21. März 2020
LIVE AUS VRINDAVAN: SATSANG
SHREE GIRIDHAR DHAM ASHRAM, 21. MÄRZ 2020
Im heutigen satsang per Livestream beantwortet Paramahamsa Vishwananda weiterhin eine Vielzahl von Fragen, die von Menschen aus aller Welt eingereicht wurden.
Jai Gurudev, allerseits!
F: Ist es möglich, dass in dieser Welt wahrer Frieden und Glück geschaffen werden können ohne jegliches Leiden, oder wird diese Welt der Maya immer ein Ort des Leidens sein?
Im Grunde genommen versteht jeder „Glück“ auf seine eigene Art und Weise. Und manche Menschen finden ihr Glück auch hier in dieser Welt, denn in dieser Welt der Maya ist der Herr im Verborgenen präsent. Diejenigen, die den Herrn durch den Schleier der Maya wahrnehmen können, werden wahres Glück erlangen.
In der Bhagavad Gita, in Kapitel 13, Vers 25, zeigte Krishna verschiedene Wege auf, wie man Ihn erlangen kann. Er sagte, dass einige Ihn durch das Selbst erreichen werden, andere durch Wissen und wiederum andere mit Hilfe von Karma Yoga. In Vers 26 erklärt er weiter, dass auch diejenigen, die sich im tamasischen Zustand befinden, zu Ihm gelangen werden.
Wenn wir das also analysieren, sehen wir, dass es viele Wege gibt, Ihn zu erreichen. Die großen Weisen hatten dieses Wissen. Es gibt nicht nur eine bestimmte Art von Menschen, die den Herrn erlangen können, sondern jeder ist dazu aufgerufen, Ihn auf welche Weise auch immer zu erreichen, woher er auch immer stammt. Einige, die in tiefer Meditation sitzen und einen ruhigen Geist haben, haben diese innere Vision; sie haben diese Verbindung mit dem Herrn. Diejenigen, die durch ihre Intelligenz – denkt nicht, dass, wenn ich von Wissen spreche, von Bücherwissen spreche; ich spreche von dem inneren Wissen, bei dem sich der Verstand und der Intellekt in einem ruhigen Zustand befinden und ein gewisses Maß an Losgelöstheit erreicht wurde und dieser dann in die Praxis umgesetzt wurde – wenn also jemand diese Art von Verstehen besitzt, dann kann dieser Weg des Wissens ihn auch zur Verwirklichung führen.
Dann haben wir diejenigen, die nicht in der Lage sind zu meditieren und eigentlich nicht viel tun können; sie finden das Glück wiederum, indem sie anderen dienen; während sie die Dinge tun, vergessen sie sich selbst. Beim Karma Yoga geht es genau darum, sich selbst zu vergessen, anderen zu helfen und sich auch für andere zu freuen.
So könnt ihr sehen, dass es nicht nur einen Weg gibt, wie man dieses wahre Glück finden kann, sondern darum, dass wir wissen, was das ultimative Ziel ist. In der gestellten Frage selbst heißt es: „Können wir in dieser Welt der Maya das Glück finden? Ja, denn Gott herrscht über alles. Wenn wir das klar sehen und dieses tiefe Verständnis dafür haben, dass Er das Ziel ist, dann ändert sich unsere Art, die Dinge zu sehen; dann erkennen wir, dass was auch immer wir tun, aus welcher Perspektive auch immer, wo immer wir sind, wir es für Ihn tun. Und das ist es, was wir ganz tief in uns selbst verankern müssen und woran wir uns immer wieder erinnern müssen. Häufig und leicht wird das vergessen, denn wenn wir in die Welt nach draußen gehen, lassen wir uns von der Schönheit der Außenwelt und der Dinge fangen, und dann vergessen wir dies sehr schnell. Und dies ist der Grund, weshalb Japa unheimlich wichtig ist: Denn wenn wir unser Japa machen, wenn wir den Namen Gottes wiederholen, chanten, erinnern wir uns wieder an seine Gegenwart, wir erinnern uns immer wieder daran, dass unser Leben, was auch immer wir tun, für Ihn ist und wir Ihm gehören.
Das heißt egal wo ihr seid, was auch immer ihr tut, vergesst das nie. Singt immer weiter. Selbst wenn ihr keine Mala habt, wiederholt Seinen Namen.
Hier zum Beispiel, in Vrindavan, wo auch immer ihr hingeht, jeder begrüßt euch mit ‚Radhe, Radhe‘. Wohin ihr auch schaut, auf die Bäume, die Wände, überall werdet ihr sehen, dass dort ‚Radhe‘ geschrieben steht. Dies ist eine Ermahnung; wo ihr auch hingeht, werdet ihr das Bild einer Gottheit sehen und die Menschen werden „Radhe, Radhe“ sagen. Ihr seht es an den Wänden geschrieben, als Erinnerung daran, dass ihr das Göttliche nie vergessen solltet, was auch immer ihr gerade tut, wo auch immer ihr gerade seid, und dass Er mit euch ist.
