Guru Purnima ist einer der bedeutendsten Feiertage in der hinduistischen Tradition und wird seit tausenden und abertausenden von Jahren, genauer gesagt seit der Zeit von Vyasa (ca. 3000 vor Christus), auch Vyasa Purnima genannt, gefeiert.
Vom 27. bis zum 29. Juli haben sich zu diesem Anlass mehr als 1000 Anhänger von Paramahamsa Vishwananda in Shree Peetha Nilaya versammelt, um Ihn zu ehren.
Der Morgen am Freitag begann mit Gebeten im wunderschönen Bhutabhrteshwarnath Tempel und anschließender Abhishekam-Zeremonie zu Ehren des Gurus. Bereits am frühen Morgen hatte Paramahamsa Vishwananda den Besuchern Seinen Segen gegeben. Während des ganzen Tages haben Devotees aus 27 Ländern insgesamt 108 Bhajans Guruji gewidmet. Auch Kinder und Jugendliche haben für Ihn gesungen und damit sichtlich sein Herz berührt.
Gurujis Ansprache
Am Abend sprach Paramahamsa Vishwananda über die kostbare Chance, die uns gegeben ist, den eigenen Satguru zu treffen. Er sagte, dass diese Möglichkeit eine Rarität im Leben ist. Dies findet sich auch in den Schriften und den Erzählungen der Heiligen wieder. Es sei nicht immer so, dass wenn Devotees wiedergeboren werden, sich zeitgleich auch der Satguru inkarniert. Aufgrund von früheren Verdiensten bekommen manche die Gnade, von Gott selbst gegeben, sich zu den Füßen des Gurus zu begeben. Wer die Gnade nicht bekommen hat, sucht weiter. Aber sogar diejenigen, die den Satguru gefunden haben, kennen Ihn meist nicht wirklich, da sie nur das Äußere betrachten. Paramahamsa Vishwananda wies außerdem darauf hin, dass der Verstand oft herumirrt und ständig seine Richtung wechselt; er wünscht sich ununterbrochen etwas, und wenn der Wunsch erfüllt ist, kommt der nächste Wunsch, dessen eventuelle Nichterfüllung zu einem Zustand der Frustration und des Unglücklichseins führt. Würde man dann den eigenen Satguru treffen, bedeute dies nicht automatisch, dass die Person dadurch heilig geworden ist. Sie bliebe wie sie immer gewesen ist. Die Transformation könne erst dann stattfinden, wenn sie sich wahrhaftig und aufrichtig dem Guru hingegeben hat.
„Manche Gurus sind so gut getarnt, dass wir sie nie finden oder erkennen würden“, sagte Guruji. Dies können unsere Nachbarn sein, oder Menschen, denen wir jeden Tag begegnen. Aber unser Verstand wird diese Gnade nie erkennen. Um sie erkennen zu können, müssen wir auf der gleichen Wellenlänge mit ihr sein, und dies würde geschehen, wenn der Verstand vollkommen absorbiert und transformiert ist. Erst wenn er nach innen ausgerichtet ist, können wir erkennen wer der Meister wirklich ist. Wenn wir nach außen schauen, sehen wir nur unsere eigene Unvollkommenheit. Wir müssen die Sehnsucht nach Gott entwickeln.“
Guruji erzählte dazu die Geschichte über einen Schüler, der seinen Meister fragte, was genau die Sehnsucht nach Gott bedeute. Anstatt zu antworten brachte ihn sein Guru zu dem naheliegenden See und steckte seinen Kopf ins Wasser, als würde er ihn ertränken wollen. Nach einer Weile zog er ihn heraus und fragte, wie er sich fühle. Der Schüler gab seine Angst und den Schockzustand zu, aber erkannte auch, dass er unter Wasser die starke Sehnsucht nach Luft empfunden habe. Sein Guru erwiderte, dass dies die gleiche Sehnsucht nach Gott sein sollte, so groß, dass man ohne Ihn nicht leben könne.
