5. April 2020

LIVE FRAGEN & ANTWORTEN AUS DEUTSCHLAND
SHREE PEETHA NILAYA ASHRAM, 5. APRIL 2020

Der heutige satsang enthält Antworten von Paramahamsa Vishwananda über den Zweck des Gebets, Gottverwirklichung vs. Gottes Inkarnation, Eltern oder Sklave eines Kindes zu sein und die Erfahrung der gopis, Gott zu lieben.

 

Jai Gurudev, alle zusammen!

Willkommen in Shree Peetha Nilaya! Ich bin hier in Quarantäne, natürlich in Selbstquarantäne. Es war erstaunlich, wie leer es überall war, als wir gestern Vrindavan verlassen haben. Die Straße war, bis auf den Polizei-Kontrollpunkt, völlig leer.

Eigentlich war es sehr nett, doch – wie ich zu Beginn des satsangs in Vrindavan sagte – man ist hier der Meinung, dass die Menschen aus dem Westen den Coronavirus nach Indien gebracht haben, also dafür verantwortlich sind. In gewisser Weise haben sie nicht Unrecht, denn die ersten Opfer des Coronavirus waren Italiener, die von Italien nach Indien kamen. Die meisten der ersten Fälle waren also Italiener. Dies ist in den Gedanken der Menschen so eingeprägt, dass sie in einer gewissen Angst leben. Ich habe das gestern gesehen, als wir mit dem Auto fuhren und die Polizei uns anhielt. Die ersten beiden Kontrollpunkte waren in Ordnung, sie sagten: „Okay, gut, lasst sie weiterfahren.“ Beim Halt am dritten Kontrollpunkt fragte der leitende Polizist nach den Papieren. Also gab der Fahrer ihm die Papiere. Da sagte ein anderer Polizist: „Sir, bitte fassen Sie diese Papiere nicht an!“ Wie könnten sie etwas sehen, ohne das Papier zu berühren? Also ließen sie uns weiterfahren.

Der Flughafen war total leer und es wurde nicht viel kontrolliert. Erstaunlich, wir konnten eine große Flasche Wasser mit ins Flugzeug nehmen. Im Flugzeug saßen einige Niederländer, und als sie uns sahen, dachten sie: „Ach du meine Güte“. Einer von ihnen sagte zu Swami Revati: „Oh, der Zirkus ist wieder da“, oder so ähnlich. Man sieht, wie Angst in den Menschen ausgelöst wird, so dass sie aufhören zu denken, nicht mehr richtig überlegen. Und oft sieht man, dass es nicht nur derzeit  so ist. Wenn wir uns die Welt anschauen, sehen wir, warum die Menschen nicht vernünftig denken – es liegt an ihrer Angst.

Wir hatten eine wunderbare Reise zurück nach Shree Peetha Nilaya. Und es war schön, wieder zurückzukommen, wisst ihr, die Luft ist so wunderbar, und auch die Ruhe ist angenehm. Auch in Vrindavan war es sehr ruhig; es war sehr schön und angenehm und man konnte die Vögel singen hören. Alles in allem war es also nicht so schlimm; eigentlich war es wunderbar. Man sieht, wie die Natur sich entfaltet, das ist einfach schön. Und es ist auch wunderbar, wieder hierher zu kommen. Man kann hinter mir sehen, wie schön es ist, blauer Himmel … es ist zwar ein bisschen kühl, ein bisschen kalt, vor allem wenn man aus Indien kommt und es dort Tag für Tag heißer wird.

Heute ist Swami Revati nicht hier, weil er ebenfalls in Quarantäne ist, also werden die Fragen von Jaigopalananda gestellt.

Jai Gurudev, Guruji! Was ist der Sinn unserer Gebete, wenn wir bei Katastrophen und Krankheiten helfen wollen, wenn alles der Wille Gottes ist? Es fühlt sich besonders seltsam an, wenn wir für andere bhaktas beten, die ohnehin unter Deinem Schutz stehen. Hat das irgendeinen Nutzen?