F: Wie kann man jemanden um Vergebung bitten, dem man Unrecht getan hat, wenn es nicht mehr möglich ist, diese Person wiederzusehen?
Das ist eine Frage, die Menschen sehr oft stellen, sagen wir mal, diese Person ist gestorben und man trägt dieses tiefe Bedauern in sich, und das Gefühl, dass man um Vergebung hätte bitten sollen, als diese Person noch am Leben war, oder aber man kann diese Person nicht wiedersehen. Das Wichtigste ist, dass ihr dieses aufrichtige Bedauern in euch tragen müsst. Wenn ihr diese aufrichtige Reue in euch spürt, dieses „Ich hätte um Vergebung bitten sollen“, dann wisst Eines: euch wird vergeben.
Zunächst einmal müsst ihr aber lernen, euch selbst zu vergeben. Denn wenn ihr einen Fehler begeht, könnt ihr sagen, ja, diese Person hat Unrecht getan oder ‚x, y, z‘ hat etwas falsch gemacht, aber ihr habt auch euren Teil dazu beigetragen. Deshalb spürt ihr dieses tiefe Bedauern in eurem Inneren, wisst ihr, wenn ihr sagt: „Ja, ich hätte um Vergebung bitten sollen, aber diese Person ist jetzt nicht da“.
Aber zuallererst müsst ihr lernen, euch selbst zu vergeben, denn eine Hand kann alleine keinen Ton erzeugen. Es braucht es zwei Hände, um diesen Klang hervorzubringen. Ähnlich ist es mit dem Fehler, ihr habt einen Teil davon selbst verursacht. Deshalb lernt diese Vergebung zunächst in euch selbst zu finden. Vergebt euch selbst und schließt Frieden mit euch. Wo auch immer diese Person ist, ob sie lebt oder nicht, ob ihr dieser Person gegenübertreten könnt oder nicht, wenn ihr lernt, euch selbst zu vergeben, dann werdet ihr frei davon sein. Auf diese Weise wird automatisch Vergebung geschehen.
Oft sieht man Leute einen Fehler machen, die dann umhergehen und um Verzeihung bitten: „Oh, es tut mir so leid“. Sie meinen es aber nicht wirklich. Dahinter steckt keine Kraft. Denn, seht, die Zunge spricht einfach darauf los; es gibt keine Knochen in der Zunge, somit ist es sehr schwierig, sie zu kontrollieren! Also sagen die Menschen dann einfach: „Es tut mir leid“, und machen dann auf die gleiche Weise weiter. Dann gibt es auch keine wirkliche Vergebung. Nur wenn echte Vergebung geschieht, kann man dies in seinem Inneren fühlen. Wenn ihr etwas aufrichtig bereut und diesen Schmerz in eurem Inneren fühlt, dann könnt ihr sicher sein, euch wurde vergeben. Aufgrund dieses Schmerzes, den ihr fühlt, aufgrund der Aufrichtigkeit, die ihr in eurem Inneren fühlt, hat euer Atma euch selbst vergeben. Und automatisch, wenn ihr euch selbst vergeben habt, dann wird Gott euch ebenso vergeben. Und die Person selbst, ob sie nun lebt oder nicht, wo auch immer sich ihr Atma befindet, deren Vergebung wird auch zu euch gelangen. Und das ist echte Aufrichtigkeit, indem man sich zunächst selbst fragt: „Habe ich dieser Person wirklich vergeben, hat auch diese Person mir vergeben? Zuerst lernt also euch selbst zu vergeben.
F: Was ist der Unterschied zwischen dem Vertrauen, dass sich Guru und Gott um alles kümmern werden, und der Erwartung, dass sich Guru und Gott um alles kümmern werden?
Seht, wenn ihr Vertrauen habt, wisst ihr, dass die Gnade mit euch ist, was immer ihr auch tut, und dass alles gut ist, genau wie es ist. Es wird keine Täuschung geben, es wird kein Gefühl der Traurigkeit geben, dass es nicht erwartungsgemäß gekommen ist. Ihr wisst: „Ja, ich habe Vertrauen, dass Guru und Gott es am besten wissen, und was auch immer sie mir geben, ich werde es akzeptieren.
Wenn man hingegen Erwartungen hat, besteht der Unterschied darin, dass man sagt: „Ja, ich glaube daran, dass Guru und Gott es tun werden, aber es muss so geschehen, wie ich es gerne hätte. Und wenn es nicht so geschieht, wie ihr es erwartet, verspürt ihr viel Traurigkeit, Frustration und Wut. All dies kommt also mit der Erwartung.
Lord Krishna selbst hat gesagt, der Hauptgrund, warum der Verstand nicht zur Ruhe kommen kann, ist die Erwartung. Wenn Menschen Erwartungen haben, stellen sie ihre Bedürfnisse an erste Stelle. Sie vertrauen nicht richtig. Sie tun es nicht wirklich. Sie sagen zwar: „Ja, wir vertrauen auf den Guru, wir glauben an Gott“, aber das tun sie nicht wirklich. Sie sagen: „Ja, wir vertrauen, aber es hat so zu sein wie ich es gerne hätte. Und das ist der Moment, in dem Frustration, Unzufriedenheit und Wut entstehen. Wenn man also wirklich auf den Guru und auf Gott vertraut, dann erwächst daraus eine vollständige Akzeptanz. Und wenn diese vollständige Akzeptanz vorhanden ist, werdet ihr sehen, dass alles im Fluss ist.