Paramahamsa Vishwananda erläuterte, dass die Handlungsweisen des Meisters seinem Schüler gegenüber zunächst erschrecken mögen, da der Verstand vordergründig seinen Tod sieht; das alte Ich wird vernichtet, aber ohne dies kann das neue Ich nie erwachen. Seit tausenden oder millionen von Leben würden wir an unserem alten Ich hängen und kontinuierlich dasselbe wiederholen. Sogar in diesem Leben tun wir ständig dieselben Dinge, erwarten aber dass sich etwas ändert und ein großes Erwachen stattfindet. Dies würde allerdings nur geschehen, wenn wir das Gegenteil tun von dem was unser Verstand uns diktiert, sagte Guruji. Dem spirituellen Weg zu folgen, sei das Erste was wir anders gemacht haben, und dies sei nicht zufällig geschehen. „Viele wurden gerufen, aber nur wenige sind auserwählt“, sagte Paramahamsa Vishwananda. Selbst wenn jemand nur kurzfristig in Berührung mit dem Guru gekommen ist, beispielsweise aus Neugierde, so sei dies kein Zufall gewesen, sondern der Wille des Herrn selbst. Die Entscheidung für Veränderung müssen wir jedoch selbst treffen. Dann fangen wir an zu suchen, zu lesen, mehr und mehr wissen zu wollen, so dass die Sehnsucht erwacht, und schließlich der Guru erscheint. Doch auch wenn wir Zuflucht zu den Füßen des Gurus gefunden haben, reicht das alleine nicht aus. „Die Sehnsucht mag da sein“, sagte Guruji, „aber wie lange wird sie wohl bleiben?“ Die Sorgen und die Ängste der Welt könnten uns bald einholen, da wir innerlich unsicher sind, und das liege an mangelndem Vertrauen. Wir glauben all dem was wir im Internet oder in den Medien hören, was die Nachbarn sagen, aber wie oft vertrauen wir in das Wort des Gurus? „Das Wort des Gurus ist das Wort Gottes“, sagte Paramahamsa Vishwananda. Und dennoch trauen wir öfter unserem Verstand, der das Wort des Gurus anzweifelt. Wenn jeder wie der Guru wäre, führte der Meister fort, dann müsste doch unser Wort auch Kraft haben, aber wieso passiert dann nicht das was wir sagen? Guruji betonte, dass es bei der Reise darum geht, uns selbst zu entdecken, und die Pflicht des Gurus sei es, uns zu den Füßen des Herrn zu bringen.
„Es gibt kein anderes Ziel. Der Guru braucht nichts von Niemandem. Was Er braucht, ist euer komplettes Vertrauen und euren Glauben. Dann kann Er euch tragen. Wenn das nicht da ist, wie kann Er euch dem Herrn anvertrauen? Er kann es nicht, weil ihr nicht bereit seid. Nur wenn ihr bereit seid, kann Er euch Gott offenbaren“, verdeutlichte Paramahamsa Vishwananda.
Guruji erinnerte dann an den bekannten Vers vom Heiligen Kabir: „Falls Govind und der Guru gleichzeitig erscheinen und die Frage laute: ‚Vor wem sollte man sich zuerst verbeugen?‘, so sagte der Mystiker, er würde den Guru wählen, weil ohne Ihn hätte er nie erfahren wer Govind ist.“ Dies würde für uns alle gelten, betonte Paramahamsa Vishwananda und führte fort: „Bhagavan offenbart sich nur, wenn man dem Guru komplett hingegeben ist. Dies gelte nicht nur im Hinduismus, sondern auch in vielen anderen Religionen. Wenn man Zuflucht zu den Lotusfüßen des Gurus, oder des Lehrers nimmt, werde Er einem lehren, den Verstand, der immer nach außen gerichtet ist, zu transformieren, so dass man sich dem Herrn hingeben und Ihn erreichen kann. Damit dies geschehen kann, muss das Vertrauen in das Wort des Gurus, das Wort des Meisters, gänzlich vorhanden sein.“
Bis spät in die Nacht wurden Blumen zu Gurujis Füßen dargebracht.