Vor einiger Zeit wurde eine ähnliche Frage gestellt. Seht, ein Gebet ist ein Akt des guten Willens und der guten Wünsche, bei dem man sich selbst vergisst und an jemand anderen denkt. Ob das Gebet erhört wird oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Es ist wahr, dass alles nach dem Willen des Herrn geschieht, alles ist der Wille von Giridhariji. Wie gesagt, kein einziges Blatt bewegt sich, wenn Er es nicht will. Aber als menschliche Wesen haben wir auch ein gewisses Gefühl für andere, etwas berührt uns, auch wenn wir wissen, dass alles Er ist.

Ihr wisst, wir sind das atma, wir sind ewig, und in dieser Form des atma ist alles gleich. Dennoch, wenn jemand, der einem lieb ist, auf die andere Seite geht, fühlt man – ich will nicht sagen, einen Verlust, aber man fühlt einen gewissen Schmerz in seinem Inneren. Nicht, weil einem die Person fehlt, sondern weil wir Menschen sind, und uns um andere Menschen kümmern. Aufgrund dieser Liebesbeziehung tun wir etwas – wir beten, praktizieren japa, etc. Also ist es nicht so, dass man sich nicht um andere kümmert.

Gebet und das Wissen, dass der Herr für alles sorgt, sind also miteinander verbunden. Außerdem – was würdet ihr wirklich verlieren, wenn ihr für jemanden betet? Verliert man etwas? Nein, man verliert nichts! In Wirklichkeit gewinnt man etwas, denn dieser Segen, dieser unsichtbare Segen, den die Seele dieser Person euch schenkt, während sie dieses Gebet empfängt, ist für das Auge nicht sichtbar. Diese Seele ist ein Teil von Bhagavan selbst, nicht wahr, sie ist ein Teil von Ihm.

Wenn man für jemanden betet, wenn man dieses Gebet dem bhakta darbringt, wenn man für Menschen betet, die es brauchen, dann gibt das atma, das in diesen Menschen weilt, den Segen. Es ist also eigentlich wunderbar, jemandem positive Gedanken zu senden, für jemanden zu beten. Und es bestärkt einen darin, auch positiv zu denken. Es hilft einem, in diesem Zustand der Positivität zu bleiben. Sagen wir, jemand hat ein Problem, jemand ist krank. Anstatt sich den Schmerzen dieses Menschen anzuschließen, was sehr oft geschieht, sollte man die Stimmung dieses Menschen anheben. Wenn man z. B. zu einem Kranken geht und dort sitzt und auch unglücklich wird, wenn man mit einem vergrämten Gesicht da sitzt und mit dieser Person weint anstatt die Stimmung dieses Menschen zu verbessern, hilft das nicht. Wenn man dort sitzt und weint: „Oh …..“, tut man das nicht für den anderen, sondern für sich selbst, weil man denkt, dass man diesen Verlust fühlt. Aber anstatt so unglücklich zu sein, seid positiv und erhöht die Stimmung dieses Menschen! Das gibt mehr Kraft und Stärke, und man bleibt in einem positiven Zustand und in einer positiven Stimmung. Und wenn man selber in dieser positiven Stimmung ist, dann strahlt man das auf andere aus.

Ich habe ein Beispiel, das ich immer wieder erzähle: Wenn man zum Arzt geht und der Arzt setzt sich zu einem und beginnt, mitzuweinen, glaubt ihr, dass der Arzt helfen kann? Er wird nie in der Lage sein, jemandem zu helfen. Der Arzt hat einen Eid geschworen: „Egal was passiert, ich muss den Menschen helfen. Wenn ich also mit einem Menschen zusammensitze und weine, kann ich nicht helfen. Damit ich dieser Person helfen kann, muss ich stark sein und ich muss in meiner Kraft sein, nur dann kann ich jemand anderem helfen.“

Ein Gebet hilft einem also, in diesem positiven Zustand zu sein, und es stärkt wirklich – nicht die andere Person, es stärkt einen zunächst einmal selbst. Es stärkt einen im Glauben, stärkt einen in sich selbst, stärkt einen in der Art und Weise, wie der Verstand und der Intellekt funktionieren. Ein Gebet ist also immer gut und ermutigt einen und man erkennt, dass alles der Wille des Herrn ist – so wie du sagst.