F: Im Wissen darüber, dass wir zur gleichen Zeit auf dieser Erde leben wie unser geliebter Satguru, fühlen wir uns manchmal so gesegnet, dass es sich anfühlt, als seien wir bereits befreit. Ist das so oder ist es eigentlich gerade die Zeit, in der wir am härtesten für unsere Befreiung arbeiten müssen?
Nein. Seht, wenn ihr lebt und diese Gnade habt, mit dem Satguru hier auf dieser Ebene, in dieser Zeit zu sein, dann ist das ein großer Segen. Es ist nicht so, dass ihr jetzt sehr hart arbeiten müsst, aber ihr müsst einfach lernen, zuzuhören. Oft ist es sehr schwierig, darauf zu hören, worum der Guru uns bittet, dabei es ist eigentlich so einfach. Aber ihr versucht, das Leben zu verkomplizieren und haltet das Leben für selbstverständlich und versucht auch, diese Beziehung als selbstverständlich anzusehen; aber nicht in jedem Leben wird einem diese Möglichkeit gegeben. Und wenn euch Gott diese Gelegenheit gegeben hat, dann könnt ihr euch wirklich als gesegnet betrachten. Ihr sollt euch aber nicht einfach so als gesegnet erachten und dann nur herumsitzen, sondern betrachtet euch als gesegnet und tut daher alles, was in eurer Macht steht, um diese Gnade zu erlangen, denn der Guru hat etwas: Der Guru hält einen Schatz, der Ihm sehr wertvoll ist, und Er ist bereit, ihn zu geben, wenn er wahrnimmt, dass ihr bereit seid.
In Kapitel 11, Vers 4 der Bhagavad Gita, betete Arjuna zu Lord Krishna. Bereits in Kapitel 3 bat er: „Wenn Du siehst, dass ich bereit bin, dann gewähre mir bitte die Vision dessen, was Du bist. Im Kapitel 11, Vers 4 sagte er: „Ich weiß nicht, wie bereit ich bin. Ich weiß nicht, ob ich mit dem, was ich sehen möchte, überhaupt umgehen kann, Du aber weißt es, Du hältst diese Gnade, und wenn Du glaubst, dass ich bereit bin, wenn Du siehst, dass ich mich bemühe, bereit zu werden, und Du siehst auch, dass ich würdig bin, dann gewähre mir das bitte.“ Dasselbe fragt auch das Atma den Guru. Ihr seid hier in diesem Moment. Das ist ein gesegneter Moment, in dem wir leben, aber: „Ich muss mich darauf vorbereiten, das zu erlangen“.
Im Übrigen habe ich viele Menschen gesehen, die durch die Gnade Gottes, durch viele Karmas und durch ihre Samskaras aus der Vergangenheit, durch die Gnade, die sie durch viele Leben erlangt haben, zu Füßen ihres Gurus Zuflucht gesucht haben, aber mit der Gnade des Gurus nicht umgehen konnten. Was also euer Gebet sein muss: Macht euch selbst bereit, indem ihr die Lehren, die der Guru gegeben hat, wirklich studiert. Dies ist eine Zeit, in der ihr aufgerufen seid, alles über euren spirituellen Weg zu erfahren. Versucht euch noch mehr hinein zu vertiefen, warum ihr auf diesem Weg seid, warum Bhagavan euch dazu auserkoren hat, erstens ein Vaishnava zu sein, vor allem aber zu fragen: Warum bist du ein Mensch? Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Und das ist es, was so wichtig ist.
Zuerst musst du lernen, dein menschliches Selbst zu akzeptieren, bevor du dein göttliches Selbst annimmst. Wenn ihr euer menschliches Selbst nicht akzeptieren könnt, wie solltet ihr dann mit eurem göttlichen Selbst umgehen können? Wenn du deine menschliche Seite betrachtest, siehst du all die Fehler, du siehst all die Negativität, die du in dir selbst hast, du konzentrierst dich darauf, und du willst dich nicht ändern, wie könntest du dann dein göttliches Selbst akzeptieren? Das heißt der Guru wartet nur darauf, bis diese Dinge transformiert werden. Wenn du bereit bist, mit etwas Größerem umzugehen, dann wird der Guru es dir geben. Und das ist die Gnade, die der Guru in sich trägt. Und das ist der größte Schatz, den der Guru bewahrt; dich bereit zu machen, etwas zu empfangen, was jenseits dessen liegt, was mit dem Verstand begriffen werden kann.
Jai Gurudev, alle zusammen!
Ich schicke euch allen ganz viel Liebe und eine große Umarmung!
-inoffizielle Übersetzung-
Hier findest du das Video vom Satsang.