Zum Abschluss dieses bewegenden ersten Gurupurnima-Tages verteilte Guruji an alle Besucher heiliges Prasad. Ein atemberaubender Tag neigte sich dem Ende zu.
Der Samstag begann früh am Morgen mit Maha Abhishekam. Während dieser Zeit haben uns Swamis aus dem Ashram von ihren persönlichen Erfahrungen berichtet und viele damit berührt.
Swami Revatikaanta berichtete über Gurujis Entscheidung in diesem Jahr, Länderwochen, anstatt der bisherigen Länderwochenenden, anzubieten. Dies würde den Menschen helfen ihre Beziehung zu Paramahamsa Vishwananda zu verstehen und tiefer in diese eintauchen zu können. Parallel dazu war es für Guruji wichtig Acadamy Kurse anzubieten und, entgegen Swamis Erwartung, sollte es nicht die Bhagavad Gita sein, sondern die Guru Gita. Swami Revatikaanta war irritiert, denn in seinem Geiste tauchten sofort die vielen Verse auf, die insbesondere für Neuankömmlinge ein Problem darstellen könnten. So sagt beispielsweise bereits der fünfte Vers aus, dass der Guru das Absolute ist. Gurujis Erklärung war jedoch einleuchtend: „Der eigentliche Grund ist, dass ich von Niemandem die Zeit verschwenden möchte, weder meine noch deine. Es ist mir viel lieber, wenn du von Anfang an lernst, für was der wahre Guru steht. Und wenn du das akzeptieren kannst, wenn du dem folgen kannst, dann ist es gut. Und wenn nicht, dann ist es auch gut, weil keiner seine Zeit verschwendet hat.“ Swami berichtete, dass der Guru Gita Kurs mittlerweile seit einem halben Jahr unterrichtet wird und die Menschen diesen bisher sehr genossen haben.
Für Swami Revatikaanta hatte ein Vers aus der Guru Gita eine besonders große Bedeutung mit wichtigem Gehalt für uns alle. Dieser besagt, dass unabhängig davon, ob wir wenig oder viel, oder sogar gar nichts bekommen, wir damit glücklich und zufrieden sein sollen. Aber gerade dies würde uns Menschen, so der Swami, recht schwer fallen. Wie gehen wir damit um, wenn wir weniger bekommen als jemand anderes? Und wie, wenn wir viel bekommen – wenn das Zuviel auf Kritik stößt? Swami betonte, es sei für uns sehr wichtig zu verstehen, wieso wir uns mit anderen vergleichen. Und dass letztendlich dieser Vergleich aus mangelndem Vertrauen in den Guru resultiert. Auch wenn wir vorübergehend vertrauen, kommen gewiss Zeiten, wenn wir dies nicht mehr tun. Dann verfallen wir in Frustration, und fühlen uns vom Guru ungerecht behandelt, weil Er uns zugunsten anderer ignoriert hat. Dies würden wir nie vor ihm zugeben, aber es fühlen und nicht selten auf unseren Gesichtern zeigen. Swami erklärte den Zusammenhang: „Der Kampf um Gurujis Aufmerksamkeit, um Seine Zeit, um Seinen Blick, um Sein Wort – dies alles keimt auf, weil wir nicht verstanden haben, dass der Guru ganz genau weiß, was jeder von uns braucht. Und wenn Er das wisse, dann spielt es keine Rolle, ob wir in der ersten oder in der letzten Reihe sitzen. Wenn die Person zu Guruji muss, wird sich diese Situation auch manifestieren. Swami Revatikaanta fuhr fort: „Das Problem mit uns Menschen ist, dass wir immer denken, alles was mit uns zu tun hat, ist das Größte und das Wichtigste – meine Liebe ist die Beste, mein Problem ist das Größte, mein Bedürfnis ist auch das Größte; und dann, wenn Guruji nicht auf uns zukommt, sind wir frustriert“. Die einzige Antwort darauf sei, Vertrauen in Guruji zu kultivieren. Wir sollten die Verbindung zu Ihm nicht abbrechen, nur weil wir uns ignoriert und missachtet fühlen, und weil Er bisher möglicherweise nicht auf uns eingegangen ist. Das liege einfach daran, dass jemand Gurujis Aufmerksamkeit dringender benötigt hat, als wir es zu diesem Zeitpunkt brauchten. Wir sollten stets vertrauen, dass Er weiß was Er tut, denn es gab noch nie ein Zeichen was dagegen spreche.
