Bericht vom 7., 8. und 9. Tag der Vaishnava Pilgerreise durch Südindien:

Nach der Einweihungszeremonie für den Giridhar Dham Ashram in Vrindavan (alle Fotos dazu gibt es hier) ging es am Montag, 5. Dezember 2016, für Guruji und einige Devotees direkt weiter auf eine exklusive Vaishnava Pilgerreise durch Südindien.

Vandhanananda schrieb dabei einen Bericht auf Englisch für den internationalen Blog (Facebook). Hier die deutsche Übersetzung seines 7., 8. und 9. Eintrags, mit dem Vandhan uns an den Erfahrungen der Reisegruppe teilhaben lässt:

Tag 7:

Jai Gurudev! Heute brachen wir nach Sri Rangam auf, dem Hauptquartier der Sri Sampradaya, wo sich Sri Ramanujacharyas Körper in eine Murti verwandelte und Andal mit Lord Ranganathas Murti verschmolz. Es ist großartig, diesen heiligen Schrein mit unserem geliebten Satguru zu besuchen, der überall die Herzen öffnet. Dank seiner Liebe hatten wir unsere private Tour durch diesen Tempel – doch davon später.

Bei der Abfahrt beendeten wir also das Sri Suktam. Guruji wünschte und segnete das Chanten. Außerdem segnete er einen gegebenen Vortrag über die neun Formen von Bhakti. Diese gipfeln in Sharanagati, Ergebenheit gegenüber Narayana, dem Zustand, in dem du deinen Willen mit dem Willen des Herrn in Einklang gebracht hast und frei bist, einfach zu lieben. Keine Erwartungen, keine Notwendigkeit, einem Befreiungskonzept nachzujagen, einfach darüber glücklich sein, JETZT dem Herrn zu dienen. Das ist der Geist, in dem wir diese Vaishnava-Reise feiern: dem Guru in hingebungsvollem Dienst ergeben zu sein und allmählich danach zu streben, jetzt in der grundlosen Liebe Gottes zu leben.

Da wir uns auf einer Pilgerfahrt und nicht im Urlaub befinden, ist diese Einstellung entscheidend für das Verständnis dafür, warum wir die Dinge auf eine bestimmte Weise tun. All die Gebete bei Bhakti Marga, die Sadhana, seine Darshans, seine mit Nektar vergleichbaren Bhasyas (Kommentare der Schriften) und Lehren, alles verweist uns darauf, dem Herrn ergeben zu sein und Seiner Gnade würdig zu werden. Das ist die innere Pilgerreise mit Gurudev, auf die sich jeder von uns begeben kann.

Wir erreichten ein Dorf mit Namen Govindapuram und besuchten den VittalRukmini-Ashram sowie den Tempel, der gemäß der Maharashtra-Architektur erbaut wurde. Sie haben da ungefähr 500 Kühe in ihren Ställen (goshala) und ganz süße Tempel, die den Lilas von Lord Krishna geweiht sind: z.B. die Darstellung, wie er den Govardan-Hügel trägt, oder die Raas Lila (Tanz), die wir umrunden konnten. Sie haben auch Murtis von RhadaKrishna, wie sie beieinander sitzen, wie auf einem Gemälde von Brindavan Das (nicht jenes in Springen), auf dem man ihre Köpfe zueinander drehen kann. Es war eine sehr süße Atmosphäre dort, und Guruji wurde sehr herzlich von Vittaldas Maharaj begrüßt.

Ergreifende Atmosphäre und Prasad in Form von Bildern

Sri Giridariji wurde auf den Hauptaltar gestellt, und wir begannen mit Bhajans. Die Atmosphäre war ergreifend, und ich hatte das Gefühl, dass Gott dieser Gruppe von Bhaktas wirklich gerne zuhörte. Wir erhielten Prasad in Form von Bildern und Guruji wurde mit einem Vastram (Stoff oder Kleidungstück) und Geschenken geehrt.

Die Reise ging weiter. Später nahmen wir in einer Raststätte an der Straße unser Mittagessen ein, das in traditioneller südindischer Art auf Palmblättern serviert wurde. Auf der anschließenden dreistündigen Fahrt nach Trishi, Sri Rangam nutzten wir die Gelegenheit, um zu schlafen und uns auszuruhen.

Sri Rangam liegt fünf Kilometer von Trichy entfernt, auf einer Insel, die von Kaveri und Koldam umgeben ist. Sri Rangam ist der zweitgrößte Hindutempel nach Ankor Wat. Er umschließt ungefähr 63 Hektar mit 7 Parikramas. Auf der Südseite ist ein großer Turm, Rajagopuram genannt; es ist der höchste Tempelturm von Südasien. Außerdem gibt es insgesamt 26 Gopurams (Türme) auf den vier Seiten des Tempels. Dieser Tempel ist einer der Svayamvakta-Tempel; d.h. der Ursprung des Tempels reicht in vorgeschichtliche Zeit zurück. Die Murthi von Ranganath kam aus Vaikuntha selbst herab.