Aber auch wenn man weiß, dass alles Sein Wille ist, wie sehr kann man Seinen Willen akzeptieren? Sehr oft kann man diesen Willen Gottes nicht akzeptieren. Wir können sagen: „Ja, wir akzeptieren, dass es Gottes Wille ist“, aber oft ist es eine sehr große Aussage, dass man den Willen Gottes akzeptiert. Der eigene Geist muss in einem Zustand sein, der es möglich macht, das zu akzeptieren. Wenn man in diesem geistigen Zustand ist, dann ist es einfach, dann ist es nicht nur eine Aussage: „Ja, ich akzeptiere den Willen Gottes, denn Er tut alles“. Aber zu wissen, dass Er wirklich hinter allem steht – das geschieht durch die Kraft des Gebetes. Haltet fest an dieser Positivität und erhebt euer Bewusstsein in einen Zustand, in dem ihr wirklich und fest daran glauben könnt, dass Er da ist.

Jai Gurudev, lieber Guruji! Ich möchte fragen, ob jemand, der  Gottverwirklichung erreicht hat, und eine Inkarnation Gottes das Gleiche sind? So wie wir Dich als Narayana selbst ansehen, sollten wir alle gottverwirklichten Menschen als Gott selbst betrachten?

Ich werde nur den ersten Teil dieser Frage beantworten. Wir alle haben einen Teil des Göttlichen in uns. Eine gottverwirklichte Seele, eine gottverwirklichte Person ist nicht dasselbe wie eine Inkarnation Gottes. Das sind zwei verschiedene Dinge. Eine gottverwirklichte Person durchläuft Phasen der Selbstentwicklung, d. h., sie muss frei von ihrem Karma werden, sich reinigen, ihren Geist, ihr Bewusstsein, ihren Intellekt, ihren Körper und so weiter läutern und reinigen. Wenn all das gereinigt ist, dann beginnen gottverwirklichte Menschen, das göttliche Licht auszustrahlen.

Hingegen ist eine Inkarnation eine göttliche Voll-Inkarnation oder Teil-Inkarnation (amshaavatar). Diese kommen mit einer bestimmten Absicht. Sie haben absolut kein Karma. Sie kommen hierher, um diejenigen zu erheben und zu befreien, die den Zustand der Selbstverwirklichung erreicht haben. Sie kommen als eine Erinnerung daran, dass man Gott erlangen muss. Gottverwirklichte Wesen sind diejenigen, die durch die Gnade einer Inkarnation berührt wurden und die göttliche Vision für diese Gnade hatten, und sie werden befreit.

Erstens – wie kann man wissen, dass jemand gottverwirklicht ist? Man weiß es nicht. Man kann nicht sagen, weil jemand auf eine bestimmte Weise gekleidet ist oder wunderschöne Dinge sagt, dass er gottverwirklicht ist. Es gibt viele, die nur Professoren oder Lehrer sind, die auf dem Weg helfen, aber sie können diese Verwirklichung nicht geben.

Eine Inkarnation, der jagadguru, der satguru – sie können einem diese Verwirklichung geben, wenn man bereit ist. Wenn man nicht bereit ist, warum sollten sie einem diese geben? Man wird nicht in der Lage sein, damit umzugehen. Arjuna selbst sagte: „Herr, offenbare mir Deine kosmische Form, aber nur, wenn Du siehst, dass ich bereit bin“. Seht, wie weise Arjuna ist! Er ist nicht jemand, der einfach sagt: „Hör mal, ich bin bereit, kannst Du Dich mir offenbaren?“ Er fragte Bhagavan Krishna sehr klar: „Weil Du die größere Sicht hast, weißt Du, ob ich bereit bin oder nicht. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin oder nicht. Wenn Du meinst, dass ich bereit bin, dann offenbare Dich mir.“

