segen auf euch ruhen und euch auch auf eurem spirituellen Weg helfen, eure Hingabe zu stärken, denn er ist ein Symbol der Ergebenheit und Hingabe.

Es heißt, alle Heiligen sollen sehr einfache Menschen gewesen sein. Wie können wir in diesen Zeiten einfacher werden, da wir anscheinend immer alles verkomplizieren?

Das ist wahr. Die Heiligen sind sehr einfach. Selbst die großen Heiligen, die Könige waren, lebten ein sehr einfaches Leben. Schau dir an, was jetzt in dieser Welt geschieht: Es ist eine Erinnerung daran, dass die Menschen einfach sein müssen, dass sie zunächst einmal sie selbst sein müssen. Du bist nicht kompliziert. Du bist, wie du bist. Aber der Verstand macht die Dinge gerne kompliziert. Denn wenn der Verstand die Dinge verkompliziert, denkt man: „Ja, ich verstehe etwas mehr“. Wie kannst du etwas mehr verstehen, wenn dein Verstand mit so vielen Dingen beschäftigt ist? Dies ist wirklich eine Zeit, in der es nicht nur darum geht, äußerlich einfach zu sein, sondern auch im Inneren, im Verstand.

Es gibt Menschen, die Tragödien mögen. Sie mögen Dramen in ihrem Leben, und wenn sie Dramen in ihrem Leben haben, denken sie, dass sie vorankommen, dass sie sich vorwärts bewegen. Bewegen sie sich wirklich vorwärts? Nein, ich glaube nicht. Wer spielt denn eigentlich dieses Drama? Sie selbst! Niemand sonst kann dafür verantwortlich gemacht werden. Gott hat, wie Krishna in der Gita sagte, alles geschaffen, und alles ist entsprechend der drei Arten der maya, welche die gunas sind, und alles ist an seinem Platz. Aber stimmst du damit überein? Nein, denn du denkst: „Wenn ich etwas mehr weiß, werde ich ganz anders sein“. Menschen haben immer die Vorstellung, dass sie es am besten wissen. Sie wissen alles, und belehren andere gerne. Sie vergessen, dass alles dem Herrn selbst gehört und alles in Ihm ist. Das ganze Kapitel 9 der Gita hindurch wird das erklärt.

Der Teil gefällt mir sehr gut, in dem Er sprach: „Ich bin der Vater, Ich bin die Mutter und Ich bin alles, was du dir vorstellen kannst“. Dann fragst du dich, wer bist du wirklich, um zu sagen: „Ja, ich habe dies, ich habe das, ich habe jenes, ich habe dies und das“? Womit bist du in diese Welt gekommen, um zu behaupten, dass du es hast? Hm? Wenn du morgen stirbst, könntest du alles mitnehmen? Du nimmst nicht einmal dieses kleine Haar mit, vergiss meine langen Haare, aber nur dieses kleine Haar von dieser Augenbraue – nicht einmal das kannst du mitnehmen, und doch behauptest du, dass du alles bist. Bhagavan sagte: „Nein, du bist nichts. Aber Ich bin alles“. In Kapitel 9 spricht Er: „Ich bin der Freund, Ich bin der, der alles bewahrt, Ich bin die Auflösung der Dinge. Ich bin der Vater, die Mutter“. Davor sagte Er, es gibt einzig Ihn, sonst nichts.

Er ist derjenige, der jeden Aspekt in uns speichert. Aber wann werden wir das wirklich verstehen? Erst wenn wir in Verbindung mit Ihm sind, wenn wir sagen: „Ja …“  Im gleichen Kapitel sprach Er weiter: „Ich bin der Herr.“ Immer wieder sagt Er es: „Ich bin der Herr.“ Wenn man erkennt, dass Er der Herr von allem ist, dann wird man automatisch demütig. Dann ist das nicht nur durch ein  Verstehen im Geist – „ja, okay, Gott ist Gott, Er ist der Herr von allem“ –  nein, dann ist es aufrichtig.