Swami Revatikaanta bat uns, vom Herzen für Guruji immer zugänglich zu sein, denn wir wüssten nicht, wann der richtige Moment für uns kommen werde. „Ich bitte euch darum; ich ermutige euch, dass wir, als Gemeinschaft, als Familie, mit entschlossenen Schritten das nötige Vertrauen zu Ihm aufbauen, so dass wir zufrieden sind, unabhängig davon, ob Er uns viel, wenig, oder gar nichts gibt. Erst dann können wir Ihm die perfekte Plattform geben, um zu tun, was Er für richtig hält, und nicht, was wir für richtig halten“, so Swamis Kernbotschaft zum Abschluss.
Swami Anashuya seinerseits hatte für uns eine Geschichte ausgewählt, die sich mit der Frage beschäftigte, ob man den Guru „besitzen“ kann. In der Lobby des Ashrams sprach einst ein Gast mit Paramahamsa Vishwananda. Er wollte zum Ashram kommen und dort wohnen. Guruji, der seine Absicht zwischen den Zeilen las, erwiderte, dass selbst in 10.000 Jahren keine Person geboren wird, die in der Lage sein werde, Ihn zu besitzen. Swami Anashuya fragte sich demnach, ob das überhaupt möglich ist, und wer denn eigentlich der Guru sei. Paramahamsa Vishwananda selbst habe früher zu den Residents gesagt: „Ihr denkt, ihr würdet mich kennen, doch kennt ihr nicht einmal einen Bruchteil meines Schattens.“ Aber ein Schatten kann noch nicht einmal Auskunft geben über die Person, z.B. über ihr Alter oder ihre Länderzugehörigkeit. „Wir sehen Guruji an, Sein schönes Gesicht, Seinen Körper, aber das ist nur ein kleiner Aspekt von dem, wer Er ist. Vielleicht können wir uns mit Seinem Verstand verbinden, durch Emotionen, aber Er besitzt keinen Verstand, der unserem gleicht. Er sagte selbst, für Ihn sei es sehr schwer, zu denken. Nun, wer ist Er dann in seiner Essenz?“, berichtete der Swami. Als er später einmal über die Frage meditierte, ob man den Guru tatsächlich besitzen könne, sei Paramahamsa Vishwananda in dem Moment in sein Zimmer reingekommen. So konnte der Swami seine Frage direkt an Ihn stellen: „Guruji, ist es denn möglich, dass Dich keiner besitzen kann?“ Guruji erwiderte darauf: „Dann besitze mich!“ und öffnete Seine Arme weit in Richtung des Swami. Eine Szene, wie aus einem Liebesfilm, spielte sich bildlich vor uns ab. Der Swami verglich es mit zwei Verliebten, die am Strand aufeinander zugehen, mit weit offenen Armen … der Wind weht in den Haaren … die Möwen fliegen … der schöne Sonnenschein spiegelt sich auf den Wellen… Alles sei großartig gewesen, bis … beide in unmittelbarer Nähe voneinander waren, und es plötzlich laut krachte und knallte, und mit großer Wucht das ganze Bett zusammenbrach. Beide lagen wie „Spaghettimonster“ verstreut auf der Liegefläche und brachen in lautes Lachen aus. Nach ein paar Minuten sortierten sie sich und auf einmal sei Guruji aufgestanden und aus dem Zimmer gegangen, als wäre nie was passiert gewesen. Der Swami weiter: „Ich dachte, was war das? Hat Er das gerade gemacht? Ist das jetzt wirklich passiert? Und da schaute ich aufs Bett – es war in Stücken, komplett durchgebrochen. Ja, es ist wirklich geschehen!“ Guruji hatte ihm sehr deutlich Seine Antwort auf die Frage gegeben: dem Swami war es nicht möglich Ihn zu besitzen!