Viele Alwars und Heilige haben diesen Tempel besucht. Sri Ramanujacharya verweilte hier und erreichte Göttlichkeit. Es wird gesagt, das größte Wunder sei, dass der tatsächliche physische Körper von Sri Ramanuja sich verfestigt habe und dort zu sehen ist. Die Augen sind klar erkennbar, und bei näherer Betrachtung erkennt man auch Fingernägel.

Dhanvantari ist der Gott des Ayurveda. Heutzutage sind mit der Ausbreitung des Ayurveda einhergehend quer durch Indien viele Tempel für Dhanvantari entstanden. Im Sri Rangnath-Tempel existiert jedoch schon seit hunderten von Jahren ein Schrein von Dhanvantari. Er befindet sich im vierten Prakara; es ist ein kleiner, aber sehr bedeutender Schrein. Devotees aus der ganzen Welt kommen hierher, um ihre Leiden loszuwerden.

Nach dem Besuch des Tempels, der uns auch einen Darshan des unglaublich süßen Ranganath und der Mutter Lakshmi einbrachte, wurden wir in einen nahegelegenen Konvent (Mutt) zum Satsang eingeladen. Dessen Leiter erzählte uns die Geschichte des Rangam-Tempels, während wir Chai tranken … wieder einmal. (Die Geschichte ist zu ausführlich, um sie hier wiederzugeben. Im Netz gibt es jedoch viele Möglichkeiten für eigene Recherchen.)

Abschließend möchte ich euch mitteilen, was Guruji während des Satsangs sagte: „Wenn du eine Murti hast, die ich dir gegeben habe, ist sie für den Rest deines Lebens deine. Gib deine Deity NIEMALS einer anderen Person.Ihr seht also, was wir auf dieser Pilgerfahrt lernen und erfahren ist, dass wir als Vaishnavas Gott gehören, indem wir Ihm in Ewigkeit dienen.

Alles Liebe – Jai Gurudev!

Tag 8:

Jai Gurudev, heute war (wieder) ein Tag, wie ihn nur der Satguru geben kann. Obwohl der Nachmittag frei war, geschahen schon am Morgen ganz wichtige Dinge.

Auf dieser Pilgerfahrt müssen wir uns (ähnlich wie im wirklichen Leben) an verschiedene Umstände anpassen. Manchmal müssen wir warten, manchmal müssen wir vorwärts gehen. Manchmal kommen wir in einfachen Ashrams unter, dann wieder in einem hübschen Hotel. So kann sich die Umgebung zwischen Morgen und Abend verändern, wo auch immer wir gerade sind; und so erlernen wir Krishnas göttlichen Sport, EINFACH ZU LIEBEN, aus verschiedenen Blickwinkeln.

Heute morgen besuchten wir Sri Sri RangaNarayana Jeeyar Swamiji, den 50. Nachfolger von Ramanuja, den derzeit höchsten Priester des Sri Rangam-Tempels. Er ist im ursprünglichen Haus von Sri Ramanujacharya, nahe des nördlichen Tors des Sri Rangam-Tempels, untergebracht. Sein offizieller Sitz sowie sein Stock sind immer noch die Originale von Ramanuja! Sie reichen 1000 Jahre in der Sampradaya-Linie zurück; Sri Ramanujas ursprüngliche Murti ist ebenfalls da. Bei unserer Ankunft chanteten wir das Vaishnava-Mantra und wurden respektvoll und liebevoll willkommen geheißen. RangaNarayana Swamiji war sehr glücklich uns zu sehen und bat uns, wiederzukommen. Er überschüttete unsere Gruppe mit Segen, ehrte Guruji mit einem Stoff und schenkte ihm eine Murti von Satya Narayana. Es war ein unglaublicher Besuch.

Als nächstes gingen wir zum Vrindavan Trimali-Konvent (demselben wie gestern), wo wir zu einem traditionellen Essen eingeladen waren. Dort wurde Guruji zusammen mit den Swamis und Swaminis von Bhakti Marga geehrt.

Wir gingen dann zum nahegelegenen Jaganath-Tempel. Dort erhielten wir den Darshan der Deity sowie Prasad und machten Parikrama. Lord Chaitanya verweilte hier vier Monate lang. (Das Haus auf der anderen Straßenseite wird gerade renoviert.) Sie zelebrieren Pujas für seine originalen Shilas; die Murti im Tempel wurde tatsächlich von Gott selbst geschaffen. Tafeln zeigen die acht Verse des von ihm verfassten Gebets, das Shikshastakam. Nach dem Bajan-Singen gingen wir zurück zum Bus und fuhren zum Hotel.