Heute feiern wir das Fest von Hanumanji. Hanuman ist ein Ozean der Weisheit, und doch verneigt sich dieser Ozean der Weisheit vor Sri Rama, vor Ihm, als wüsste er gar nichts. Was ist das für eine Eigenschaft, die einen solchen Ozean der Weisheit dazu bringt, sich vor dem höchsten Herrn zu verneigen! Das ist, wenn man sein dharma wirklich kennt. Was ist euer dharma hier? Euer dharma besteht in erster Linie darin, die Füße des Herrn zu erreichen, nichts anderes. Das ist das ursprüngliche dharma, das ihr hier in dieser Welt habt: Ihn zu erlangen. Und dafür müsst ihr euer Bestes versuchen, ihr müsst alles dafür tun! Und das ist nur möglich, wenn ihr demütig werdet. So wie Hanumanji demütig ist, so muss auch das eigene Herz demütig sein.

Es gibt eine schöne Geschichte. Einmal wollte Lord Krishna das Haus eines Seiner Devotees besuchen. Als Er dort ankam, hieß Ihn natürlich jeder willkommen und alle fühlten sich sehr gesegnet. Lord Krishna sah, dass draußen ein Stierkarren stand, und Er fragte den Devotee: „Wem gehört dieser Stierkarren?“ Und der Devotee sagte fröhlich: „Herr, er gehört Dir.“

Krishna ging in das Haus hinein, und Er sah viele Dinge im Haus.  Er fragte: „Wem gehört dieser Stuhl?“ Der Devotee sagte: „Er gehört Dir.“

„Wem gehört dieser Tisch?“

„Er gehört Dir, mein Herr.“

Nachdem Lord Krishna nach allem was Er im Haus sah, gefragt hatte, erhielt Er jedes Mal die gleiche Antwort: „Es gehört Dir, mein Herr.“

Am Ende fragte Krishna: „Wenn Mir alles gehört, was gehört dann dir?“

Der Devotee, der so weise war, sagte: „Ja, alles gehört Dir, mein Herr, aber Du gehörst mir.“

Wenn du diese Gewissheit hast, dass Er dir gehört, dann wird Er dir gehören.

Einer der 108 Namen von Krishna lautet „saṁsāravairiṇe“ und wird mit „Feind der materiellen Existenz“ übersetzt. Kannst Du erklären, was das bedeutet?

Der Feind der materiellen Existenz: Wenn wir die materielle Realität betrachten, betrachten wir sie nur durch den Modus der Begrenzung. Wenn wir diese Realität im Äußeren sehen, betrachten wir sie durch den Verstand, und der Verstand betrachtet sie durch die Sinne und erfährt sie durch die Sinnesorgane. Was geschieht also? Man wird an diese Realität gebunden. Und wenn man an diese Realität gebunden wird, ist man nie frei. Wie kann man frei sein? Nur wenn man herausgefordert wird, und für diese Herausforderung muss man das Gegenteil werden.

Denn wenn es so weitergeht, wie man es versteht, macht man einfach glücklich damit weiter. Was wird sich ändern? Leben für Leben, Leben für Leben, geht das Leben weiter, es gibt keine Veränderungen. Man muss also zum Punkt des Gegenteils kommen. Hier sagt dieser Name Krishnas: „Ich bin das Gegenteil davon.“ Es ist nicht so, dass Er der Feind wäre. Wie ich bereits erwähnte, sagte Lord Krishna: „Ich bin in allem. Aber wie viele Menschen nehmen Mich wirklich wahr, erkennen, dass Ich diese universelle Essenz in allem bin?“ Nicht alle, nur diejenigen, die diese Sehnsucht haben, diejenigen, die geläutert sind, diejenigen, die sich hingeben, haben dieses Verständnis, doch „normale“ Devotees oder Menschen haften so sehr an allem. Warum hängen sie an allem? Aus Angst, weil alle glücklich sein wollen, aber ihr Glück basiert auf Angst. Wie kann man also davon frei werden? Krishna muss doch der Feind davon werden, nicht wahr?