Swami Anashuya reflektierte darüber: „Ist der begrenzte Verstand in der Lage etwas Unbegrenztes zu besitzen? Ist meine begrenzte Liebe in der Lage etwas Unbegrenztes zu besitzen – absolut nicht! Widmet euch eurem Weg, eurer Spiritualität, und widmet euch den Lotusfüßen eures Gurus. Seid sehr aufmerksam und stellt den Guru nie auf den Prüfstand. Er könnte euren Stolz brechen; Er könnte euer Denken und eure Konzepte brechen; und Er könnte euer Bett brechen“, verkündete der Swami mit einem breiten Lächeln.
Swami Kurunandha sprach als Nächster zu uns. Er schöpfte seine Erinnerung aus der Zeit, als er Guruji vor genau 20 Jahren kennenlernte. Das Stichwort war ‚Veränderung‘. Swami Kurunandha stellte fest, dass abgesehen von wenigen äußerlichen Zeichen „(…) Guruji davon unberührt [sei]. Er ist der große Akteur und spielt von A bis Z. Ich habe Ihn kennengelernt, als Er 20 Jahre alt war, aber wenn ich in meinem Herzen nachspüre, hat Er sich nicht verändert.“ Viel wichtiger erschien Swami Kurunandha aber die Frage nach der eigenen Veränderung. Er bedankte sich zunächst bei Guruji von tiefstem Herzen, für alles was er bisher erfahren durfte, für die unglaubliche Reise, für die Momente in denen er Fortschritte erfahren hatte; und er bereute zugleich, dass er die ganzen wunderbaren Momente nicht in einem Tagebuch festgehalten hat. Dies legte er uns jedenfalls sehr ans Herz, denn alle Momente mit Guruji, wie auch jeder persönliche Segen von Ihm, sei so kostbar und gehöre in unserem Herzen verankert. Auch wenn sich die Erinnerungen für eine gewisse Zeit sehr intensiv anfühlen mögen, so verblassen sie mit der Zeit ein wenig, oder werden gar vergessen, was eine Schande wäre.