Versteht, Bhagavan, diese kosmische Form, Er weiß! Er ist in eurem Inneren. Glaubt ihr, dass es irgendeine Handlung von eurer Seite gibt, die Ihn dazu bringt, sich euch zu offenbaren? Nein, nein, nein, das geschieht automatisch. Wenn Er sieht, dass jemand bereit ist, dann wird Er sich offenbaren. Nicht wie einige „Heilige“ aus anderen Religionen. Ich las gerade über eine kürzlich heilig gesprochene Heilige, die ich nicht erwähnen möchte. Sie hat in ihrem ganzen Leben viele gute Dinge getan. Aber am Ende ihres Lebens hatte sie Zweifel, sie bezweifelte sogar, ob Gott existiert, ob Gott auf sie schaut. Diese Zweifel waren in ihrem Geist. Es gibt gute Menschen, aber ich würde sie nicht als Heilige einstufen. Sie war eine gute Frau, die vielen Menschen geholfen hat, und viele Menschen sind durch sie auch inspiriert worden. Es gibt also viele gute Menschen auf dieser Welt, die andere Menschen inspirieren und ihnen helfen, aber das bedeutet nicht, dass sie euch Gott offenbaren können. Es ist sehr wichtig, das zu beachten.

Wie erkennt man das also? Zuerst einmal nur, wenn man selbst demütig ist. Erziehung, Wissen, all diese Dinge bewirken, dass man urteilt. Doch dieses Erkennen ist nur durch Demut möglich. Und dieses Erkennen geschieht durch euer Herz, durch das, was ihr in eurem Herzen fühlt. In dem Moment, in dem ihr einem Heiligen begegnet, in dem ihr einem verwirklichten Wesen oder einer Inkarnation begegnet, gibt es ein gewisses Wissen, das ohne jeden Zweifel ist: „Er kann mich befreien“, oder: „Er kann mir helfen, Befreiung zu erlangen. Er kann mir helfen, die Lotusfüße des Herrn zu erreichen“.

Aber wenn man einer Inkarnation begegnet, hat man sofort das Gefühl: „Dieser Eine ist anders als alle anderen. Er erstrahlt in einem anderen Licht.“ Und das ist ein avatar. Der Weg eines avatar  ist also völlig anders als der eines Heiligen oder einer verwirklichten Person. Das mit dem Verstand zu begreifen, der noch nicht hingegeben ist, ist sehr schwierig, denn man kommt immer an die Grenze, weil der Verstand und der Intellekt auf eine endliche Weise funktionieren. Hier wird von etwas gesprochen, das unendlich ist! Es ist sehr kompliziert, das mit dem Verstand  zu erfassen. Darum sagte ich „mit dem Bewusstsein“, denn wenn dein Herz etwas offenbart – dein Herz ist wissend, der Sitz deiner Seele ist wissend. Wenn deine Seele im Inneren das erkennt, sendet sie die Energie vollständig in den Körper, jede Zelle deines Körpers beginnt zu schwingen. Was schwingt, ist das „Leben“ selbst. Ohne „Leben“, ohne hier zu sein, würde nichts von dir existieren. Glaubt ihr, eure Augen hätten die Macht zu sehen, eure Nase hätte die Macht zu riechen, eure Ohren hätten die Macht zu hören, euer Verstand hätte die Macht zu denken, euer Intellekt würde handeln? Nein, nein, das geht nur durch „Leben“. Wenn also dieses „Leben“, dieses atma, das in euch ist, erkennt: „Hier, das ist mein Herr“, dann ist es eine andere Energie in euch.

Wie unterscheiden wir zwischen der Liebe zu unseren Kindern, unserer Pflicht als Eltern und Sklave unserer Kinder zu sein?

Okay, ihr erfüllt eure Pflicht als Eltern. Ihr habt eure Kinder auf die Erde gebracht, sie haben nicht darum gebeten, hier geboren zu werden. Ihr wolltet Kinder, ihr habt sie. Das bedeutet, dass ihr eine gewisse Verantwortung übernehmen müsst, ihr müsst euch um sie kümmern und sie erziehen, dass sie bessere Menschen werden.