Es geht nicht um den Feind einer Person, es geht um diese Denkweise. Er wird zum Feind dieser Denkweise, dieses verblendeten Verstandes, der alles so real erscheinen lässt. Im selben Vers sagte Krishna: „Ich bin der Herr und Ich bin die Zuflucht, Ich bin die Wohnstätte, Ich bin der Zeuge“. Er ist der Zeuge. Er sitzt tief in dir und ist Zeuge dieser Täuschung, die sich im Äußeren abspielt.

Stelle dir vor, du wärst jetzt an Seiner Stelle. Leben für Leben hast du dieser Seele die Möglichkeit gegeben, die Welt zu erfahren, um mit den karmischen Dingen abzuschließen, und du sitzt im Inneren und dann geht die gleiche Täuschung weiter und weiter und weiter. Versetze dich in Seine Lage, was würde geschehen? Wie würdest du dich fühlen? Es ist ein bisschen langweilig.

Du hegst diesen Irrglauben, obwohl du weißt, dass dieser heute hier ist und morgen nicht mehr hier sein wird. Du weißt es. Von einem Moment auf den anderen kann mit einem Fingerschnipsen alles enden. Stelle dir das jetzt vor!  Stelle dir vor, die NASA sagt, dass ein Meteorit auf die Erde zukommt. Stelle dir nur für einen Moment vor, der Meteorit kommt, was wird passieren? Wenn du einen Sinn für Spiritualität hast, wenn du wirklich dieses Wissen über das Selbst hast, dann hast du das Wissen über die Spiritualität selbst, und dann bist du sicher, denn deine Sicht des Lebens ist eine vollkommen andere. Du weißt, dass du ewig bist und dass du voran schreitest.

Aber stelle dir vor, was mit dem Verstand all der Menschen in der Welt geschehen wird, die so an dieser Welt hängen, die an dem hängen, was sie dazu bringt, sich an diese Welt zu binden! Die Angst wird in ihnen ausbrechen. Bhagavan sagte: „Ich muss das Gegenteil davon sein, Ich muss der Gegner dieser Art von Verstand sein. Denn diese Art von Verstand, der an den materiellen Dingen hängt, kann nicht an Mich gebunden sein.“ Wenn man also der Gegner der materiellen Dinge ist, beginnt man, sich zu verwandeln und zu verändern.

Jetzt kehren wir diesen Weg um; wir betrachten ihn aus dem Blickwinkel von Kamsa. Kamsa betrachtete Krishna als Feind, aber Krishna ist barmherzig – Er betrachtete Kamsa nicht auf dieselbe Weise. Wie wird Kamsa – als Feind – Krishna sehen? Er wird Krishna als seinen eigenen Gegner sehen. Und die materielle Welt, die Krishna befreien will, sieht Ihn auch als Feind. Dieser Verstand … glaubst du, dass er sich wirklich ergeben will? Ja, wir sagen: „Ja, wir wollen uns ergeben“, mit dieser Aufrichtigkeit im Inneren. Allein wenn du sagst: „Ja, ich will mich ergeben“, weißt du dann, wie viel Zeit und Aufwand es braucht, um sich zu ergeben? Weniger als eine Sekunde. Wenn du das aufrichtig sagst, dauert es weniger als eine Sekunde, bis man sich ergibt. Aber aus Angst kannst du es nicht. Aus Angst fährst du fort: „Ich muss dies wissen, ich muss das wissen, ich muss dies lernen, ich muss das lernen“. Ja, Lernen ist sehr wichtig. Das richtige Wissen zu haben, ist sehr wichtig, sollte dich aber nicht zu einem Roboter machen.

Was gerade jetzt mit dieser Welt geschieht – glaubst du, dass diese Welt sich in Richtung Freiheit entwickelt? Nein, meine Lieben. Diese Welt entwickelt sich nicht in Richtung Freiheit, weil überall Angst herrscht. Es gibt Menschen, die euch steuern wollen, euch kontrollieren wollen. Glaubst du, dass sie deine Freiheit wollen? Nein, sie wollen nicht, dass du frei bist! Wer möchte Freiheit? Diese Menschen verstehen nicht, was Freiheit ist, sie verstehen nur, was Kontrolle ist. Solange sie dich auf so viele Arten kontrollieren, und du dich so verhältst, wie sie dich wollen, ist alles in Ordnung. Aber wenn du etwas gegen sie sagst, ist das überhaupt nicht in Ordnung.