Swami Kurunandha sprach zu uns über seine schöne spirituelle Beziehung zu Guruji. Auch wenn seine Seele den Meister schon zu frühen Zeiten erkannt hatte, so würde der Verstand Seine wahre Größe womöglich nie komplett begreifen. Paramahamsa Vishwananda zeigte dem Swami aber insofern Seine wahre Natur, als Er zu ihm sagte: „Ich kann kommen und gehen, zu jedem Zeitpunkt, wie Ich es möchte. Ich bin frei.“ Das stimmte, ja, aber dennoch war für Swami Kurunandha auch etwas anderes klar: „Es gibt tatsächlich etwas, was Ihn hier hält. Etwas, dem Er nicht widerstehen kann, zu dem Er unmöglich nein sagen kann: das ist die Liebe, die wir für Ihn empfinden. Durch diese merkwürdige Art und Weise können wir Ihn hier ‚halten‘, im Sinne von „Sklave der Liebe“. Er führte fort: „Wir dürfen nicht erlauben, dass sich eine Staubschicht zwischen Seinem Herzen und unserem Herzen legt, die die Verbindung stört. Wir sind zwar alle hier, weil wir uns zu Ihm hingezogen fühlen, aber das dürfen wir niemals als unverrückbar sehen. Ich habe in den letzten 20 Jahren so viele Menschen gesehen, die Ihm so nahe standen und ich dachte, sie würden niemals gehen, und doch sind sie gegangen. Es überraschte mich wie es dazu kommen konnte, aber es ist auch eine tägliche Erinnerung daran, dass niemand ’sicher‘ ist.“
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Swamis Rede bezog sich auf das Thema ‚Aufrichtigkeit‘, und insbesondere auf die ‚Aufrichtigkeit, sich nach Gott zu sehnen‘. Es sei oft so, dass sich mit der Zeit eine sogenannte spirituelle Scheinheiligkeit einstelle: „Wir tun so, als ob wir den Guru lieben würden, Gott lieben würden, aber wenn wir in Wahrheit ehrlich zu uns sind, wüssten wir, dass es nur teilweise wahr ist. Wir lieben uns selbst, unser Ego-Selbst, viel mehr. Das ist die traurige Wahrheit, aber natürlich wenn wir es Ihm hingeben, können wir das überwinden.“ Swami Kurunandha verglich diese Situation mit dem Bild eines Vogels, der im Käfig gefangen ist, und betonte: „Wenn wir es erlauben, würde uns die Hand von Guruji halten und aus dem Käfig herausziehen. In diesem Moment musst du Ihm ganz vertrauen, denn gerade jetzt verringert sich der Grad deiner Freiheit mehr als zuvor. Ich würde sagen, es ist wie eine Reise vom Käfig der Seele (da diese wirklich im Käfig ist), zu dem Käfig des Egos. Wenn dich nämlich der Guru herauszieht, setzt Er sogleich dein Ego in den Käfig. Du musst alles loslassen, was dich von Ihm fern hält. Sei täglich wachsam, sei aufrichtig mit dir selbst, und vergesse nie, wer Nummer Eins in deinem Herzen ist, und kultiviere diese Beziehung zu Ihm.“
Swami Sharada seinerseits bezog sich auf eine Geschichte aus der Zeit des heiligen Kabirs. Der Mystiker verglich den Guru mit dem Töpfer, und den Schüler mit rohem Ton. Wenn der Töpfer ein Gefäß machen möchte, mischt er zuerst Ton mit Wasser. Als nächstes hält er die eine Hand in das Gefäß, um es zu stützen, und mit der anderen Hand sichert er eine konstante Hitzezufuhr, um es in Form zu bringen. „So behandelt der Guru auch seine Schüler“, sagte Swami Sharada. Die Unterstützung durch den Guru sei für uns wichtig, um weiterhin den spirituellen Weg zu bestreiten, aber auf der anderen Seite benötigen wir auch die speziellen Behandlungen, auch wenn sie uns streng und strikt erscheinen mögen, denn in dieser Zeit beseitigt der Guru alle Unreinheiten und alle unsere negativen Eigenschaften. Wenn Er uns so behandelt, dann leidet unser Ego und möchte oft weglaufen. Aber es ist dennoch bitter nötig, denn diese Eigenschaften sind angeboren, und wenn sie nicht entfernt würden, könnten wir nie frei sein. Wir könnten das letztendliche Ziel unserer Reise nicht antreten und keine Selbst- und Gottesrealisierung durch Guru Kripa erreichen.