Die Frage ist also, wie man nicht Sklave der Kinder wird. Zunächst erinnert sie daran, dass ihr die Eltern seid und dass ihr diejenigen seid, die sie etwas lehren. Sie lernen von euch, nicht nur durch das, was ihr ihnen sagt, sondern auch durch euer Handeln. Eure Kinder lernen, indem sie sehen, wie ihr seid, und indem sie zuhören, was ihr sagt. Wenn ihr ihnen etwas sagt und dann etwas anderes tut, was lernen sie dann? Sie lernen durch das, was ihr tut. Kinder lernen meistens nicht durch das, was man ihnen sagt, sondern durch das, was sie sehen und was sie wahrnehmen, dadurch lernen sie. Wenn sie sehen, dass das, was ihr sie lehrt, lediglich Worte sind, gehen diese bei einem Ohr hinein und beim anderen Ohr hinaus. Ihr müsst durch eure Taten mit gutem Beispiel vorangehen, was auch immer ihr tut – mit ihnen und unter euch als Eltern, Ehemann, Ehefrau, Partner.

Nicht Sklave der Kinder zu sein bedeutet auch, nicht immer ja zu sagen. Ihr wisst, dass Kinder, besonders wenn sie klein sind, die Tendenz haben, ihre Eltern zu kontrollieren. Ich habe viele Paare kennengelernt, deren Beziehung nach der Geburt der Kinder sehr schlecht geworden ist, andere Beziehungen sind auch wunderbar geworden.

Ich habe Paare, die Kinder haben, gefragt: „Warum war eure Beziehung schlecht?“ Die Antwort war: „Ach, weißt Du, sie schenkt nur dem Kind so viel Aufmerksamkeit, nicht mir“. Denn bevor das Kind da war, hat die Frau ihrem Mann Aufmerksamkeit geschenkt, und der Mann hat der Frau Aufmerksamkeit geschenkt. Aber wenn die ganze Zuwendung dem Kind gegeben wird, dann leidet die Beziehung darunter.

Oft spielen Kinder dieses emotionale Erpressungs-Spiel, weil sie wissen, wo eure Schwachstellen sind. Sie nutzen jede Art von Schwäche aus und spielen damit, weil sie eure Aufmerksamkeit wollen. Sie merken: „Ah, wenn ich so handle, gewinne ich ihre Aufmerksamkeit“. Also handeln sie auf diese Art und Weise. Natürlich, wenn ihr von Anfang an so mitspielt, wie sie es wollten, wird es so  weitergehen. Dann haben sie euch in der Hand und lassen euch zu ihrer Melodie tanzen.

Ihr seht, dass sich mittlerweile euer Verhältnis zum Partner verschlechtert. Vor allem wenn ein Paar lange keine Kinder bekommen konnte und dann ein Kind hat, lassen sie ihr Kind ihre Beziehung dominieren, anstatt das Kind zu lehren, nach ihrem Vorbild zu wachsen. Dann wird es sehr schwierig, und das ist es, worauf man achten muss.

Es waren einmal ein alter Mann und seine Frau und sie feierten gerade einen Geburtstag. Die Tochter kam mit ihrem Mann und ihrem Kind nach Hause. Die Tochter schenkte dem Kind so viel Aufmerksamkeit, und das Kind war so unartig. Also sagte der Vater zu der Mutter: „Ich muss mit ihr sprechen“. Eines Tages rief er die Tochter und ihren Mann und fragte sie: „Wer ist die wichtigste Person in eurem Leben?“

Die Tochter sagte: „Oh, mein Kind ist die wichtigste Person in meinem Leben.“

Und er fragte seinen Schwiegersohn und dieser sagte: „Mein Kind ist die wichtigste Person in meinem Leben.“

Dann sagte der Vater: „Hört zu, ich will euch nicht sagen, wie ihr euch um euer Kind kümmern sollt, aber ich habe bemerkt, dass zwischen euch eine gewisse Disharmonie herrscht, deshalb habe ich gefragt, wer die wichtigste Person in eurem Leben ist. Ihr habt beide geantwortet, dass das Kind die wichtigste Person ist.“ Und dann sagte der Vater: „Das ist ein Fehler. Denn der wichtigste Mensch in eurem Leben sollte der jeweils andere sein, also Mann und Frau. Für euch beide sollte der andere die wichtigste Person in eurem Leben sein.“

Da waren sie ein wenig perplex.