Deshalb sagte Krishna: „Ich bin der Feind dieser materiellen Dinge, denn Ich will euch wirklich befreien, Ich will, dass ihr frei seid. Ich habe euch hierher geschickt, nicht mit Fesseln, nicht mit Handschellen. Ich habe euch frei hierher gesandt, aber was habt ihr euer Leben lang getan? Leben um Leben habt ihr euch selbst eingesperrt. Selbst wenn Ich Mich – als Erinnerung – so oft manifestiert habe und Gurus, Heilige, Sadhus und Rishis gesandt habe, zur Erinnerung, was habt ihr getan? Ihr habt immer die materielle Existenz an die erste Stelle gesetzt, also muss Ich Mich dem entgegenstellen, damit Ich euch geben kann, weswegen Ich hierher gekommen bin. Und das ist Freiheit.“

Heutzutage, spricht jeder über Freiheit. Niemand ist frei. Ihr befindet euch in einem System, in dem ihr nicht frei seid. Ihr befindet  euch in einem System, in dem man sich scheinbar um euch kümmert, aber in Wirklichkeit kümmert man sich überhaupt nicht um euch.

Frage dich, jetzt kannst du es klar sehen, benutze ein wenig dein Gehirn, um zu denken: Hat dich diese materielle Existenz befreit oder hat sie dich abhängiger gemacht? Und das ist es, was Krishna nicht will. Krishna will, dass du dich an Ihn bindest. Er wird für alles sorgen; Er wird sich um dich kümmern. Vertraue einfach auf Ihn. Die Dinge werden nicht so laufen, wie du willst, denn dein Verstand ist so programmiert, dass es so und so sein muss, dass es so und so zu laufen hat. Du hast eine Vorstellung von den Dingen: „Es muss so sein.“ Wenn es nicht so läuft, dann fängst du an zu fragen. Aber es ist zu deiner eigenen Sicherheit, dass es nicht so läuft, wie du es willst. Sonst wärst du der unglücklichste Mensch.

Jetzt bist du super unglücklich, weil deine Ideen, deine Träume, nicht so erfüllt werden, wie du es willst. Wie oft bin ich Menschen begegnet, die sagen: „Oh, mein Leben war vorher gut, und seit ich auf dem spirituellen Weg bin, hat sich mein Leben verändert!“ Aber es muss sich ja ändern! Andernfalls wirst du einfach ein Leben führen, wie normale, durchschnittliche Menschen ihr Leben leben. Ist das wirklich ein Leben? Ein Leben ohne Ziel, ohne einen Zweck – und das nennst du ein Leben? Wenn du das Leben nennst, was ist dann der Unterschied zwischen dir und einem Tier? Da ist überhaupt kein Unterschied!

Deshalb muss Krishna also zum Feind dieser materiellen Existenz werden, sich dieser  entgegenstellen, damit du darüber hinaus sehen kannst und wahrnimmst, dass Er die Essenz von allem ist. Darum sprach Er zu Arjuna: „Der Yogi nimmt Mich überall wahr.“ Wenn ihr Ihn in allem wahrnehmen könntet, ja, das wäre gut. Dann ist man frei. Aber hast du diese Ebene erreicht? Nein, du hast diese Ebene nicht erreicht. Deshalb ist Er gegen deinen Verstand. Verstehe also, dass Er der Fürsorglichste ist. Er ist derjenige, der sich wirklich um dich kümmert, und Er sorgt sich um dich. Selbst wenn Er der Böse sein muss, wird Er um deinetwillen der Böse sein. Er wurde der Wagenlenker von Arjuna. Wann ist Er der Wagenlenker von Arjuna geworden? Als Arjuna sich Ihm ergeben hat. Er hielt die Zügel von Arjunas Leben in der Hand. Lass Ihn die Zügel deines Lebens in die Hand nehmen und lass dich von Ihm führen.

Da unsere Familie in Quarantäne ist, schauen wir gemeinsam Mahabharata-Serien, und wir sind an einem Punkt angelangt, den wir wirklich nicht verstehen. Es ist das Würfelspiel in Hastinapur. Warum verhält sich Yudhishthira so, wie er sich verhält? Warum rebelliert er nicht? Was stellt die ganze Situation dar?