Am Nachmittag hatten wir Freizeit. Einige Leute kauften Puja-Utensilien ein, andere blieben im Hotel, um auszuruhen und zu entspannen. Da es zur Zeit in Indien immer noch schwierig ist, Geld zu wechseln, hatten wir nun auch dafür Zeit.

Alles Liebe, Haribol!

 

Tag 9:

Jai Gurudev!
Heute haben wir Rameshwaram, tief im Süden Indiens, verlassen. Rameshwaram ist der Ort, an dem Rama die Brücke gebaut hat, um nach Lanka überzusetzen und Sita Devi zu befreien. Sie wurde zu jener Zeit aus schwimmenden Steinen gebaut, da der Ozean damit einverstanden war, sie für die avatarische Aufgabe zu tragen; der Name RAM stand auf den Steinen. Die sogenannte Rama-Brücke ist heute noch auf NASA-Satellitenaufnahmen zu erkennen. In Rameshwaram gibt es auch ein Jyotir Lingam. Es wurde von Sita angefertigt und von Rama zur Verehrung Shivas aufgestellt. Rama schlüpfte in die Rolle eines einfachen Mannes und ging in den Shiva-Tempel, um gesegnet zu werden, Shiva nannte ihn aber Rama, seinen Meister. Folglich kann der Name Rameshwaram mit „Verehrer Shivas” übersetzt werden. Der Name des berühmten Lingam ist „Ramnatha Lingam”.

Doch um dorthin zu gelangen, mussten wir erst noch viele Stunden im Bus verbringen, da die Straßenverhältnisse auf der Reise durch Südindien bescheiden sind. Unterwegs, noch in Trichy, besuchte Gurudev den örtlichen GIRI-Laden und segnete ihn. (GIRI ist ein etabliertes indisches Handelsunternehmen spezialisiert auf devotionale Artikel, von Musik über Kleidung bis hin zu größerer Tempeleinrichtung, inklusive Murtis). Im Bus hatten wir eine Menge Zeit und Guruji veranstaltete Satsang und bat auch die Pilger im Bus, ihre Erfahrungen zu teilen. Zuerst sprachen die Swamis und Swaminis, dann alle anderen, einer nach dem anderen. Die Leute brachten Gurudev gegenüber ihre Dankbarkeit zum Ausdruck dafür, dass sie die Möglichkeit haben, an dieser Vaishnava-Pilgerreise teilzunehmen. Sie sprachen darüber, wie Er uns berührt, unsere Leben verändert, wie Er bewirkt, dass Vertrauen und Aufrichtigkeit in uns wachsen, und vieles mehr.

Wir hatten Mittagessen im Narayana Coffee House in Kanadukathan, einem kleinen Dorf auf unserem Weg mit schönen Gebäuden im Kolonialstil. Auf Gurujis Wunsch hin rezitierte Swami Sharada das 15. Kapitel der Bhagavad Gita, während wir aßen. Darin geht es, unter anderen Dingen, um das ständige Erinnern an Gott als Der, Der das vollkommene Wissen der Veden (Wahrheit) hat und Der, Der der einzig wahrhaft Handelnde ist.

Nach dem Mittagessen wurde der Satsang im Bus fortgeführt und wir setzten unsere langsame kurvenreiche Fahrt durch die indische Landschaft fort. Wir hielten in dem Dorf Thiruppullani, um den Adi Jagannatha Perumal-Tempel zu besuchen. Dort erhielten wir den Darshan von Rama in der Form einer Ranganath Murti. Sri Dharbasayana Rama unter dem Pushpaka Vimanam nimmt eine zurückgelehnte Haltung ein. Er wird so genannt, da er auf dem Dharba-Gras liegt (heiliges Gras, das bei Ritualen verwendet wird).

Schließlich, nach einer langen Fahrt, erreichten wir Rameshwaram. Es befindet sich auf der ersten Insel abseits der Küste und ist über eine Brücke zu erreichen. Auf ihr hielten wir für ein paar Augenblicke, um uns das Meer unter dem Vollmond anzusehen.


Unser Busfahrer ist erstaunlich. Er fährt den langen Bus oft durch enge Straßen, die von Hunden, Kühen und Motorrädern überquert werden. So ist es auch in Rameshwaram. Ganz am Rande der Stadt, direkt am Meer, war unser Hotel. Wir stiegen aus, Gurudev begrüßte erst einmal die See und übergab ihr Blumengirlanden und Blütenblätter, während wir beteten. Kurz danach spülte die See eine Blumengirlande wieder an und schmückte damit seine Füße.
Jai Gurudev! ❤