Dann fuhr er fort und sagte: „Seht, ich habe 60 Jahre lang sehr glücklich mit eurer Mutter gelebt, weil wir einander lieben und auch wenn Kinder da waren, haben wir nie aufgehört, einander zu lieben und uns umeinander zu kümmern, denn die Kinder müssen von ihren Eltern lernen. Sie lernen durch das, was sie sehen.“ Er sagte zu seiner Tochter: „Die wichtigste Person im Leben bist du für ihn und er für dich. Und die Kinder werden daraus lernen, durch das, was ihr miteinander teilt, was ihr ihnen zeigt. Sie werden lernen und damit wachsen.“

So ist es auch in eurem Leben. Ihr müsst für eure Kinder sorgen, ihr müsst euch um sie kümmern, ihr müsst ihnen zuhören, und ihr müsst mit gutem Beispiel vorangehen, damit sie auch lernen, euch zuzuhören. Das passiert nicht, wenn man ihnen nur sagt: „Du musst zuhören, wenn ich etwas sage“, nein, sondern indem man ihnen als Eltern ein Beispiel gibt, dass man ihnen zuhört. Es braucht von beiden Seiten Respekt, und auch von beiden Seiten das Zuhören.

Bitte, könntest Du erklären, wie sich die gopis bei der Ausübung ihrer Pflichten auf Krishna konzentriert haben? Welchen bhava haben sie erlebt? Wenn sie ihre täglichen Pflichten erfüllten, allein um Gott zu gefallen und Ihm zu dienen, Ihn in allem zu sehen, ist das mehr dasya-bhakti. Doch die gopis waren in maha-bhava – wie haben sie das im täglichen Leben erlebt?

Wenn wir über die gopis sprechen, müssen wir zuerst verstehen, dass sie keine normalen Menschen waren. Sie waren große Weise, die sich inkarnierten, um ihrem geliebten Herrn zu dienen. Also war die Spiritualität der gopis bereits sehr hoch. Um mit dem Herrn selbst zu sein, um mit Ihm eine solche lila auszuführen, mussten sie jenseits der menschlichen Vorstellung sein.

Ihr wisst, als Rama und Lakshmana unterwegs waren, kamen sie an einem Ashram vorbei, in dem die Weisen meditierten, und diese Weisen waren Kinder von Agni-deva. Sie meditierten über den höchsten Herrn, sie wollten Ihn haben. Als Rama und Lakshmana vorbeikamen, erkannten sie in Rama denselben Herrn, den sie verehrt hatten, um bei Ihm zu sein. Er war persönlich anwesend! So waren sie alle von diesem madhurya-bhava erfüllt. Sie begannen, auf Ihn zuzulaufen, um Ihn zu umarmen, denn da war kein Konzept von männlich und weiblich. Wenn das atma Paramatma erkennt, verschwindet das Geschlecht vollständig. Sie rannten zu Ihm, um Ihn zu umarmen, bei Ihm zu sein, auf Ihn zu springen, Ihn zu halten! In diesem Moment hielt Rama sie auf und sagte: „Nein, halt! In dieser Inkarnation bin Ich bereits verheiratet, deshalb kann Ich euren Wunsch nicht erfüllen. Bitte, wenn ihr mit Mir zusammen sein wollt, werde Ich diesen Wunsch in eurem nächsten Leben erfüllen.“

So inkarnierten sie alle, als Bhagavan beschloss, in der Form von Lord Krishna zu kommen. Um diesen Wunsch, diesen tiefen Wunsch, mit dem Herrn auf intime Weise zusammen zu sein, zu erfüllen, kam Bhagavan und sie kamen als die gopis. Also, als Bhagavan dort war, glaubt ihr, dass das atma Ihn nicht erkannt hat? Dieses atma brannte in ihnen mit diesem Verlangen. Bei allem, was sie taten, ging es um ihren geliebten Herrn, um nichts anderes. Diese Welt hatte keine Bedeutung. Sie hatten diese Welt bereits transzendiert. Über viele Leben hatten sie diese Welt bereits transzendiert. Ihr einziger Wunsch war, Bhagavan zu dienen.