Swami Sharada betonte auch die Tatsache, dass bei jeder Puja, ob sie für Paramahamsa Vishwananda oder für eine Deity gehalten werde, Guruji immer anwesend ist, denn alle Deities und alle Formen von Gott sind ein Teil von Ihm selbst. „Die Beziehung ‚Schüler – Meister‘ birgt keine Vorteile oder Gewinne für den Guru. Er braucht nichts von uns persönlich. Er braucht nichts von der Welt. Aufgrund seiner Barmherzigkeit nimmt Er eine physische Form an, um für uns zugänglich zu sein, damit wir zu Ihm gehen und Seinen Segen bekommen können, sich vor Ihm verneigen, mit Ihm sprechen können, damit Er uns am Ende das geben kann, was wir immer gesucht haben – die Liebe zu Gott. Und wie Guruji selbst sagt, ist es Sein Ziel, uns an die Lotusfüße des Herrn zu bringen. Lasst uns wahre Bhaktas sein, uns Ihm komplett hingeben, und um Seine Gnade beten, damit wir eines Tages unser letztendliches Ziel erreichen mögen!“, so Swami Sharadas Abschlussworte an uns.
Das Tagesprogramm ging weiter mit dem Familien-OM Chanting im Zelt. Für den Nachmittag wurde eine Yagna-Feuerzeremonie geplant. Als besonderes Geschenk gab Guruji 108 Teilnehmern die Möglichkeit, durch das Sponsern eines der 108 kleinen Yagna Kunds an dem historischen Ereignis, unter seiner Anleitung, teilzunehmen.
Der Abend fand seinen wunderbaren Abschluss mit dem gemeinsamen Picknick mit Guruji und der nachfolgenden Darbietung des Schauspiels “Dashavatar“ durch die Residents. Dies wurde in erster Linie den Besuchern angeboten, die der Vorstellung während der Bootsfahrt zu Gurujis 40. Geburtstag nicht beiwohnen konnten.
Gurujis Abschlussansprache: „Wisset eine Sache: der Guru ist immer mit Euch. Für den Guru bestehen keine Begrenzungen – weder Zeit, noch Raum. Wenn jemand mit einem aufrichtigen Herzen nach Ihm ruft, wird er die Gnade des Gurus wahrnehmen können. Er wird den Guru selbst spüren. Mahavatar Babaji sagte dies zu Lahiri Mahasaya: „Ruft jemand mich mit aufrichtigem Herzen, werde ich dort anwesend sein.“ Sehr oft probierten viele das aus, aber sie taten es mit Zweifeln, denn sie erwarteten den Meister in seinem physischen Aspekt zu sehen, so wie Lahiri Mahasaya das erfahren hatte. Sie denken, sie könnten den Meister überwältigen. Aber der Meister ist Meister, Guru und Govind – da besteht kein Unterschied. Diejenigen, die dieses Geheimnis realisieren, denen wird alles klar werden, aber diejenigen, die diesen tiefen Glauben, oder diese tiefe Sehnsucht nicht in sich haben, für sie wird der Zweifel immer die Oberhand gewinnen. Sogar wenn Gott selbst sich vor ihnen manifestiert, werden sie ihn nicht erkennen.
Vorhin habe ich im Bhajan über die Reinkarnation von Bhagavan in Vamana Avatar gesungen. König Bali hatte große Buße getan. Er konnte nicht erkennen, wer vor ihm steht, weil Bhagavan immer verschleiert kommt. Er würde niemals in der Form kommen, in dem der Verstand Ihn erwartet. Der Verstand wird viele Erwartungen schaffen, aber Bhagavan ist jenseits davon. Er wird in der Form kommen, in welcher Er euch helfen wird und ihr werdet Ihn nur erkennen, wenn euer Verstand komplett in Ihm absorbiert ist. Also hört auf mit dem Verstand zu schauen, der immer nach außen gerichtet ist, und beginnt mit dem Verstand zu schauen, der nach innen gerichtet ist, der Verstand, den wir Herz nennen. Schaut damit, und ihr werdet so viel besser sehen als mit den zwei physischen Augen, weil was das Herz euch offenbart, passiert nicht durch Worte oder durch das Gelesene. Es ist eine direkte Erfahrung im Inneren. So fühlt; und habt eure Erfahrungen; und wisset, dass der Guru immer mit euch ist.“