Nun, dieses Würfelspiel ist eigentlich ein Spiel des Betrugs.

Es ist wunderbar, dass ihr euch das Mahabharata anseht. Als ich in Indien war, gaben sie bekannt, dass Ramanand Sagar beschlossen hat, dass sie wieder das Mahabharata spielen werden, und ich habe mich sehr darüber gefreut. Es ist schön, dass die Menschen während dieser Zeit an ihre Kultur erinnert werden, an die Schönheit dessen, was die Schriften uns gegeben haben. Und ich habe mich sehr gefreut, das zu hören, und ich freue mich noch mehr, wenn ich höre, dass ihr alle zuschaut.

Das Würfelspiel ist, wie ich schon sagte, erstens ein Spiel des Betruges. Yudhishtira hätte natürlich alles verhindern können, aber der Betrug geschah, weil die Kauravas so spielten, dass sie den Pandavas alles nehmen konnten. Und zwar alles! Zuerst nahmen sie alles, dann drängten sie die Pandavas dazu, weiterzuspielen, indem sie Worte, Namen und so weiter verwendeten. Natürlich kann man als Prinz nicht einfach sagen: „Okay, ich bin ein Feigling“. Als Mann sagte er: „Okay, ich werde mich beweisen müssen.“

Wenn man sich auf solche Dinge einlässt, verliert man die Fähigkeit zu denken. Wenn man die Fähigkeit zu denken verliert, verliert man alles. Krishna sagte es auch in der Gita, nicht wahr? Wenn Täuschung in den Verstand eindringt, verliert man die Fähigkeit des Denkens. Wenn man die Fähigkeit zum logischen Denken verliert, verliert man alles.

Selbst wenn alle fünf Pandavas dort saßen, waren sie sich sehr wohl bewusst, dass das, was sie taten, falsch war. Aber eines müssen wir verstehen: In einem Gespräch vor dem Würfelspiel bat Yudhishtira Krishna persönlich darum, sich nicht in das Spiel einzumischen. Er sagte: „Lass uns das selber erledigen.“

Sehr oft fragen die Menschen nicht gerne den guru; sie bitten Gott nicht gerne um Hilfe. Sie sagen: „Oh, ja, das mache ich … ich, ich, ich … ich kann das.“ Sie zählen auf ihren eigenen Stolz, ihren Hochmut und ihre Kraft.

Es ist die gleiche Einstellung, die Yudhishtira hatte, als er Krishna bat, sich nicht in diese Angelegenheit einzumischen, da dies eine Familiensache ist. Krishna respektierte das, und Er mischte sich nicht ein. Er war direkt hinter dem Tor! Ein Gedanke von Yudhishtira hätte alles ändern können. Aber was taten sie? Sie lagen alle mit sich selbst im Streit. Sie alle dachten nur an sich selbst. Sie bemitleideten alle nur sich selbst. Sie dachten nicht an Krishna. Sie hätten nur zu denken brauchen: „Krishna, Hilfe!“ Er hätte ihnen geholfen. Aber nein, ihr Geist war in einer solchen Verblendung, dass sie nicht an Ihn denken konnten.

Wieder das Gleiche – kann man an Gott denken, wenn der Geist vollständig in die materielle Realität vertieft ist? Nein. Wie oft habe ich Devotees gefragt: „Chantest du den Namen Gottes?“ Sie sagen: „Ja, aber ich bin so beschäftigt mit meiner Arbeit, dass ich keine Zeit habe.“

Wenn man an so viele Dinge denken kann – kann man da wirklich nicht …?  Also ist es genau wie bei Yudhishtira, er hätte auch nur einen Gedanken an Krishna haben können! Hatte er aber nicht. Er konnte es nicht, weil er so sehr mit sich selbst beschäftigt war: „Ich, ich, ich, ich, was ich verliere …“, oder: „Wie elend es mir geht! Bemitleide mich!“ Das ist ein Drama, das jeder im Leben spielt, und dann macht man sich erbärmlich und unglücklich. Genau das ist in diesem Würfelspiel passiert. Sie haben alles verloren, und sie haben sich selbst völlig verloren. Yudhishtira setzte seine eigenen Brüder und verspielte auch diese. Er wettete auf sich selbst, er verlor. Schließlich wettete er auf seine Frau, Draupadi. Und dann … ihr kennt die Geschichte.  Draupadi wurde in den Gerichtshof gezerrt, und sie konnten nichts tun.