In Kapitel 10, Vers 3, sagte Bhagavan Krishna: „Die Sterblichen, die Mich als ungeboren, anfangslos und als den Herrn der Welt kennen, sind frei von Täuschung und frei von allen Sünden.“ Nehmt einfach dies und seht euch die gopis an. Diese gopis erkennen, dass es der höchste Herr ist, und es ist nicht nur ein Erkennen mit dem Geist: „Oh ja, Er ist der Herr.“ Nein, es ist diese tiefe Innigkeit. Man lernt jemanden durch diese tiefe intime Beziehung kennen, die man mit dieser Person hat. Ohne diese innige Beziehung kennt man diese Person nicht. Durch die Beziehung, die die gopis zu ihrem geliebten Herrn hatten, haben sie Ihn in allem erkannt. Er ist der höchste Herr, der ungeboren ist, Er ist anfanglos, Er ist das höchste Wesen selbst. Ihr Verstand wurde nicht von einer Einschränkung durch Normen getäuscht, und sie wurden nicht durch Zweifel oder irgendetwas anderes getäuscht, sie hatten das überwunden.

Der bhava in ihnen war der von Geliebten, die außer ihrem Geliebten nichts anderes kennen. Tief in ihrem Inneren wussten sie, dass sie ihre Pflicht tun mussten, aber ihr Geist war auf den Herrn selbst gerichtet. Sie waren in ihrem Selbst zentriert. Sie waren selbstverwirklicht, und hier kam Bhagavan und sagte: „Okay, ihr wollt mich voll und ganz, auch wenn ihr selbstverwirklicht seid, hier ist Gottverwirklichung.“ Das ist diese Vereinigung, diese Intimität, zwischen einem Selbst-Verwirklichten und dem geliebten Herrn. Sehr oft verwechseln Menschen Selbstverwirklichung und Gottverwirklichung. Sie denken: „Gut, ich habe die Selbstverwirklichung erreicht.“ Ja, durch eure sadhana habt ihr Selbstverwirklichung erlangt, aber Gottverwirklichung ist diese Gnade selbst. Und sogar diese Selbstverwirklichung ist in ihrer Tiefe Seine Gnade, denn wenn Er es nicht will, wird es nicht geschehen.

Wenn jemand Selbstverwirklichung erlangt, ist die Reise nicht zu Ende. Die Reise geht weiter. Sie geht weiter, bis man diese erhabene Beziehung, diese tiefe Intimität mit dem geliebten Herrn selbst hat. Die gopis von Vrindavan und viele Heilige hatten diese tiefe intime Beziehung mit Ihm. Deshalb konnten sie Ihn in allem, was sie taten, wahrnehmen. Ihr seht, sie haben Ihn an die erste Stelle gesetzt. „Ich will nichts anderes, nur Ihn, nichts anderes.“ Diese einzigartige Ausrichtung, an der sie festhielten, ließ ihren geliebten Herrn in allem real werden, nicht nur, wenn Er anwesend war, sondern sie sahen in allem, was sie taten, nur Ihn. Es ist wie bei jemandem, der wahnsinnig verliebt ist. Was geht im Kopf des Liebenden vor? Im Kopf eines Liebenden ist immer der Geliebte. Wo ist dieser Mensch? Wo ist er? Wo ist sie? Warum ruft er nicht an? Warum…? Man schaut ständig auf sein Telefon, zehnmal, hundertmal am Tag. Diese Intensität ließ die gopis in allem ihren Herrn sehen, aber mit der gleichen Sehnsucht: „Wann wird Er selbst sich mir schenken?“

Und das ist so tiefgründig, denn hier ist es nicht nur die realisierte Seele, die Bhagavan bittet, sich zu offenbaren, sondern die gleiche Sehnsucht kommt vom Herrn selbst, der sich danach sehnt, mit ihnen zu sein. Es ist also keine einseitige Beziehung, es ist eine beiderseitige Beziehung, in der Bhagavan alles möglich macht, damit Er kommen kann. Es ist so schön zu sehen, dass der höchste Herr selbst für die Devotees kommt. Er kommt für diejenigen, die diese tiefe Sehnsucht nach Ihm haben.

Jai Gurudev!

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