Draupadi hielt zuerst an ihrem eigenen Sari fest, an ihrer eigenen Würde, an ihrer eigenen Macht. Aber dann erkannte sie: „Nicht, indem ich an meiner eigenen Würde festhalte, nicht indem ich an meiner eigenen Kraft oder Stärke festhalte“, und dann erinnerte sie sich an Krishna. Als sie sich an Krishna erinnerte, rief sie Krishna an und sagte: „Govinda“ – und Krishna war da. Aber Krishna konnte ihr nicht helfen, weil sie immer noch so fest an ihrer Würde festhielt. Aber wann hat Krishna ihr geholfen? Als sie sich ergeben hat. Sie hob beide Hände hoch und sagte: „Govinda!“ In diesem Moment gab es einen endlosen Fluss von Sari. Dushashana konnte ihr den Sari nicht ausziehen. Und dies ist eine Erinnerung daran, solange du an deiner eigenen Stärke, an deinen eigenen Grenzen festhältst, kann dir niemand helfen, nicht einmal der Guru und Gott. Aber Sie kommen als Erinnerung, um zu lernen, loszulassen und sich Ihm hinzugeben. Das ist also die Bedeutung dieses Würfelspiels.

Wenn die Welt fünf Minuten lang auf Gott hören würde, was würde Gott sagen?

Wenn die Welt fünf Minuten lang auf Gott hören würde … Fünf Minuten sind eine Menge für Gott! Würde die Welt wirklich auf Gott hören? Ist das eine Frage? Ich muss lachen, denn Gott ist gekommen und Er hat gesprochen. Hat die Welt zugehört? Er hat Seinen Boten gesandt, hat die Welt zugehört? Sie haben Ihn gekreuzigt. Er kam und gab die Gita – sie wandten sich gegen Ihn.

Er sprach durch die Heiligen, Er sprach durch die Weisen, Er sprach durch die gurus – als Erinnerung. Hat die Welt zugehört? Die Welt wird nie zuhören, denn die Welt ist eine sehr egoistische Welt, in der jeder nur an sich selbst denkt, und deshalb würde die Welt Ihm nicht zuhören, selbst wenn Gott eine Minute, sogar 10 Minuten, sogar 100 Minuten hätte. Also, was soll ich sagen? Was würde Er wirklich sagen? Er weiß, dass die Welt Ihm nicht zuhören würde. Er hat alles gesagt. Haben die Menschen je zugehört? Sie haben nicht auf das gehört, was Er vor 5000 Jahren sagte. Er schickte Boten – Jesus und so viele Heilige, die Er gesandt hat. Hat die Welt zugehört? Nein. Viele haben aus Angst zugehört. Sie haben sich aus Furcht verändert. Aber wirklich bereitwillig haben nur wenige zugehört.

Nur zuzuhören macht keinen Unterschied, man muss den Worten auch vertrauen! Nur zuhören? Viele Menschen hören zu, sie hören so vielen Dingen zu. Aber wie viele von ihnen haben Vertrauen in das, was sie hören? Sie glauben einfach alles, was geschrieben steht. Sie hören sich an, was die Medien ihnen erzählen. Es ist sehr schön, zuzuhören, aber verändert es sie? Nein, sie ändern sich nicht. Warum sollte Gott also kommen und es ihnen jetzt wieder sagen?

Er sprach, Er spricht, und Er wird wieder sprechen – als Erinnerung. Jene, die Ohren haben zu hören, werden es hören, und Er ist bei jenen, deren Geist ganz auf den Herrn ausgerichtet ist. Sie werden Ihn wirklich verstehen.

Jai Gurudev!

Hier findest du das Video vom Satsang ?